Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
die Blockhütte herum, um nachzusehen, ob jemand zu Hause war. Es hatte sich nicht viel verändert, außer dass alles abgeschlossen war. Aiden betrachtete den Garten oder besser die armselige Variante davon. Alles vertrocknet. Keine Verbesserung. Er nahm an, dass Erin abgereist war, goss aber dennoch die Pflanzen für alle Fälle. Vielleicht hatte sie gelegentlich vor, das Wochenende hier zu verbringen.
Plötzlich begann Aiden aus unerfindlichen Gründen und ohne es groß geplant zu haben, die Fläche, die erwiesenermaßen zu viel für sie war, ein bisschen umzugraben. Er zupfte Unkraut und säuberte die Rasenkanten, befreite den Boden von den dicksten Steinen, die er in den Wald schleppte. Dann grub er die Beete so lange um, bis die Erde locker, weich und bepflanzbar war. Anschließend machte er sich auf den Weg nach Fortuna, kaufte ein paar Säcke Muttererde, Dünger, ein paar ordentliche Gartenwerkzeuge sowie einen Schlauch. Nach seiner Rückkehr harkte er die Beete, düngte und wässerte sie.
Bevor er wegfuhr, setzte er sich auf die Sonnenterrasse, trank Wasser und genoss die Aussicht. Er hatte sich nicht auf ihren schönen, sauberen Liegen niedergelassen, sondern hockte auf einer Treppenstufe. Dabei erhaschte er einen Blick durch ihre französischen Türen – alles sah wie geleckt aus. Es gab keinerlei Anzeichen von Leben. Keine herumliegenden Bücher oder Zeitschriften, kein auf dem Tisch stehendes Geschirr oder auf dem Herd vergessene Pfannen, keine am Stuhl hängenden Kleidungsstücke. Nichts.
Dann war sie also weg.
Als Aiden schließlich aufbrach, nahm er die leeren Plastiksäcke, die Erde und Dünger enthalten hatten, mit und stellte die Geräte hinter dem Haus an der Wand ab.
Am nächsten Tag brachte er Pflanzen, Gemüsesetzlinge,Blumen, Absteckpflöcke und einen Aufsatz für den Gartenschlauch mit. Erneut saß er eine Weile auf der Terrasse und genehmigte sich ein Wasser, und erneut schaute er durch die Glastüren ins Innere.
Alles sauber und ordentlich.
Aiden fragte sich, ob die Frau jemals zurückkommen würde. Und er fragte sich, weshalb er sich das fragte. Er mochte sie nicht – sie war eine schreckliche Nervensäge.
Das nächste Mal tauchte er gegen Mittag bei der Blockhütte zum Gießen auf und redete sich ein, dass er das tat, weil es ihm Spaß machte und Luke keinen Platz für einen Garten hatte. Außerdem schoss Aiden der Gedanke durch den Kopf, dass Erin vielleicht irgendwann wiederkäme und nach den toten Pflanzen in ihrem Garten sehen würde. Es bereitete ihm ein diebisches Vergnügen, wie sie dann die neu angelegten Beete entdecken und sich wundern würde, wer so etwas tat. Und warum.
Aiden gönnte dem Garten noch eine Extraportion Wasser, da er morgen keine Zeit hatte, sondern mit Luke, Shelby und Art zu Franci fuhr, um beim Garagenflohmarkt zu helfen und ein paar kleinere Reparaturen am Haus auszuführen.
Art, der wirklich niemals nervtötend gewesen war, raubte Luke auf einmal den letzten Nerv. Von Ungeduld getrieben, stellte Art ihm andauernd Fragen nach Netta. „Weißt du, wo sie jetzt wohnt? Weißt du, wo ihr Haus steht?“
Luke antwortete ihm immer dasselbe: „Noch nicht, Kumpel. Ich rufe schon andauernd bei allen möglichen Bäckereien an und erkundige mich, ob dort jemand, der so heißt, arbeitet, doch bis jetzt hatte ich noch kein Glück. Versuche, dich zu beruhigen.“
Von einem Mann, der bis oben hin von der Sehnsucht nach einer Frau erfüllt war, zu verlangen, dass er sich entspannte, war ungefähr genauso sinnvoll, wie Öl in ein Feuer zu gießen.Es gab nichts, was ihn von diesem Gefühl ablenken konnte. Zum ersten Mal schaffte es nicht einmal Rosie, Art von seiner Schwermut zu befreien. Und dem Garagenflohmarkt, der Arts Aufmerksamkeit wirklich verdient gehabt hätte, gelang es auch nicht. Art hörte nicht auf, Luke mit seinen Fragen nach Neuigkeiten zu löchern. Luke antwortete ihm jedes Mal geduldig: „Es gibt nichts Neues, Art. Du hast mich erst vor zehn Minuten das letzte Mal danach gefragt.“
Shelby saß in einem Gartenstuhl am Garagentor, fächelte sich Luft zu und verhandelte mit Kunden, während Franci und deren Mutter, Vivian, die Waren hin und her schoben. Aiden verfugte gerade das Badezimmer neu, reparierte die Dachrinne, reinigte den Boden und strich die Wand hinter Kühltruhe, Waschmaschine und Trockner. Rosie hing an ihm wie eine Klette, denn er hatte ihr versprochen, dass sie seinen Bart mit Haarclips und Schleifchen „verschönern“ durfte,
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