Herzkurven
erschien. Sie rieb sich durch ihr pinkfarbenes Nachthemd den Bauch und wirkte krank.
Ross senkte sein Buch. »Was ist los, Mia?«
»Ich habe Bauchweh«, wimmerte sie.
Er kletterte aus dem Bett, überzeugte Mia davon, dass sie nur Danny vermisste, und war sich sicher, dass er mit dieser kleinen Störung zurechtkommen und Tante Danny einiges beweisen konnte.
»Wie wär’s, wenn ich dich ins Bett zurückbringe, und noch bevor du es merkst, ist es Morgen, und Tante Danny ist aus der Arbeit zurück?«
Mia schüttelte den Kopf. »Ich habe Bauchweh!«
»Süße, wenn du ins Bett zurückgehst, ist das Bauchweh bald vergessen, und ganz schnell schläfst du wieder.«
Sie holte tief Luft, riss die Augen auf und erbrach sich über Ross’ Füße.
»Bah, Scheiße!« Was war nur mit den Frauen in dieser Familie los, dass sie ihm immer auf die Füße kotzen mussten? Mia brach in lautstarkes Weinen aus.
»Tut mir leid, Mia. Ich habe nicht dich angeschrien, Süße!«
Ross’ Herz sank zusammen mit dem Erbrochenen auf Mias Nachthemd und dem zwischen seinen Zehen nach unten. Er machte sie sauber, spülte seine Füße ab und packte sie mit ihrer Lieblingspuppe ins Bett. Und sofort setzte sie sich auf, erbrach sich über das ganze Bettzeug, und Ross musste wieder von vorn anfangen.
»Ich – huh – will – Tante – huh – Danny!«, schluchzte Mia.
Ross nahm sie auf den Schoß. »Tante Danny ist in der Arbeit, Liebes. Ich werde mich um dich kümmern.«
Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es erst ein Uhr fünfzehn war, was hieß, dass Danny noch Stunden nicht nach Hause kommen würde. Er erinnerte sich daran, dass Kinder ständig krank wurden und sich übergaben, aber während die Nacht verging und Mia sich noch zweimal übergab, entschied er, dass es nicht schaden würde, für alle Fälle trotzdem seine Mutter anzurufen.
Das entpuppte sich als der zweite große Fehler der Nacht.
Breda verfiel in Panik und fing an, über Blinddarmentzündungen und Lebensmittelvergiftung zu reden. Ross konnte nicht glauben, was er da hörte. Nichts unter einem abgetrennten Arm oder Bein war jemals schlimm genug gewesen, um in Bredas Augen zu rechtfertigen, dass er oder seine Geschwister nicht in die Schule gingen. Aber allein der Gedanke daran, dass Mia krank war, brachte seine Mutter dazu, in Gedanken bereits eine Niere zu spenden.
»Hast du einen Arzt gerufen?«, rief sie.
»Nein. Hier ist es drei Uhr morgens, Ma. Und sie schläft jetzt.«
»Bist du sicher, dass sie schläft und nicht bewusstlos ist?« Ross hörte sie schreien: »Vittorio! Vittorio! Die kleine Mia hat eine Blinddarmentzündung!«
»Ich glaube wirklich nicht, dass es eine Blinddarmentzündung ist, Ma, nur eine Grippe.«
»Hast du nach Matt gesehen? Ist er bewusstlos?«
Vito kam ans Telefon und rief: »Die Kinder sind bewusstlos? Ruf einen Notarzt, Ross!«
Ross knetete seine Nasenwurzel und stöhnte.
»Wer hat da gerade gestöhnt? War das Mia, die da gestöhnt hat?«, plärrte seine Mutter.
»Nein, das war ich.«
»Hör auf damit, Ross! Versuchst du, mich in einen Herzinfarkt zu treiben? Wenn du keinen Arzt rufen kannst, dann ruf Danny an und sorg dafür, dass sie sofort nach Hause kommt!«
Ross blickte zu Mia, die friedlich in ihrem Bett schlief. »Du wirst leiser, Ma. Ich höre dich nicht mehr richtig.«
»Was? Ross? ROSS , KANNST DU MICH HÖREN ?«
Er legte auf und rief Aoife an, die ihm ungeduldig zuhörte. »Hat sie Fieber?«
»Weiß ich nicht. Ich habe kein Thermometer.«
»Dafür brauchst du kein Thermometer, du Idiot! Befühl ihre Stirn! Ist sie heiß?«
Ross wünschte sich, er hätte statt Aoife Annie angerufen. Aoife war, wie Danny, der böse Zwilling. »Sie fühlt sich nicht heiß an.«
»Was tut sie im Moment?«
»Sie schläft.«
»Dann lass das arme Kind in Ruhe! Weck sie nicht auf!«
»Du hast mir gesagt, ich soll ihre Stirn befühlen!«
Aoife ignorierte ihn. »Wann soll Danny wiederkommen?«
Ross war wütend, weil seine gesamte Familie davon ausging, dass er nicht mit der Situation umgehen konnte. »Frühestens in ein paar Stunden. Ich kann mich um ein krankes Kind kümmern, weißt du?«
Aoife rümpfte hörbar die Nase. »Sorg nur dafür, dass sie genug trinkt, und leer regelmäßig den Eimer!« Damit legte sie auf.
Ross verbrachte den Rest der Nacht in einem winzigen Stuhl neben Mias Bett und schlief ab und zu kurz, bis er davon aufwachte, dass sein Kopf von seiner Hand rutschte oder nach hinten fiel, so dass er sich
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