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Herzkurven

Herzkurven

Titel: Herzkurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Holman
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Meinung war, dass Pat und Deirdre die hübschesten Babys gewesen waren und Aoife und Annie die hässlichsten, weil sie frühreif waren. Carmel und Ross lagen irgendwo dazwischen.
    Ein Teetablett mit einem weißen, mit Rosen verzierten Teegeschirr aus Porzellan stand vor Breda auf einem Polsterhocker. Drei Tassen Tee waren eingeschenkt worden, um dann kalt zu werden. Die Tatsache, dass Ross Tee hasste, war etwas, das seine Mutter seit Pats Tod regelmäßig vergaß, und er brachte es nicht übers Herz, sie daran zu erinnern. Wie seine Schwestern kam er öfter zu Besuch, seitdem Pat gestorben war. Es tat ihnen allen weh, zu beobachten, wie Bredas und Vitos Schock und Schmerz sich in den Monaten nach Pats Tod in Schock und Verwirrung verwandelten, nachdem sie erfahren hatten, dass er in Neuseeland zwei Kinder hatte, von denen zu erzählen er nie für nötig befunden hatte. Die Verwirrung verwandelte sich in Verzweiflung, als klarwurde, dass die Tante, die für Pats Sohn und Tochter verantwortlich war, alles tat, um zu verhindern, dass die Familie ihres Vaters sie kennenlernen konnte. Ungefähr zu dieser Zeit war Daneka Lawton für Ross zum Staatsfeind Nummer eins geworden.
    »Warum beantwortet sie die Briefe nicht?«, rief Breda zum hundertsten Mal. »Wir sind ihre Großeltern! Sie sind Teil der Familie!«
    Ross und Deirdre vermieden es, sich anzusehen. Sie hatten sich gegenseitig dieselbe Frage gestellt, und beide hatten dieselbe Antwort gegeben. Wenn die Tante Pat als Maßstab nahm, dann war es kein Wunder, dass sie nicht scharf darauf war, den Rest der Familie kennenzulernen.
    »Es ergibt keinen Sinn«, hatte Breda erklärt. »Wir wollen sie doch nur kennenlernen.«
    »Vielleicht haben Pat und die Tante sich nicht verstanden, Ma. Vielleicht denkt sie, dass sie die Kinder beschützt«, erläuterte Ross.
    Deirde schickte ihm einen scharfen Blick. Während sie und ihre Schwestern Ross zustimmten, war keine von ihnen dumm genug oder mutig genug, es laut auszusprechen, besonders gegenüber ihrer Mutter, die Pat absolut verzogen hatte. Und Ross war
definitiv
nicht dumm. Deirdre beäugte ihre Mutter wachsam und wartete auf den Ausbruch.
    Breda enttäuschte sie nicht.
    »Und was genau soll das bitte heißen?« Die leuchtend blauen Augen, die sie Pat und Deirdre vererbt hatte, sprühten Funken.
    Ross zeigte eine Geduld, von der Deirdre nicht gewusst hatte, dass er sie noch besaß. »Es heißt genau das, was ich gesagt habe: Wenn Daneka Lawton Pat nicht mochte, dann wird sie den Rest der Familie kaum mit offenen Armen willkommen heißen. Sei ehrlich, Ma«, meinte er sanft, »du weißt, wie Pat war!«
    Breda wandte den Blick ab. »Er war kein böser Junge, nur manchmal ein wenig voreilig und gedankenlos, aber junge Leute sind eben so.«
    Ross und Deirdre wiesen nicht darauf hin, dass der Rest von ihnen sich nie in selbstdarstellerischen Eskapaden ergangen oder ihr Leben so geführt hatte, dass er jeden beleidigte und Chaos hinter sich zurückließ, wenn er wieder verschwand.
    Deirdre schlug ihren Schuh gegen einen Stapel alter Hochzeitszeitschriften, die Breda auf dem Brett unter dem Couchtisch aufbewahrte. Eine rutschte vom Stapel. Deirdre hob sie auf und fing an, durch die Seiten zu blättern, in einem Versuch, ihre Mutter abzulenken und sich selbst mit der veralteten Brautmode zu unterhalten. Wenige Dinge fesselten Bredas Aufmerksamkeit so wie Hochzeiten und Babys – genau genommen die Hochzeiten und Babys ihrer Kinder. Nachdem sie Carmel, Aoife und Annie erfolgreich vor den Altar gebracht hatte, betrachtete sie Ross und Deirdre als längst überfällig, diesem Vorbild zu folgen. Sie war irritiert, dass die beiden trotz ihrer Versuche, ihnen mehrere akzeptable – und, viel wichtiger, katholische – Kandidaten vorzustellen, sich weigerten zu kooperieren.
    »Einer von uns muss persönlich zu der Tante gehen, damit sie sieht, wie wir wirklich sind«, eröffnete sie ihnen. »Ich glaube, dein Vater und ich sollten nach Neuseeland fliegen.«
    »Nein!«, riefen Ross und Deirdre gleichzeitig.
    Ihre Mutter auf Daneka Lawton loszulassen wäre verheerend. Neben Breda war sogar Ross subtil.
    »Warum nicht?«, rief Breda empört.
    »Weil du und Dad in den letzten Monaten genug durchgemacht habt«, erklärte Deirdre schnell.
    »Ja, jemand anders sollte fliegen.« Ross schaute Deirdre vielsagend an.
    Sie verengte ihre Augen.
    »Also, ich glaube …«, setzte ihre Mutter an.
    »Ross sollte gehen!«, unterbrach Deirdre sie. »Ich

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