Herzkurven
Ihrer Stimme fehlte das übliche Feuer.
»Genau, als würde das jemals passieren. Und es heißt Oreste«, korrigierte er sie. »Der alte Jarvis mag ja reich sein, aber glaub mir: Ich bin reicher.«
»Ich habe dich gegoogelt, erinnerst du dich? Ich habe die Liste der Frauen, die du abserviert hast, gesehen. Du bist ein echter Fang, Fabello.«
»Bin ich!«
»Da würde ich mir ja lieber die Maul- und Klauenseuche einfangen!« Aber Dannys Neugier war angestachelt. »Wie reich bist du? Reden wir über Milliarden?«
»Natürlich nicht.«
»Nur Millionen?«
Ross beäugte sie wachsam. »Was meinst du mit ›
nur
Millionen‹?«
»Über wie viel reden wir? Eine Million? Zwei Millionen?« Sie zögerte kurz. »Drei?«
Ross war so stinkig über ihre hochnäsige Haltung, dass er seine goldene Regel brach und ihr mitteilte, was er wert war.
Langsam wich jegliche Farbe aus Dannys Gesicht. Sie schwankte.
Er sprang auf und zwang sie, sich auf das Bett zu setzen. »Leg den Kopf zwischen die Knie!«
»Das ist obszön«, entgegnete sie schwach. »Wozu hat man so viel Geld? Das kannst du in zwei Leben nicht ausgeben.«
Ross streichelte die kurzen seidigen Haare in ihrem Nacken und bemerkte dabei, wie hübsch ihre Ohren waren. So, wie er stand, konnte er die silbernen Schmetterlinge sehen, mit denen ihre Ohrringe befestigt waren. Er wollte nicht über sein Geld reden, besonders nicht, wenn es sie so aufregte. Ross dachte an ihre unerwartete freundliche Geste am Straßenrand, als Jarvis so herzlos über Pat geredet hatte.
Er schob seine Finger in Dannys Haare und fing an, ihr die Kopfhaut zu massieren. »Woher kommt dein zweiter Vorname?«, fragte er, um sie abzulenken.
»Aroha?« Danny schloss langsam die Augen. Sie neigte ihren Kopf zur Seite, um Ross besseren Zugang zu der empfindlichen Stelle hinter ihrem linken Ohr zu gewähren. Er ließ seine Fingerspitzen über ihren Hals zu ihrem Ohr gleiten. Danny seufzte. »Er bedeutet ›Liebe‹ auf Maori.«
Er streichelte sie mit seinem Daumen hinter dem Ohr.
Sie riss die Augen auf. Was zur Hölle tat sie da? Sie schlug seine Hand weg und sprang auf die Füße. »Das ist noch nicht vorbei, Fabello.«
»Erzähl mir was Neues!«, erwiderte Ross trocken.
»Lass Jarvis Wainwright in Ruhe, hörst du? Er ist mein Nachbar. Ich kann mich auf seine Hilfe verlassen.«
»Du kannst dich auch
auf mich
verlassen.«
»Sei nicht dämlich!«, spottete Danny. »Wenn es dir langweilig wird, mir auf den Senkel zu gehen, wirst du im Sonnenuntergang verschwinden.«
»Ich bin nicht Pat.« Er war es leid, das zu sagen, war es leid, sie davon überzeugen zu müssen.
»Und du bist nicht Jarvis Wainwright.
Er
will mich heiraten;
du
willst mich nur auf die Palme treiben.«
Plötzlich
erschien es gar nicht mehr wichtig, so schnell wie möglich in die Staaten zurückzukommen.
Plötzlich
war es viel wichtiger, dass er genau da blieb, wo er war.
»Wo wir schon beim Thema sind, wer hier wen auf die Palme treibt«, blaffte Ross, »das nächste Mal, wenn du jemanden begaffen willst, zieh los und hol dir einen Porno!«
*
Schließlich hatte Danny Nachtschicht, was hieß, dass sie Ross über Nacht die Verantwortung für die Kinder übertragen musste. Sie versuchte, Deryl dazu zu bringen, im Haus zu bleiben, aber sie weigerte sich. Das war wahrscheinlich auch gut so, weil Ross gesagt hatte, dass er Deryl mit ihren Kniestrümpfen erwürgen würde, wenn er eine ganze Nacht mit ihr im Haus ertragen müsste. Danny wusste, dass er wütend war, weil sie ihm die Kinder nicht ohne weiteres anvertrauen wollte, aber in Wahrheit war es einfach so, dass Danny nicht anfangen wollte, auf ihn angewiesen zu sein.
»Du stellst dich einfach nur an.«
»Genau richtig. Und jetzt tu uns einen Gefallen und lass uns zufrieden!«
»Du wirst nicht mehr so großspurig daherreden, wenn Mia um drei Uhr morgens einen bösen Traum hatte oder ins Bett gemacht hat.«
»Mia wird es prima gehen«, beharrte Ross selbstbewusster, als er sich wirklich fühlte.
Dannys Worte wurden kurz nach Mitternacht wahr. Er hatte sich eine Nacht in einem echten Bett errungen, indem er Matt bestochen hatte, in Dannys Zimmer zu schlafen. Ross fühlte sich genauso unwohl bei dem Gedanken, in ihrem Bett wie in Daniellas altem Zimmer zu schlafen. Er lag unter Matts rot-schwarzer Bettdecke, lauschte auf den Regen, der gegen die Fenster schlug, und den Wind, der um das alte Haus heulte, und las
Wie mein Kopf geschrumpft wurde
, als Mia im Türrahmen
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