Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
überlegte, wann Walter die Rolle des Ermittlers in diesem Film übernommen hatte.
»David, was ich gestern hier erlebt habe, war so peinlich, dass ich Skrupel hätte, jemals über Mareike Wolf einen Artikel zu schreiben.«
Christine hatte sich ein Kissen in den Rücken gestopft und die Beine unter der Decke ausgestreckt. »Mitten in dieser Schreierei rief dann nämlich Christopher März an. Der ist nicht nur der Cheflektor im Jansen Verlag, wo das Buch der Wolf erschienen ist, sondern auch ihr Lebensgefährte. Das halten die aber unter dem Deckel, damit es nicht so aussieht, als wäre Mareike Wolfs Buch nur deshalbveröffentlicht worden. Das war eine Szene wie aus einem schlechten Film. Und mitten in diesem Beziehungsdrama mein kurzatmiger Vater. Ich hatte Angst, dass die anfangen würden, sich richtig zu prügeln. Irgendwann habe ich dann alle in den Gasthof gefahren. Mareike Wolf nicht, die hat sich geweigert, ins Auto zu steigen. Ich habe es ihr natürlich angeboten.«
David lachte. »Das hört sich doch nach einem munteren Wochenende an. Was hat dein Onkel überhaupt zu dem abgebrannten Auto gesagt?«
»Das weiß er noch gar nicht.« Christine zog ihre Beine an. »Ich lade die beiden heute zum Mittagessen ein und erzähle es in Ruhe. Dann können sie auch entscheiden, ob sie sofort oder wie geplant erst morgen abreisen wollen. Mir ist es egal, ich kann noch eine Nacht im Hotel verlängern. Es ist übrigens eine Traumgegend hier. Wir sollten mal ein Schleiwochenende zusammen verbringen.«
»Machen wir.« Sie glaubte, David lächeln zu sehen. »Aber nicht mit dem Bus. So, ich muss los. Fühl dich geküsst, wir telefonieren heute Abend, okay?«
Christine blieb noch einen Moment mit dem Handy in der Hand sitzen und dachte an gestern. Wenn sie in Johannas Situation gewesen wäre, hätte sie sicherlich nicht so harsch reagiert. Sie hätte versucht, mit David darüber zu reden. Hätte sie es wirklich versucht? Oder wäre sie nicht genauso sauer und verletzt gewesen?
Nachdenklich setzte sie sich auf. Die meisten aller Beziehungsprobleme basierten leider nicht auf Vernunft. Und es ging auch selten um nur ein Ereignis.
Sie hoffte, dass Johanna und Max ihre Probleme inzwischen gelöst hatten. Christine gefielen beide ausgesprochen gut. Und jetzt musste sie unter die Dusche, um pünktlichzum Frühstück in diesem gruseligen Gasthof zu sein. Sie war gespannt, was ihr Vater ihr noch zeigen wollte. Jetzt, da er die Eherettung hinter sich hatte, konnte der Rest ja nicht mehr so aufregend sein.
K annst du mir mal sagen, wo deine Tochter bleibt?« Walter verrenkte sich fast den Hals, um von seinem Tisch aus zum Eingang gucken zu können. »Sie war doch früher immer pünktlich.«
»Es ist erst Viertel nach«, beruhigte ihn Heinz. »Ich habe halb neun gesagt. Ich konnte ja nicht ahnen, dass du mitten in der Nacht aufstehst. Sonst fang doch schon an.«
»Das gehört sich nicht.« Walter faltete trotzdem die Papierserviette auseinander. »Aber wenn ich den halben Tag ohne Nahrung bin, wird mir schwindelig.«
Heinz verdrehte die Augen. Walter war auf nüchternen Magen kaum auszuhalten. Und dann noch seine Notizen.
»Guten Morgen.« Johanna zog einen Stuhl vor und setzte sich. »Ich darf doch, oder?«
»Aber natürlich.« Strahlend legte Heinz den Arm auf ihre Stuhllehne. »Christine kommt auch gleich. Dann braucht sie nicht allein mit alten Männern zu frühstücken.«
Jetzt rollte Walter mit den Augen: Heinz mit seiner ewigen Anbiederei.
»Sie hat sich gestern in vollem Bewusstsein mit uns verabredet«, knurrte er. »Auch wenn ich nicht genau verstehe, warum sie überhaupt hier aufgetaucht ist.«
»Sie macht sich ein schönes Wochenende«, entgegnete Heinz freundlich. »Das kann man doch mal machen. Und sie hat zufällig von Charlotte erfahren, dass wir auch hier sind. Meine Kinder haben eben viel Familiensinn.«
Er wartete nicht auf Walters Antwort, sondern drehte sich wieder zurück zu Johanna. »Haben Sie denn die Aufregung von gestern Abend gut überstanden? Sie sehen noch ein bisschen müde aus. Wo ist denn eigentlich Max?«
»Er ist im ›Schlosshotel‹«, antwortete Johanna und griff nach der Thermoskanne mit Kaffee. »Es war ja ziemlich spät und …«
»Sie müssen uns jetzt aber nicht die Details erzählen«, sagte Walter. »Kommt Ihre Tante nicht frühstücken?«
»Doch«, antwortete Johanna. »Sie hatte noch was vergessen. Sie muss gleich hier sein.« Statt Finchen kam aber erst einmal Christine.
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