Herzkurven
finde, Ross sollte das machen!«
Ross zuckte zusammen.
»Was?!«
Breda nickte. »Genau, was ich gerade sagen wollte. Du hast mir die Worte aus dem Mund genommen, Deirdre.«
»Was? Warum ich?!«, rief Ross. »Ich kriege die unangenehmen, nervigen Jobs, nicht den Gefühlskram!«
Deirdre und Breda wechselten einen Blick. Ross konnte fast sehen, wie es in ihren Hirnen arbeitete. Verdammte hinterhältige Frauen – in seiner Familie wimmelte es davon. Er hegte den furchtbaren Verdacht, dass er in eine Falle getappt war.
»Ich kann nicht hinfliegen, Ross.« Deirdres große blaue Augen leuchteten heimtückisch. Plötzlich konnte Ross sich vorstellen, wie sie strickend neben der Guillotine saß.
»Warum?« Sein böser Blick versprach tödliche Revanche. Unglücklicherweise übte der Blick, der andere Leute in zitternde Häufchen Elend verwandelte, auf seine Familie nicht den geringsten Effekt aus.
Deirdre hielt die Hochzeitszeitschrift hoch. »Weil ich heirate.«
Ross blinzelte. Breda keuchte. Er versuchte, ihren Blick einzufangen, aber seine Mutter schaute weg.
Er sah die hinterhältige Verräterin der Familie an. »Du meinst doch sicherlich nicht Derek?«
»Darren«, korrigierte Deirdre ihn, »er heißt Darren.«
»Wen interessiert es, wie er heißt? Er kann kaum zwei Sätze bilden.«
»Ross!«, schnauzte Breda ihn an.
Er starrte sie böse an. »Du hast gesagt, er sei ein Idiot!«
Sie schnappte sich die Zuckerdose vom Tablett. »Schau dir das an! Wir haben keinen Zucker mehr.«
»Das kannst du laut sagen«, knurrte Ross.
»Du hast Darren nur zwei Mal getroffen!«, rief Deirdre.
Ross zeigte auf Breda. »Zweimal zu oft, wenn man ihr glaubt.«
»Ruhe jetzt, Ross!«
»Weißt du, wie es ist, unserer Familie zum ersten Mal zu begegnen?«, fuhr Deirdre fort. »Es ist wie
Einer flog über das Kuckucksnest
zu schauen und plötzlich festzustellen, dass du mittendrin bist und keiner schauspielert. Frag einfach Tom, Pete oder Joe, wenn du mir nicht glaubst!«
Ross musste nicht mit seinen Schwägern reden, um zu wissen, dass seine Familie verrückt war.
Breda allerdings war tief verletzt. »Wir haben Damian willkommen geheißen!«
»Darren! Sein Name ist Darren!«
»Wir haben Darren willkommen geheißen! Es ist nicht mein Fehler, dass der Mann so furchtbar schweigsam ist.« Breda senkte das Kinn und psalmodierte: »Ich habe dir nur eine Sache zu sagen, Deirdre:
Verwechsle nicht den Bart des Ziegenbocks mit dem Schwanz eines Vollbluthengstes.
«
Ross und Deirdre rollten die Augen. Bredas irische Sprichwörter hatten aufgehört, lustig zu sein, als sie ungefähr zehn Jahre alt gewesen waren. Breda war beleidigt gewesen, als sie gehört hatte, wie Aoife es »Ma spielt die verrückte irische Mommy« genannt hatte, aber was konnte man schon von einem Mädchen erwarten, das oben ohne durch die Innenstadt von San Diego lief und ein Plakat trug, das die Brustkrebsvorsorge anpries? Es hatte Wochen gedauert, bis Breda sich wieder in der Kirche um die Altarblumen hatte kümmern können.
Deirdre spielte ihren Trumpf aus. »Darren ist bereit zu konvertieren, und er verdient nach Steuern fünfundsiebzigtausend im Jahr.«
Breda erstarrte. »Ist er das?«, rief sie verzückt. »Tut er das?« Sie griff sich das Magazin von Deirdres Schoß und fing an, darin zu blättern. »Hier ist ein wirklich wunderschönes Kleid mit einer kleinen Tournüre und einer langen Schleppe, das dir toll stehen würde, Deirdre.«
Deirdre sah aus, als würde ihr langsam unwohl.
Ross lächelte dünn. Er hoffte nur, dass sie über die Schleppe stolperte und sich auf die Tournüre setzte.
*
Als Deirdre ihr Telefonat mit Ross beendet hatte, rief sie Carmel an, um die neusten Nachrichten vom Kampf der Geschlechter zwischen Ross Fabello und Daneka Lawton weiterzugeben. Obwohl die Schwestern die neuseeländische Tante noch nicht getroffen hatten, bewunderten sie sie dafür, dass sie nicht vor Ross’ scharfem Verstand und seiner sarkastischen Art in die Knie ging.
Carmel befand sich im letzten Monat ihrer fünften Schwangerschaft, und hatte die vergangenen acht Tage damit verbracht, auf dem Familiensofa Jerry Springer und Oprah zu schauen und sich zu beschweren. Sie ging beim zweiten Klingeln ans Telefon.
»Was ist?«
»Und auch dir ein fröhliches Hallo.«
»Wenn du nett und freundlich willst, leg auf!«, blaffte Carmel. »Meine Krampfadern tun weh, meine Hämorrhoiden pulsieren, und ich habe ein Sodbrennen, das ich niemandem wünsche.«
Deirdre
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