Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
eingecremt hatte, setzte er ihr den Helm auf. „Ich fahre hinter Ihnen her“, sagte er. „Das ist sicherer.“
Er lachte, weil sie ihm auswich, als er ausholte, um ihr erneut auf den Po zu hauen.
„Wo entlang?“, fragte sie ihn.
„Diese Entscheidung überlasse ich Ihnen.“
Erin schaute nach Norden und nach Süden, wobei der Süden flacher wirkte. Dann stieg sie auf das Bike und strampelte los. Sie trat wie verrückt in die Pedale, während ihr Aiden, ein Liedchen pfeifend, in einem gemütlichen Tempo folgte.
Erin hielt sich in allen Lebensbereichen, egal ob es um die Einhaltung einer Diät oder das morgendliche Sportprogramm ging, an ihren eigenen Ablauf. Sie machte regelmäßig Yoga und trainierte ein wenig mit Gewichten; ihr Work-out beinhaltete außerdem einige Runden auf dem Laufband, und ab und zu nutzte sie auch den Stepper. Kontinuierlich. Fünfundvierzig Minuten jeden Morgen. Aber für ein Ausdauertraining wie Fahrradfahren oder Joggen hatte sie bisher weder Interesse noch Zeit aufgebracht. Deshalb war sie innerhalb von fünf Minuten total außer Atem und verschwitzt. Und hinter ihr – dieses höllische Pfeifen. Aiden im Stillen verfluchend, strampelte Erin einfach weiter. Jeden Gedanken daran, wie blöd sie sich gerade anstellte, weil sie nicht schneller fuhr, verbot sie sich. Vermutlich hatte Aiden regelmäßig nach Feierabend trainiert, bevor er sich abends der Frauenjagd widmete. Sie hingegen musste täglich einen mindestens Zwölf-Stunden-Arbeitstag imBüro oder Gerichtssaal bewältigen. Doch sie zwang sich dazu, mindestens eine Stunde lang ohne Pause zu radeln, obwohl sie am liebsten gestorben wäre.
Als sie kurz davor war, das Handtuch zu werfen, ertönte ein Pfiff, und Aiden rief: „Halten Sie an!“ Sie war ihm so dankbar, dass sie ihn am liebsten geküsst hätte. Er stieg ab und schob sein Mountainbike zum Strand hinunter. Erin folgte ihm. Endlich blieb er stehen, holte ein paar Sportdrinks aus dem Rucksack und reichte ihr einen davon.
„Was ist los?“, fragte sie ihn außer Atem. „Müde?“ Ächzend ließ sie sich in den Sand plumpsen und entlockte ihm damit ein Lachen. Dann stürzte sie die Hälfte ihres Getränks mit lauten, gierigen Schlucken hinunter.
Aiden fiel neben ihr auf die Knie. „Ein bisschen ehrgeizig, Erin?“
Sie wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. „Möglich.“ Sie lächelte. „Okay, zugegeben, ich bin nicht besonders gut in Form.“
„Mir gefallen Ihre Formen ziemlich gut.“
„Also …“, erwiderte sie. „Ich hatte mich schon gefragt, ob Sie mit mir flirten. Ich meine, den Bär zu verjagen ist eines, aber rasieren?“ Sie lachte. „Ich glaube, man kann es getrost als Flirtversuch auffassen, wenn Sie sich erst rasieren und jetzt über meine Figur reden. Hm?“
„Wenn Sie meinen“, entgegnete er. „Auf welchem Rechtsgebiet sind Sie denn tätig?“
„Immobilien- und Steuerrecht.“ Sie zog die Augenbrauen hoch. „Wie ist Ihr Verhältnis zur Steuerbehörde?“
„Ich war bei der Navy. Da gibt es nichts zu verheimlichen. Und ich bin Single – in meinem Testament habe ich meine Mutter als Haupterbin eingesetzt. Sie bekommt die Lebensversicherung ausbezahlt.“
„Lieber Himmel“, stieß Erin seufzend aus.
„Wird man als Mädchen durch das Jurastudium und die Arbeitin einer Anwaltskanzlei so tough und ehrgeizig?“
„Ich glaube tatsächlich, dass das Jurastudium und meine Arbeit mich als Mädchen so tough und ehrgeizig gemacht haben“, antwortete sie lächelnd. „Außerdem stand ich zu der Zeit ziemlich unter Druck. Meine Eltern starben zu jung. Ich bin die Älteste und musste mich um meine jüngere Schwester und meinen Bruder kümmern.“
„Die Schwester, die jetzt schwanger ist, stimmt’s?“
„Richtig. Ihr Termin ist Ende des Monats. Sie wird mit einer fast neunzigprozentigen Sicherheit per Kaiserschnitt entbinden – das Baby liegt falsch. Marcie hofft, dass es sich noch dreht, allerdings ist das bis jetzt noch nicht der Fall. Der Geburtstermin ist am 20. August, also hat sie noch ein paar Wochen.“
„Und dann reisen Sie ab?“
„Spätestens ein paar Tage vorher. Ich bin mir aber echt nicht sicher, ob ich es so lange aushalte, mit diesem Bären …“ „Scheißbär“, murmelte er. „Ausgerechnet als Sie etwas für mich gebacken hatten …“
„Ich habe für Marcie und Ian gebacken – sie kommen nächstes Wochenende zu Besuch. Und Ihnen wollte ich ein paar Schokoladenkekse für Art mitgeben.“
Aiden grinste
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