Herzkurven
Glaubst du wirklich, dass er zwei Kinder will, die sein Leben umkrempeln?«
War sie denn die Einzige, die Ross Fabello durchschaute? »Was ist mit diesen Schwestern, die er immer wieder erwähnt? Sie wären vielleicht gern bereit, Matt und Mia zu nehmen. So wie Ross über seine Familie redet, klingt es nicht so, als würden zwei mehr noch etwas ausmachen.«
»Du ziehst voreilige Schlüsse«, beharrte Vanessa. »Du musst ruhig bleiben, bis du sicher weißt, was er vorhat – oder ob er überhaupt etwas vorhat.« Ihre Stimme wurde weicher. »Das muss nicht alles schlimm sein, Danny. Jetzt haben sie Großeltern, Tanten und Onkel, Cousins und Cousinen.«
Sie hatte recht. Die Fabellos konnten den Kindern so viel mehr bieten als Danny allein. Sie konnten ihnen finanzielle und emotionale Sicherheit bieten. Danny war eifersüchtig auf Ross’ Familie.
Und da war noch das größere Problem, das größte von allen, das über den Kindern und Danny schwebte wie ein Geier: Dannys Mutter und Zwillingsschwester waren in jungen Jahren an Brustkrebs gestorben. Ein oder zwei Mal hatte Danny versucht, mit Vanessa über ihre Ängste zu reden, aber Vanessa hatte in den Krankenschwesternmodus geschaltet und darauf hingewiesen, dass Danny – anders als Rose und Nella – zu allen Vorsorgeuntersuchungen in der Krebsklinik ging.
Vanessa hatte sich so aufgeregt, dass Danny schließlich aufgab, darüber zu reden. Stattdessen holte sie das Problem in den frühen Morgenstunden hervor und dachte darüber nach; starrte mit leerem Blick in die Dunkelheit und stellte sich vor, was ihr passieren würde – und was dann mit Matt und Mia wäre. Sie fühlte sich, als würde sie ihr Leben damit verbringen, die Luft anzuhalten und auf die Katastrophe zu warten.
Danny wechselte widerstrebend das Thema. »Er ist wirklich stinkreich, oder?«
Vanessa zog den Deckel von dem Plastikbehälter, der ihr Zwei-Uhr-morgens-Essen enthielt. »Stinkreich. Krösus. Übelriechend, widerwärtig …«
»Okay, okay, ich hab’s kapiert!«
»
John Doe
läuft bald als Film an. Unser RF hat das Drehbuch geschrieben, und laut Berichten in
Woman’s World
wird er als Oscar-Kandidat für das beste Drehbuch gehandelt.«
Danny hatte noch nie verstanden, wie Vanessa so viel Spaß daran haben konnte, Klatschmagazine zu lesen. Sie beobachtete, wie ihre Freundin sich einen Klecks Nudelsauce aus dem Mundwinkel leckte. »Warum versuchst du nicht, ihn um den Finger zu wickeln?«
»Wie?«, fragte Danny sarkastisch.
»Schlaf mit ihm! Du hast ein gottgegebenes Talent. Unter diesen grauenhaften Klamotten bist du eine Rakete – sobald Männer einmal mit dir geschlafen haben, sind sie Wachs in deinen Händen.«
Danny kontrollierte, ob die anderen zwei Krankenschwestern, die gerade Pause machten, das gehört hatten, aber sie lasen weiter in ihren Zeitschriften und schaufelten sich Essen in den Mund. Sie lehnte sich zu Vanessa und zischte: »Psssst! Würdest du bitte den Mund halten?«
»Hast du eine bessere Idee?«, wollte Vanessa wissen.
»Vielleicht hast du es ja nicht bemerkt, aber
wir hassen einander!
«
»In der Nacht sind alle Katzen grau.«
»Nicht, wenn es Säbelzahntiger sind.«
»Ich glaube trotzdem, dass es besser wäre, wenn du nett zu ihm bist, statt ihn wütend zu machen. Ihm den Zugang zu den Kindern zu erschweren ist vielleicht nicht der beste Weg, mit der Situation umzugehen«, beharrte Vanessa.
Theoretisch wusste Danny, dass ihre Freundin recht hatte, aber sie machte sich Sorgen, dass Matt und Mia ihren Onkel besser kennenlernten und dann wieder verletzt würden, wenn er auf Fabello-Art verschwand. Er hatte nicht damit hinterm Berg gehalten, dass er nicht in Neuseeland sein wollte und es kaum erwarten konnte, nach Hause zu kommen.
»Denk einfach mal darüber nach, nett zu ihm zu sein!«, drängelte Vanessa. »Okay?«
»Okay«, murmelte Danny.
»Und – Danny?«
»Ja?«
»Bewirf den Mann nicht mehr mit Essen! Finde einen anderen Weg, damit klarzukommen!«
*
Das nächste Mal, als Danny Gewaltfantasien in Bezug auf Ross Fabello hatte, nahm sie sich ihren iPod und tanzte wie besessen, während Tim Finn »I see Red« sang. Es war die einzige Therapie, die sie sich leisten konnte.
*
Deirdre, seine jüngste Schwester, sprach vorsichtig ins Telefon. »Sie hat dich im Supermarkt mit einem Apfel beworfen?«
»Ja.« Ross lag ausgestreckt auf dem großen Ledersofa im Wohnzimmer seines Apartments, mit einem Glas Wein in der Hand und jeder Menge Groll im
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