Herzklopfen in Virgin River (German Edition)

Sagen zu haben, die Elternrolle zu übernehmen …“
    „Ich vermute, es hat sich alles zum Guten gewendet“, erwiderte Aiden. „Marcie erwartet doch jetzt ein Baby, stimmt’s?“ „Stimmt. Seit der Weihnachtszeit habe ich Marcie nicht mehr gesehen. Sie und Ian kommen gerne hierher, um dabei zu sein, wenn wir die Lichter am Tannenbaum, mitten auf dem Dorfplatz von Virgin River, einschalten.“
    „Ich habe gehört, dass sie demnächst Erin besuchen werden vielleicht fahren sie auch in die Stadt.“
    „Oh, das hoffe ich doch“, entgegnete Mel. „Marcie ist eine wundervolle, junge Frau, und verfügt über einen eisernen Willen … Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist, jemanden wie sie erziehen zu müssen.“
    Preacher brachte einen Teller mit dampfendem Rührei und stellte ihn vor Aiden ab. „Morgen, Doc“, begrüßte er Aidenund griff unter die Theke, um ihm das in eine Serviette eingerollte Besteck zu geben. „Ist es okay so?“
    „Perfekt. Ich weiß es wirklich zu schätzen.“ Dann wandte sich Aiden wieder an Mel. „Erin sagte, dass ihre Eltern gestorben sind. Deshalb werden Sie wohl nie erfahren, wie es ist …“
    „Erin wäre diejenige, die man da fragen müsste. Sie hat ihre Schwester und ihren Bruder großgezogen.“
    Aiden, der gerade im Begriff war, die Gabel zum Mund zu führen, stockte mitten in der Bewegung. „Sie hat mir erzählt, sie hätte immer viel Verantwortung tragen müssen …“
    „Nun, das ist untertrieben. Ihre Mutter starb, da war Erin gerade elf. Marcie war vier und ihr kleiner Bruder Drew ungefähr zwei Jahre alt – noch in den Windeln. Wenn ich es richtig verstanden habe, war ihr Vater so gut wie nie ansprechbar – verbittert und alles. Wenn er dies mal gerade nicht war, arbeitete er, und Erin musste sich um die Kleinen kümmern und den Haushalt managen. Erin hetzte von der Schule immer heim, um zu babysitten, das Haus zu putzen, Wäsche zu waschen, Abendessen zu kochen und um die Kinder ins Bett zu bringen. Später, als ihre Geschwister im Teenageralter waren und Erin im ersten Semester Jura studierte, starb ihr Vater. Ich glaube, ihr kleiner Bruder war damals dreizehn. Tatsache ist, dass sie seit ihrem elften Lebensjahr die Mutterrolle übernommen hat.“
    Der Abschlussball, dachte Aiden. „Mit elf?“, fragte er und schob sich die Gabel mit dem Rührei in den Mund, obwohl ihm eigentlich der Appetit vergangen war.
    „Das ist schon etwas ganz Besonderes, was? Und es ist ja nicht so, als ob Erin, nachdem ihre Geschwister erwachsen geworden waren, endlich angefangen hätte, ihr eigenes Leben zu leben. Drew besuchte das College und studierte anschließend Medizin – Marcie sagte, dass er es ohne Erin niemals geschafft hätte. Oh – und Marcie? Nun, sie hatte einen pflegebedürftigen Ehemann und hat mir erzählt, dass es Erin zu verdanken war, dass sie finanzielle Unterstützung vom Marine Corps erhaltenhatte. Und nicht nur das – sie war gemeinsam mit Bobbys Familie und Marcie im Pflegeheim, um, wenn nötig, mitzuhelfen. Ich weiß, Erin wirkt nicht gerade wie die typische Schwesternhelferin, doch sie war genauso für Bobby da wie all die anderen aus seiner Familie.“
    Aiden steckte sich einen weiteren Bissen zwischen die Lippen, obwohl er kaum noch schlucken konnte. Eine Vollzeitstudentin, die eine Horde Teenager zu erziehen hatte? Partnerin in einer gut gehenden Anwaltskanzlei, die aktiv mithilft, einen behinderten Ex-Marine im Pflegeheim zu betreuen? „Das klingt, als ob sie ihr ganzes Leben lang unglaublich hart arbeiten musste …“
    „Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich glaube, Erin hat einen Großteil ihrer Kindheit versäumt“, sagte Mel. Sie rutschte vom Barhocker hinunter und ging hinter die Theke. Dort griff sie nach der Kaffeekanne und füllte Aidens Tasse auf. „Marcie und Ian sind erst im letzten Sommer aus Marcies Elternhaus ausgezogen. Drew ist nach L. A. verschwunden, um seine Assistenzstelle in der Orthopädie anzutreten. Ich denke nicht, dass Erin vorher schon einmal nur Zeit für sich hatte und nur verantwortlich für ihr Leben war.“ Mel lächelte. „Sie können sich nicht vorstellen, wie glücklich es mich macht zu wissen, dass Sie sich treffen. Ein toller Mann genau im richtigen Augenblick? Das erscheint mir perfekt. Und was haben Sie zusammen unternommen? Bitte erzählen Sie mir jetzt nichts, was mich erröten lässt.“
    Aiden grinste sie an. Das war die beste schauspielerische Leistung, die er je vollbracht hatte. „Nun,