Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
sie an. „Sollen wir noch ein bisschen in die Pedale treten, ehe ich Sie mit Essen verwöhne?“
„Einverstanden“, stimmte Erin müde zu und streckte sich. „Diesmal vielleicht in einer etwas moderateren Geschwindigkeit. Versprochen. Ich lasse Sie gewinnen.“
Die zweite Stunde ihrer Fahrradtour verlief im Gegensatz zur ersten wesentlich angenehmer; Aiden lag etwas zurück, deshalb fuhr sie nicht so schnell. Und weil sie nicht mehr wie eine Verrückte strampelte, gelang es Erin, den Ozean, die kühle Brise und den weiten blauen Himmel mit den kleinen Schäfchenwolken zu genießen. Außerdem war ihr die ganze Zeit bewusst, dass Aiden sich am Anblick ihres wohlgeformten Hinterns und ihrer langen Beine erfreute.
Als Aiden pfiff, um die nächste Pause anzukündigen, war Erin beinahe enttäuscht. Er schlug den Weg zu einem kleinen Strandabschnitt ein, der eingebettet zwischen riesigen Felsen lag. Die nordpazifische Küste war generell sehr felsig. Aiden stellte das Rad ab und breitete die Decke aus dem Korb auf dem Sand aus. Dann hob er den Picknickkorb vom Gepäckträger, setzte ihn auf die Decke ab und nahm daneben Platz.
„Es ist nichts Besonderes“, meinte er. „Ich weiß eigentlich gar nicht, was Sie, außer Schokoladenkeksen, sonst noch gerne essen.“
Erin gesellte sich zu ihm auf die Picknickdecke. „Im Moment mag ich alles. Ich musste mehrere Stunden Fahrrad fahren.“ Sie nahm eine Flasche Wasser aus dem Korb und trank einen großen Schluck. Dann entdeckte sie Sandwiches, Äpfel und Brownies. Während sie aßen, fragte sie Aiden nach seiner Familie und wurde in die Geheimnisse der fünf Riordan-Brüder eingeweiht, die sich alle für eine militärische Laufbahn entschieden hatten. Aiden erzählte ihr, wie er und seine vier Brüder im Mittleren Westen aufgewachsen waren. „Wir wohnten in einem Haus mit drei Schlafzimmern – drei Jungen schliefen in dem einen, zwei in dem anderen Zimmer. Unser Vater war Elektriker. Um uns alle durchzufüttern, musste er unglaublich viele Überstunden abreißen, was hieß, dass unsere Mutter uns gewissermaßen alleine erzogen hat. Und ich finde, sie hat einen guten Job gemacht. Wir haben sie immer den ‚Vollstrecker‘ genannt. Sie ist eine bemerkenswerte Frau. Sehr stark und bis vor Kurzem sehr engstirnig.“
„Was heißt bis vor Kurzem? Was ist passiert?“
„Sie hat einen Freund. Und jetzt lebt sie mit ihm in einem Wohnmobil. Sie wollen durch das Land fahren, um Freunde und Kinder zu besuchen und sich die Welt anzuschauen.“
„Das klingt eigentlich sehr schön“, erwiderte Erin und biss in ein Sandwich.
„Stimmt“, antwortete Aiden. „Doch einige meiner Brüdersind deswegen ein wenig missmutig. Ich nehme es ihnen nicht übel – unsere Mutter war immer sehr kritisch, was unsere Beziehung zu Frauen betraf … Bis vor ein paar Monaten hatte sie noch jeden ihrer über dreißigjährigen Söhne bei der bloßen Erwägung, mit einer Frau ins Bett zu gehen, mit der er nicht verheiratet war, am Ohr gezogen. Und nun lebt meine dreiundsechzigjährige Mutter mit einem Kerl zusammen.“
„Um wie viele Frauen ging es?“, hakte sie neugierig nach. „Ich meine, wenn Sie von Beziehungen sprechen …“
„Kein Grund zur Sorge, Erin. Von uns Brüdern war ich fast immer der Vorsichtigste. Ich habe mich schon seit Monaten mit niemandem mehr getroffen. Na ja, das ist nicht so ganz rich-tig. Ich habe mich ein paarmal mit jemandem verabredet – zum Abendessen oder mit Freunden zum Drink, so was in der Art. Doch ich hatte schon lange keinen Sex mehr. Und ich benutze immer ein Kondom.“
Erins Wangen glühten. „Ich wollte nicht …“
„Sie sollten es aber wissen wollen und auch danach fragen. Das wäre nur vernünftig, denn wir haben gerade ein Date. Die Sache mit dem Bären zählt nicht. Diese Fahrradtour schon.“
Erin wich seinem Blick aus. Als sie ihn wieder ansah, sagte sie: „Und jetzt wollen Sie alles über meine Verabredungen wissen?“
Aiden zuckte die Achseln. „Nun, wenn Sie darüber sprechen wollen.“
„Ich habe nicht sehr oft Dates“, erklärte sie. Eigentlich so gut wie nie . „In den letzten Jahren habe ich mich nur selten mit Männern getroffen – und wenn, dann meist nur ein Mal.“
„Ist es schwer, Ihnen zu gefallen?“
„Ja, ich glaube schon.“
„Und Sie sind immer schwer beschäftigt“, fuhr Aiden fort.
„Klingt das wie eine Ausrede? Denn es hängen tatsächlich ein paar Menschen von mir ab, und ich nehme diese Verantwortung
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