Herzkurven
Rost zu machen, kochte er immer noch innerlich. Joe arbeitete jetzt fast Vollzeit für Ross, und sie kamen gut miteinander aus. Joe sah den Humor in allem und war dickfellig wie ein Nashorn, also prallte Ross’ launisches Knurren einfach von ihm ab. Ross schätzte Joes Sinn für Humor und die Tatsache, dass es ihn überhaupt nicht scherte, wer Ross war. Joe hielt die Paparazzi vor dem Haus für einen prima Witz und fragte sie immer wieder, ob sie ihn nicht fotografieren wollten.
»Wer sind Sie?«, hatte einer der Fotografen sich erkundigt.
»Der Klempner.« Joe grinste frech und zeigte dabei die große Lücke zwischen seinen oberen Schneidezähnen.
»Können Sie mir ein Interview mit RF O’Rourke verschaffen?«
»Nein. Aber wenn Sie jemals ein verstopftes Klo haben, rufen Sie mich an!«
*
»Hey, Ross!« Joe zeigte über die wogenden grünen Weiden. »Sind das nicht deine Schafe?«
Ross legte sich gegen die gleißende Sonne die Hand über die Augen. Es war ein glühend heißer Tag, und ihm tropfte der Schweiß von der Stirn auf die Nase. Das Wetter in Auckland riss ihn weiterhin nicht vom Hocker. Heute war es wie Hochsommer, aber Morgen konnte es schon aus Kübeln schütten. Ross beobachtete zwei wollige Formen – eine schwarz, eine grau –, die in Richtung Jarvis Wainwrights Farm davontrotteten. Ein kurzer Blick in den Garten enthüllte, dass Persil und Kohle weg und ein Teil des Zauns zusammengebrochen waren. Ross fluchte und warf seinen Hammer über den Zaun auf die Weiden.
»Hey, Bruder?«
»Was ist?«, blaffte Ross Joe an.
Dieser nickte in Richtung des Fotografen, der sein Tele auf sie richtete. »Ich glaube, er hat gerade ein Foto von dir gemacht, wie du einen Hammer wirfst.«
Ross’ Beschreibung, was er dem Fotografen antun würde, sollte er ihn erwischen, brachte Joe so heftig zum Lachen, dass er vom Dach klettern musste.
Das Telefon klingelte bereits, als Ross in die Küche stürmte, um Jarvis wegen der Schafe anzurufen.
»Ist Danny da?«, fragte Jarvis.
»Nein, sie ist in der Arbeit.«
»Ich habe eure Schafe.«
»Ich weiß, ich …«
»Ich habe Danny versprochen, sie für sie zu scheren, also kann ich das auch jetzt tun. Sagen Sie es ihr aber.«
»Werde ich, Jarvis, vielen Da…«
»Dank von Ihnen brauche ich nicht«, erklärte Jarvis brüsk. »Ich tue es für sie. Sie können sie in einer halben Stunde abholen.«
»Abholen? Wie?«
»Da steht doch Ihr schicker Vierradantrieb vor Dannys Haus, oder? Wird langsam Zeit, dass er mal schmutzig wird.«
*
Einer der Fotografen konnte sein Glück kaum fassen, als er ein noch besseres Bild ergatterte als sein Kollege, der vernünftigerweise abgehauen war, als RF O’Rourke mit Mordlust im Blick vom Dach geklettert war. Bilder des einsiedlerischen Schriftstellers, wie er bis zur Hüfte nackt auf einem Dach herumkletterte, würden sich wie warme Semmeln an die Frauenmagazine verkaufen lassen, aber ein Bild von RF O’Rourke, der am Steuer seines makellosen dunkelgrünen SUV saß, mit zwei Schafen auf dem Rücksitz, und dazu dauerhaft fluchte, war einfach unbezahlbar. Der Fotograf zog sich hastig zurück, als O’Rourke sich knurrend aus dem Fahrersitz katapultierte.
Ross hatte genug von Danny Lawton, ihren Schafen und ihren irren Nachbarn. Er rief Jeff an und bat ihn, eine Verabredung mit Christines Cousine zu arrangieren.
»Selena ist klug, talentiert und attraktiv – und unterhaltsam«, erklärte Jeff ihm.
»Versprich mir nur, dass sie keine Stalkerin ist, noch eigene Zähne und eigene Haare hat und kein George-Clooney-Fan ist«, bat Ross.
»Selena ist geistig gesund, und die Zähne sind ihre eigenen. Aber was George Clooney angeht, kann ich nichts sagen. Selbst Chris steht irgendwie auf ihn. Ich lasse sie dich wegen Selenas Nummer anrufen.«
*
Nach einer Woche der Zusammenarbeit mit Lance Ashburn war Danny klar, dass sie einen Fehler gemacht hatte, als sie seine Einladung ausgeschlagen hatte, weil es ihn nur anzustacheln schien. Chris und Jeff hatten recht: Er war ein ausgezeichneter Ingenieur, was seine Fehler ausglich. Wäre er nicht so gut gewesen, hätte sie ihn wahrscheinlich mit seinen zusammengerollten Zeichnungen geschlagen. Danny hetzte ihn ein paar anderen Krankenschwestern in der Notaufnahme auf den Hals, aber Lance war wie ein Bumerang – er kam immer zurück. Sie versuchte sogar, ihn in Vanessas Richtung zu schieben, aber Vanessa bestand darauf, dass sie es sich zur Regel gemacht hatte, niemals mit jemandem
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