Herzkurven
schüttelte sich.
»Vier Mädchen habe ich schon«, fuhr Carmel bitter fort. »Vier Mädchen, und jedes einzelne davon besaß den Anstand, zwei Wochen vor seinem Termin zu kommen. Keines von ihnen hat mir so viel Ärger gemacht wie dieses, und warum? Weil es diesmal ein Junge ist, deswegen! Wenn ich daran denke, dass ich tatsächlich mit Tom kooperiert habe, dass ich zugestimmt habe, dass wir es noch einmal probieren, um einen Jungen zu kriegen, und zugelassen habe, dass er mir einen Braten in die Röhre schiebt! Ich muss verrückt gewesen sein!«
Eher spitz wie Nachbars Lumpi
, dachte Deirdre.
Carmel war noch nicht fertig. »Er liegt wahrscheinlich da drin, mit einer Fernbedienung in der einen und einem Bier in der anderen Hand und sieht sich Football-Wiederholungen an.«
»Bist du fertig?«
»Nicht in diesem Ton, Miss-Single-aber-ich-tue-so-als-würde-ich-Delbert-den-Lahmen-heiraten! Warte nur, bis es dich erwischt!«
»Er heißt Darren. Und zu deiner Information: Ich habe nicht vor, mir jemals von einem Kerl einen Braten in die Röhre schieben zu lassen, wie du es so romantisch ausgedrückt hast.«
»Ja, ja.« Carmel schob ein Sofakissen in ihren schmerzenden Rücken. »Bleib nur schön jungfräulich, und alles wird gut!«
»Ich bin keine Jungfrau!«
»Oh, richtig! Da war dieses eine Mal im College.«
»Ich habe es schon öfter getan als ein Mal!«
»Was? Du hast es tatsächlich zweimal getan?«
»Halt den Mund!«, blaffte Deirdre. »Das geht dich überhaupt nichts an.«
Sie hatte dreimal Sex gehabt, und es hatte keinen Spaß gemacht. Wie machte Carmel das? Warum schaffte sie es immer, Deirdres nonexistentes Sexleben in jedes Gespräch einzuflechten? Und warum hatte sie überhaupt jemals mit ihr darüber geredet? Ross wäre eine viel bessere Wahl gewesen, wenn Deirdre ihren Stolz hätte hinunterschlucken können, um ihn zu fragen, was sie falsch machte. Schließlich war er ein Kerl, und Deirdre wusste, dass er kein Mönch war. Und noch wichtiger: Bei Ross konnte man sich darauf verlassen, dass er ehrlich war. Schonungslos ehrlich.
»War das ein Höflichkeitsanruf, oder hast du etwas Interessantes zu erzählen?«, fragte Carmel.
»Ross hat mich angerufen.«
»Hat er das?« Ihre Laune verbesserte sich. »Was hat die Tante ihm jetzt angetan?«
»Sie hat ihn im Supermarkt mit einem Apfel beworfen. Hat ihn seitlich am Kopf getroffen.«
»Sie hat einen Apfel …« Carmel brach in Lachen aus.
»Und sie erzählt ihm ständig, dass er eine große Nase hat.«
»Hat er, aber sie ist nicht so groß wie die von Onkel Carmine.«
»
Niemand
hat eine Nase wie Onkel Carmine.«
»Oh, ich liebe diese Frau!«, rief Carmel. »Ist Ross sicher, dass sie keine Italienerin ist?«
»Absolut sicher.«
»Irisch?«
»Nö.«
»Da muss etwas irgendwo im Genpool versteckt sein«, überlegte Carmel. »Sie klingt, als wäre sie mit uns verwandt – oder als sollte sie es zumindest sein.«
Deirdre hörte den nachdenklichen Ton in Carmels Stimme. »Denk nicht einmal daran! Wenn du anfängst zu kuppeln, wird Ross dir mehr Ärger machen als Krampfadern und Hämorrhoiden zusammen. Außerdem fängst du an zu klingen wie Ma.«
Carmel keuchte auf. »Das war grausam!«
»Ich muss los. Willst du Aoife und Annie anrufen, oder soll ich?«
»Oh, ich will! Ich will!«
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Kapitel 6
D anny verließ sich nicht auf Google, um den Feind auszuspionieren. Sie lieh sich Ross’ Roman
Think Twice
von Jane Clifford, einer amerikanischen Ärztin in der Notaufnahme, die zu seinen größten Fans gehörte.
»Bring es mir nur auf jeden Fall zurück!«, hatte sie Danny ermahnt. »Ich besitze alles, was er je geschrieben hat, und ich verleihe die Bücher nur an Leute, bei denen ich mir sicher bin, dass ich sie auch zurückkriege. Er ist brillant!«
Danny hatte nicht erklärt, warum sie sich das Buch leihen wollte. Sie fragte sich, was Jane wohl sagen würde, wenn sie ihr mitteilte, dass RF O’Rourke eine absolute Nervensäge war und außerdem auch noch ein Stalker.
Think Twice
handelte von der Ermordung John F. Kennedys. Im Buch hatte an dem schicksalsträchtigen Tag in Dallas ein Double JFK vertreten, und es war das Double, das umgebracht wurde, nicht der Präsident. Die Handlung führte den Leser durch ein Labyrinth von Hinterlist und Manipulation. Der echte JFK wurde als das Double abserviert, eingefädelt von mächtigen Leuten in der Regierung, denen am besten damit gedient war, den jungen charismatischen Präsidenten als tot zu
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