Herzkurven
noch stehen. »Ist es okay, wenn ich noch meine Familie in Neuseeland grüße?«
Sarah strahlte. »Natürlich.« Sie gab ihm das Mikrofon.
Er lächelte in die Kamera. »Hi, Matt, hi, Mia! Ich hoffe, ihr bekommt noch etwas anderes zu essen als Haferbrei.«
Mia sprang aufgeregt auf und ab. »Das sind wir! Er redet mit uns!«
Matt brachte sie zum Schweigen.
Ross starrte direkt in die Kamera. Sein Lächeln wurde vertrauter und seine Stimme tiefer: »Hi, Danny!«
Dannys Magen machte einen Sprung. Sie fühlte sich, als würde sie durch die Kamera in Ross’ warme dunkle Augen gesaugt. Er gab Sarah das Mikrofon zurück, die sofort fragte: »Wer ist Danny?«
Ross lächelte. »Das wäre jetzt Tratsch.«
Sarah drehte sich zur Kamera und fing sofort an zu spekulieren, wer die mysteriöse Person mit dem Namen Danny sein könnte.
Unterdessen stand Danny plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von jedem im Wohnzimmer.
»Wer«, wollte Ted wissen, »ist das?«
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Kapitel 20
A ls sein Flugzeug in Auckland landete, hatte Ross genug Weihnachtsgeschenke dabei, um das Christkind für die nächsten fünf Jahre arbeitslos zu machen. Er hatte sich in New York kurz mit Wanda getroffen und dann bei seinen Eltern in San Diego vorbeigeschaut. Vorhersehbarerweise hatten seine Mutter und seine Schwestern die Gelegenheit ergriffen, ihn als Postbotenersatz für Matts, Mias und Dannys Weihnachtsgeschenke zu missbrauchen.
Erst als Ross mit einem Glas Single-malt Scotch in der Hand im Flugzeug saß, ging ihm auf, dass er hereingelegt worden war. Eines von Mias Geschenken stellte sich als ein batteriebetriebener Welpe heraus, der laut Kartonaufschrift so realistisch war, dass er alles konnte, außer sein Geschäft machen. Kaum hatte das Flugzeug abgehoben, fing der Welpe dauerhaft an zu bellen und nervte damit alle Passagiere der ersten Klasse. Ross und eine der Stewardessen mussten das ganze Fach ausräumen, bevor sie den Welpen fanden und dem kleinen Bastard die Batterien ausbauen konnten. Ross war nicht sonderlich überrascht, Deirdres Handschrift auf der Karte zu entdecken, die an dem zerrissenen Geschenkpapier hing.
»Wie viele Kinder haben Sie, Sir?«, fragte die Stewardess.
Er öffnete seinen Mund, um »keine« zu antworten, und hielt inne. »Zwei«, sagte Ross dann langsam, »ich habe zwei.«
Eine Mitreisende, die schon eine halbe Flasche Champagner ausgetrunken hatte, meldete sich vom anderen Ende der Kabine. Sie hatte das geliftete, botoxstarre Gesicht einer Sechzigjährigen, die immer noch versuchte, auszusehen wie dreißig.
»Sagen Sie, O’Rourke«, lallte sie, »sind irgendwelche davon für Danny?«
Ihr Kommentar bereitete Ross ein wenig auf das vor, was er vorfand, als sein Taxi schließlich vor Dannys Haus hielt. Als er von hier abgereist war, hatten nur zwei oder drei Fotografen vor der Tür ausgeharrt, aber als er jetzt aus dem Taxi stieg, sprangen mindestens zehn von ihnen aus ihren Autos und tauchten ihn in ein Blitzlichtgewitter.
*
Vor Monaten, als Ross zum ersten Mal nach Neuseeland geflogen war, hatte Danny tief und fest geschlafen und nichts geahnt. Beim zweiten Mal beobachtete sie den Digitalwecker auf ihrem Nachttisch, wie er auf fünf Uhr dreißig morgens umschaltete, und wusste, dass sein Flugzeug gerade in Auckland gelandet war. Genau wie Nella und vor ihr ihre Mutter beobachtete Danny die Uhr und zählte die Minuten, bis ein Mann durch die Haustür trat. Und genau wie sie hatte sie sich um ihr Aussehen bemüht und sich den blauen Rock mit der Bluse und den dazu passenden Schuhen angezogen, weil es Ross so gut gefiel. Sie hatte sich den Mascara aus den Haaren gewaschen, war dann aber im letzten Moment in Panik verfallen, weil sie das Gefühl hatte, das wäre einfach zu offensichtlich. Also waren die Haare jetzt silbern und blau, und in ihren Ohren steckten ihre Sicherheitsnadel-Ohrringe.
Sie musste sich am Kopf untersuchen lassen. Lawton-Frauen waren völlig nutzlos, wenn es um die Auswahl von Männern ging. Sie hatten zwei genetische Prädispositionen: sich in den falschen Mann zu verlieben und jung zu sterben. Danny scheute davor zurück, das, was sie für Ross empfand, als Liebe zu bezeichnen – Lust war besser. Langfristige Bindungen waren genauso wenig Ross’ Ding wie ihres. Er war siebenunddreißig Jahre alt und hatte trotzdem noch nicht einmal eine Ex-Frau oder ein uneheliches Kind vorzuweisen. Er lebte allein in einem Türmchenhaus und tauchte nur auf, wenn er Publicity für seine
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