Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
passiert meistens, wenn die Leihmutter ihre Eizellen beigesteuert hat“, versuchte Mel, seinen Einwand zu entkräften. „Manchmal ändern sich die Gefühle während der Schwangerschaft. Dann denkt so eine Leihmutter, dass es sich um ihr eigenes Kind handelt, und will es nicht hergeben. In unserem Fall wäre es aber anders. In unserem Fall bräuchten wir nur einen Bauch. Eine lebendige, atmende Petrischale. Probleme oder Komplikationen gibt es bei vorher ausgesuchten Leihmüttern eigentlich kaum.“ Und dann lächelte sie breit, als ob die Sache damit erledigt wäre.
Jack nahm ein Geschirrtuch und ein Glas zur Hand und begann, nicht existente Wassertropfen vom Rand des Glases zu polieren. Mel hatte schon vor Langem gelernt, dass Jack mit dieser Geste reagierte, wenn er nicht sicher war, was er sagen oder wie er sich verhalten sollte. Manchmal tat er das, um geschäftig zu wirken, wenn sich die Gedanken in seinem Kopf überschlugen, oder um sich davon abzuhalten, den anderen abzuwürgen. „Wie genau funktioniert dieses Leihmüttersystem?“, erkundigte er sich.
„Nun, man stellt erst einmal fest, ob man als Kandidat infragekommt – und das kommen wir, kann ich dir sagen. Dann siehst du dir ausgesuchte Leihmütter an und unterhältst dich mit ihnen. Anschließend entnimmt man mir ein paar Eizellen und dir Sperma, bringt es zu einem qualifizierten Labor, wo kleine Embryos daraus gezüchtet und eingefroren werden, um schließlich der Leihmutter ein paar davon einzusetzen und …“
„Und dann bekommt man gleich sechs bis acht Babys?“, fragte er und betrachtete sie skeptisch.
„Nein, Jack. Nur eins. Nur selten auch vielleicht mal zwei, doch wenn man sich eine Leihmutter auswählt, die leicht zu befruchten ist, wird der Arzt ihr nur ein, höchstens zwei Embryos implantieren. Falls es nicht gleich bei den ersten Versuchen klappt, hat der Doktor die Möglichkeit, es noch ein weiteres Mal zu versuchen. Braucht man all diese Embryos für einen dritten und vierten Versuch? Ein Wunder. Nein, Jack. Es wird nur ein Baby geben, und die Chance, gleich zwei zu bekommen, ist genauso hoch, als wenn ich noch eine eigene Gebärmutter hätte und wir uns entschieden hätten, noch einmal schwanger werden zu wollen.“
Die Hand, die das Geschirrtuch hielt, war in Bewegung. Jack polierte das Glas schweigend weiter von außen und innen. Sein Gesichtsausdruck wirkte steinern und zeigte keinerlei Regung.
„Jack? Das ist doch keine so verrückte Idee, oder?“
Er atmete hörbar aus. „Manchmal fällt es mir schwer zu glauben, dass du dich beruflich mit solchen Dingen beschäftigst – und dass du dich damit auskennst. Ich versuche es trotzdem.“
„Und?“
„Es wäre hilfreich, wenn du v ersuchen würdest, dich daran zu erinnern, dass sie nicht in meinen Wissensbereich fallen.“
„Und das bedeutet?“
Er stellte das Glas ab und legte das Geschirrtuch daneben. Dann stützte er sich mit den Ellbogen auf der Bar ab und grifferneut nach ihren Händen. Seine Augen blickten sanft, und seine Stimme klang zärtlich. „Mel, wenn wir noch kein Kind hätten und du es dir sehnlichst wünschen würdest, würde ich fast alles tun, um dir diesen Wunsch zu erfüllen. Wenn du mich bitten würdest, darüber nachzudenken, einem Kind, dass andernfalls keine Eltern mehr hätte, ein Heim zu bieten, würde ich mir das ebenfalls ernsthaft überlegen. Du weißt – ein Platz im Herzen ist ein Platz im Haus. Doch das, worum du mich bittest …“ Er schüttelte beinahe traurig den Kopf. „Ich weiß nicht, ob ich in der Lage wäre, dabei zuzusehen, wie unser Baby im Bauch einer anderen Frau heranwächst.“
„Du musst nicht dabei zusehen“, schlug sie vor.
„Dich zu schwängern, gehört zu den großartigsten Dingen, die ich je in meinem Leben getan habe“, sagte er. „Zu wissen, dass du schwanger warst, deine Stimmungswechsel zu ertragen, mitzuerleben, wie dein Bauch immer größer wurde, die ersten Strampelbewegungen zu spüren und dann die Geburt … Das war mir heilig. Ein Wunder. Mel, unsere beiden Kinder und alles, was damit zusammenhängt, können mit nichts aufgewogen werden. Aber dass meine Schwimmer, die sich mit deinen Eizellen in einer Petrischale in einem Labor verbinden, in einer fremden Frau … Ich weiß nicht …“
„Doch es ist der letzte Ausweg!“
„Nein, Liebling. Der letzte Ausweg wäre, dankbar zu sein für alles, was wir haben. Wenn die Dinge anders gelaufen wären und ein drittes Baby auf dem Weg wäre, könnte
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