Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
Arm die wütende Frau in Schach hielt, sagte er: »Christopher? Das passt wirklich nicht gut. Mein Name ist Max Schulze. Hat Sie Ihnen nie von mir erzählt? Sonst hat sie doch mit jedem darüber gesprochen …«
»Er lügt.« Mareike versuchte verzweifelt, das Handy zu erwischen.
Max fixierte sie. »Sind Sie noch dran, Christopher? Ja? Anscheinend weiß sie nicht, was sie will. Es wäre gut, wenn Sie die Dame hier abholen würden, sie dreht nämlich gerade durch … Und jetzt gebe ich Sie wieder zurück.« Er drückte der heulenden Mareike das Handy mit einer schroffen Bewegung in die Hand und wandte sich ab.
»Ich gehe jetzt in mein Hotel. Das mit der Anzeige hat sich vermutlich erledigt.«
»Max?« Johanna ging ihm zögernd nach. »Was war das hier gerade?«
»Die Nummer war gut, aber sie ist nicht meine Geliebte.«
Heinz schob die Hände in die Jackentasche und lächelte zufrieden. »Hab ich mir doch gedacht. Ach, guck mal, da kommt meine Tochter.«
Er winkte Christine entgegen. »Du kommst genau richtig. Du kannst uns eben mal fahren. Ich bin so schnell gelaufen und habe keine Lust mehr, den ganzen Weg zurückzugehen.«
Christine warf, ehe sie zu ihrem Vater ging, einen irritierten Blick auf die schluchzende Mareike, die immer noch telefonierte. »Ich hoffe, das hat nichts mit dir zu tun«,sagte sie leise. »Und von Mama soll ich dir ausrichten, dass du dich bitte nicht in anderer Leute Angelegenheiten einmischen sollst.«
Heinz lächelte sie an und legte ihr den Arm um die Schulter. »Kennst du eigentlich meine Lieblingsmoderatorin Johanna Jäger? Komm, ich stell dich mal vor.«
F inchen zog den roten Samtschal enger um sich und lehnte sich ans offene Fenster. Es war noch nicht einmal sechs, aber sie war schon über eine Stunde wach. Diese Morgenstimmung hatte sie immer schon gemocht. Die Zeit, bevor der Tag richtig losging, bevor die Menschen zur Arbeit hasteten, die meisten Autos noch auf ihren Parkplätzen standen und selbst die Katzen und Hunde noch schliefen. Dann hatte sie das Gefühl, die Welt wäre nur für sie da. Und sie konnte in aller Ruhe nachdenken. Zum Beispiel über den gestrigen Abend. Sie atmete tief durch.
Was war das bloß für ein Chaos gewesen? Und was für eine unsägliche Person? Finchen war bei der Erinnerung daran schon beinahe wieder fassungslos. Sie konnte unbeherrschte Menschen ohne Manieren nicht leiden, fand sie unerträglich. Und diese Mareike Wolf war ein Prachtexemplar ihrer Art. Führte sich auf wie eine Geisteskranke. Das konnte man doch nicht aushalten. Und dann hatte sie auch noch die Frechheit besessen, sie, Josefine, anzeigen zu wollen. Unglaublich.
Aber es hatte sich ja geklärt.
Als Heinz, Johanna und Max gestern zurückgekommen waren, hatten Finchen und Walter noch auf einer Bank vorm Gasthof gesessen. Walter war schon einige Male eingenickt, wollte aber mit Finchen zusammen warten, was sie sehr charmant fand. Erleichtert hatte sie den dreien entgegengesehen. Und gemerkt, wie müde sie war. Johannahatte ihr nur kurz die Hand auf die Schulter gelegt und gesagt, dass alles in Ordnung sei. Finchen solle ruhig ins Bett gehen, sie komme später nach. Der Anfang zur Versöhnung war offensichtlich gemacht. Mareike Wolf war weg, Max noch da und Johanna nicht mehr zornig. Finchen hatte beim Einschlafen gelächelt.
Wenn sie sich jetzt auf die Zehenspitzen stellte, konnte sie ganz rechts noch ein kleines Stück von der Schlei sehen. Es war unbestritten schön hier. Sie konnte durchaus verstehen, warum man ein kleines Stück dieser Gegend besitzen wollte. Aber was sollte sie an der Schlei? Sie hatte in Bremen ihren Golfclub, ihre Bridgerunde, ihre Freunde. Und wenn sie verreiste, dann flog sie sowieso lieber in die Sonne. Aber das musste sie ja nicht laut sagen. Es reichte schon, dass Johanna hier schief angeguckt wurde.
Finchen hatte erst ganz spät mitbekommen, dass die giftige Lisa Wagner ihre Nichte von einer Beratung abgehalten hatte. Unmöglich fand Finchen das und hatte sich vorgenommen, als Allererstes heute mit Herrn Kruse zu sprechen. Sie würde ihm nachher erzählen, dass sie sich selten so wohl gefühlt habe wie hier an der Schlei. Es sei wie ein Nachhausekommen, sie fühle sich ganz beseelt. Und da sie zum Glück über ausreichende Mittel verfüge, hätte sie gern die Möglichkeit, in dieser Gegend von Zeit zu Zeit leben zu können. Sie würde natürlich darauf bestehen, dass ihre Nichte an dem Gespräch teilnähme. Schließlich würde die ja alles
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