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Herzkurven

Herzkurven

Titel: Herzkurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Holman
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in die Augenhöhlen. »Ich fühle mich wie ein Trottel. Ich war mir so sicher, dass Nella ein Testament gemacht hat, in dem alles steht.«
    Vanessa gab ein angewidertes Geräusch von sich. »Du trägst so dermaßen keine Schuld! Dieser Schlamassel wurde von Daniella und Patrick angerichtet.« Sie hob eine Hand, als Danny den Mund öffnete, um ihre Schwester zu verteidigen. »Ich weiß, dass man über Tote nicht schlecht sprechen soll, aber Nella hatte manchmal den IQ einer Amöbe. Und Patrick war immer nur an sich selbst interessiert. Ich möchte ihnen beiden den Hals umdrehen. Du brauchst einen Anwalt.«
    »Um ihm was zu zeigen?«, fragte Danny bitter. »Das Testament, das ich nicht finden kann?«
    Vanessa seufzte. »So wie ich Nella kenne, hat sie es wahrscheinlich auf die Rückseite einer Cornflakes-Packung geschrieben und dann benutzt, um zu markieren, wo sie Karotten gepflanzt hat.«
    Das war eine Möglichkeit. Danny schrieb ein Memo an sich selbst, im Garten zu suchen.
    »Ich weiß, dass du es dir im Moment nicht leisten kannst, dir einen Anwalt zu nehmen, aber ich könnte dir …«
    »Nein.«
    »Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um stur zu sein, Daneka.«
    »Ich bin nicht stur«, behauptete Danny stur.
    »Was ist mit den Kindern?«, fragte Vanessa. »Was glaubst du, wie es für sie wird, ständig zu sehen, wie ihr streitet?«
    »Wir hören damit auf.«
    »Glaubst du wirklich, dass ihr das könnt?«
    »Wir haben keine Wahl«, entgegnete Danny müde. »Wir müssen.«
    *
    Ross wurde von etwas aufgeweckt, das sich anhörte wie eine Elefantenherde, sich dann aber als Matt und Mia herausstellte. Er war sicher, dass er in dieser qualvollen Nacht nur ungefähr zwölf Minuten durchgeschlafen hatte, die er in einer unnatürlichen Haltung verbracht hatte, um den Federn der Couch auszuweichen, die ihn in seinen Hintern, das linke Schulterblatt und den rechten Schenkel stachen. Er hatte sein Bestes getan, sich um die Knoten und harten Stellen herumzuwinden, aber nachdem er nie zum Schlangenmenschen ausgebildet worden war, hatte er kläglich versagt. Ungefähr nach der halben Nacht hatte er angefangen, von einem Nagelbrett zu fantasieren. Jedes Mal, wenn die Feder sich in seinen Hintern grub, hörte er Dannys Stimme in seinem Kopf fragen:
Warum gräbst du dir nicht einen neuen After?
    Als Mia »Onkel Ross!« in sein Ohr kreischte, zuckte Ross’ gesamter Körper zusammen und warf damit die gesamte vorsichtige Ba lance über den Haufen, die ihm erlaubt hatte, überhaupt einzuschlafen. Das Sofa erwachte zum Leben und versuchte, sein rechtes Schulterblatt an seinem linken festzunageln.
    »Aaaaargh!« Er sprang vom Sofa, und die Decke mit
Thomas, der kleinen Lokomotive
darauf fiel zu Boden.
    Mia stand in der Mitte des Wohnzimmers und starrte ihm in den Schritt. Ross’ Hände schossen zu seinem Schniedel, und er sackte erleichtert in sich zusammen, als sie seine Calvin-Klein-Unterhose fanden. Normalerweise schlief er nackt. Wenn man berücksichtigte, in welcher Gemütsverfassung er gestern Abend gewesen war, war es mehr ein Glücksfall gewesen, dass er daran gedacht hatte, die Unterhose anzubehalten, bevor er auf das Sofa geklettert war.
    »Das sind hübsche Höschen«, verkündete Mia.
    Ross griff sich die
Thomas-die-kleine-Lokomotive
-Decke vom Boden und wickelte sie um seine Hüften. Es erschien ihm nicht richtig, mit seiner achtjährigen Nichte über seine Unterwäsche zu diskutieren. Dannys gedämpfte Stimme erklang aus dem Türrahmen zur Küche. »Mia, komm da raus und lass Onkel Ross ein bisschen Privatsphäre!«
    Ross schlurfte durch den Raum und schob die Tür auf.
    Danny stand an einer der Küchenarbeitsplatten. Sie sah so übel aus, wie er sich fühlte: Purpurne Halbmonde verunstalteten die Haut unter ihren Augen. Sie trug ihre Coco-der-Clown-Hose und ein T-Shirt mit dem Aufdruck:
Ich habe mit nichts angefangen, und das meiste davon habe ich noch.
    Den Spruch nur zu lesen machte Ross schon wütend. Das aggressive Sofa war nicht der einzige Grund, warum er sich die ganze Nacht herumgewälzt hatte. Er hatte immer wieder daran gedacht, wie Danny aus dem Bericht eines Privatdetektivs erfahren hatte, dass ihr Vater tot war. Ein beschissener Weg, von so etwas Wichtigem Kenntnis zu erhalten. Das hatte sie nicht verdient.
    »Morgen«, grüßte Ross.
    Danny starrte aus dem Fenster über der Spüle und antwortete leise: »Guten Morgen.« Sie wünschte sich inständig, Ross würde sich etwas anziehen. Irgendetwas stimmte

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