Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
erben.
Wenn Johanna hier schon recherchieren wollte, dann sollte sie das auch tun können. Und wozu war Finchen Schauspielerin gewesen? Sie würde Herrn Kruse nachher um den Finger wickeln. Johanna würde staunen, wie schnell sie ein Beratungsgespräch hätten. Und vielleicht würde das Kindja einer großen Geschichte auf die Spur kommen, obwohl Finchen die Verschwörungstheorie von Heinz nicht teilte. Mafia, du liebe Güte. Nur weil ein Busfahrer Anweisungen bekommen und ein Bauer zu viel Alkohol getrunken hatte. Und weil ein Aufnahmegerät im Mülleimer gefunden worden war. Finchen vermutete, dass ein Zimmermädchen das Ding beim Putzen kaputt gemacht und deshalb entsorgt hatte. Aber eigentlich war es auch egal.
Ein Geräusch lenkte Finchens Aufmerksamkeit auf eine Stelle im Hof. Sie verlagerte ihr Gewicht auf das andere Bein und beugte sich nach vorn. Lisa Wagner stand vor einer Mülltonne und warf ein Päckchen hinein. Danach blickte sie sich um und verschwand wieder im Haus. Als sie kurz danach eine zweite Person entdeckte, die ebenfalls zur Mülltonne ging und den Deckel öffnete, runzelte Finchen die Stirn und sah genauer hin. Es war Walter. Im Bademantel. Er fischte das Päckchen wieder heraus und verschwand ebenfalls. Finchen sah ihm verblüfft nach. Was war das denn nun schon wieder? Um diese Zeit? Sie würde Walter fragen, was er in aller Herrgottsfrühe in den Mülltonnen suchte.
Gerade als sie sich vom Fenster abwandte, klappte der Mülltonnendeckel ein drittes Mal. Finchen fuhr herum und sah Patrick Dengler. Er hielt den Deckel in der Hand und stocherte mit einem Stock hektisch in der Tonne. Er wirkte sehr entschlossen. Es nützte ihm nur nichts. Frustriert klappte er die Tonne zu und ging mit leeren Händen weg.
»Finchen?« Johannas schläfrige Stimme beendete ihre Beobachtungen.
»Guten Morgen, Kind. Habe ich dich geweckt?«
»Nein. Irgendwas klapperte im Hof.« Johanna setzte sich umständlich auf und gähnte. »Was machst du denn da?«
Finchen ging langsam zu ihrer Seite vom Bett und setzte sich auf die Kante. »Nichts. Ich habe nur geguckt, wie das Wetter wird. Schön, glaube ich. Und jetzt erzähl mal von gestern. Wann bist du denn ins Bett gekommen? Und was hat Max gesagt?«
Heinz betrachtete gerade wehmütig sein dunkelblaues Jackett mit den goldenen Knöpfen, als Walter ins Zimmer kam.
»Walter«, sagte er, ohne den Blick von dem teuren Stoff abzuwenden. »Ich hätte diese Jacke gar nicht einpacken müssen. Es gab überhaupt keine Gelegenheit, sie anzuziehen. Wo kommst du eigentlich her?«
»Vom Klo.« Walter knotete den Gürtel seines Bademantels auf. »Es wird ein schöner Tag heute. Der Himmel ist ganz blau. Das wäre sowieso zu warm in der dicken Jacke.«
»Das ist Abendgarderobe.« Anklagend sah Heinz seinen Schwager an. »Aber für gemischten Braten im Dorfgasthof ist das natürlich übertrieben. Von wegen exklusive Reise.«
»Jetzt ist es aber gut.« Unwirsch warf Walter den Bademantel aufs Bett. »Das hast du bestimmt schon hundertmal gesagt. Aus dem Schreiben war nun mal nicht zu ersehen, worum es sich hier handelt. Und jetzt ist es nicht mehr zu ändern. Wer weiß, wozu es trotzdem gut ist, dass wir mitgefahren sind.«
»Wieso? Was meinst du damit?«
Walter öffnete den Mund und schloss ihn sofort wieder. Nach einem Moment des Nachdenkens antwortete er: »Im Gegensatz zu dir lasse ich mir viel Zeit bei der Beurteilung von Situationen.«
Das war Heinz neu. Trotzdem unterbrach er Walter nicht, sondern hörte weiter zu.
»Ich halte deine Mafia-Theorien zwar für Unsinn, bin aber inzwischen auch der Meinung, dass hier manche Dinge nicht ganz legal sind. Ich muss aber noch mehr Belege sammeln. Wir sollten im Laufe des Tages mal in Ruhe unsere Erkenntnisse vergleichen. Und dann überlegen, welche Schritte wir einleiten.«
»Aha.« Prüfend sah Heinz seinen Schwager an. Er war so furchtbar umständlich. »Was für Belege hast du denn schon?«
»Das sage ich noch nicht. Ich muss mich zunächst in Ruhe damit beschäftigen. Vielleicht spreche ich auch noch mal mit dem einen oder anderen.«
»Walter.« Jetzt wurde Heinz allmählich unruhig. »Nun mach doch nicht so ein Brimborium. Sag schon.«
»Nein.« Betont langsam klemmte sich Walter seinen Kulturbeutel unter den Arm und ging zur Tür. »Wenn man unüberlegt handelt, macht man Fehler. Das will ich mir nicht leisten. Ich gehe mich jetzt waschen. Bis gleich.«
Die Tür klappte hinter ihm zu. Heinz kratzte sich am Kopf und
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