Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
meiner.«
Umständlich setzte Walter die rote Brille auf und starrte auf den Ausweis. Dann blickte er entgeistert Patrick Dengler an. »Ach. Weiß mein Schwager das schon?«
»War das eigentlich ein spontaner Entschluss, hierherzukommen? Und haben Sie trotzdem sofort ein Zimmer im ›Schlosshotel‹ bekommen?«, fragte Johanna die neben ihr sitzende Christine.
»Ja. Ich habe gestern erst auf dem Weg hierher angerufen. Die hatten noch jede Menge Zimmer frei.«
»Komisch.« Johanna versuchte, sich an die Szene an der Rezeption zu erinnern. Das Ehepaar Pieper hatte ihr verärgert erzählt, dass es weit und breit keine andere Übernachtungsmöglichkeit gebe, dass alles ausgebucht sei. Sie hatte es ihnen geglaubt. Das gehörte wohl zum System.
Christine hatte sie beobachtet. »Alles in Ordnung?«
Johanna zuckte die Schultern. »Also, das ist hier alles nicht ganz koscher. Ich bin gespannt, was gleich bei dem Beratungsgespräch passiert.«
»Christine! Wir wollen los.«
Heinz stand an der Tür und zeigte auf die Uhr. Seine Tochter nickte. Dann drehte sie sich wieder zu Johanna.
»Dass er immer so brüllen muss, macht mich wahnsinnig. Also, bis später.«
Johanna sah ihr nach. Sie fand Christine ausgesprochen sympathisch. Sie selbst hätte vermutlich nicht so gelassen reagiert, wenn sie ihren Vater inmitten eines Ehedramas,lautstark begleitet von einer hysterischen Jungautorin, angetroffen hätte und dann noch Schilderungen von Verschwörungen, Strafanzeigen, Mafiamethoden und irgendwelchen Stockrosen hätte über sich ergehen lassen müssen. Aber Christine war freundlich und entspannt geblieben, hatte ihren Vater zwar etwas skeptisch im Blick behalten, sich jedoch nicht zu den Geschehnissen geäußert.
Ohne große Umstände hatte sie angeboten, Max und Johanna zum »Schlosshotel« mitzunehmen. Das Einzige, was sie auf der Fahrt zu Max gesagt hatte, war »Ihr Freund, ja?« gewesen. Dabei hatte sie gelächelt.
Max. Johanna wollte jetzt eigentlich nicht über ihn nachdenken. Sie hatten die halbe Nacht auf seinem Bett gesessen und geredet. Über Mareike Wolf, über Johannas Sturheit, über Max, der am liebsten alles aussaß, über die letzten drei Jahre und über das, was sich alles ändern müsste. Es war eine ganze Menge. Sie hatten beide mit den Tränen gekämpft, bis Max gesagt hatte: »Jetzt lass uns einen Punkt machen und einmal durchatmen. Es ist nichts passiert, worüber man nicht diskutieren könnte. Und es gibt für alles eine Lösung. Wir müssen beide was tun, du genauso wie ich, aber ich glaube, wir schaffen das. Falls du es willst.«
An dieser Stelle hatte Johanna angefangen zu weinen. Vor lauter Gefühl für Max und vor lauter Traurigkeit darüber, dass sie so leichtfertig miteinander umgegangen waren.
Er hatte sie in den Arm genommen, das erste Mal nach vier Wochen und mit mehr Inbrunst als in den letzten drei Jahren.
»Ich liebe dich«, hatte er gesagt. »Kannst du nicht hierbleiben?«
Johanna hatte in diesem Moment alle gutsituierten Senioren und sämtliche Reportagen vergessen.
Später hatte sie sich schlaftrunken aufgesetzt und von Max gelöst, ohne die Augen von ihm zu nehmen. Er war aufgewacht, hatte sie angelächelt und gesagt: »Ich kenne diesen Blick. Du denkst an Finchen, oder?«
»Ja«, war ihre Antwort gewesen. »Ich kann sie nicht allein in diesem schrecklichen Zimmer lassen. Und sie weiß gar nicht, wo ich bin.«
Max hatte sich auf die Seite gedreht und gelacht. »Das weiß sie, mein Herz, da sei sicher. Aber vielleicht ist es besser, du behältst ein Auge auf die exklusiven Rentner. Unter denen sind schon einige schräge Vögel.«
Irgendwann hatte Max sie in ihr Hotel gefahren.
»Ich mache jetzt diese Reportage«, hatte Johanna ihm zum Abschied gesagt. »Wir sehen uns Sonntagabend. Zu Hause. Und dann reden wir weiter.«
Max hatte sie lange geküsst. »Grüß Finchen von mir«, hatte er danach gesagt. »Das war eine große Idee von ihr.«
»Ja.« Johanna stieg aus dem Auto und beugte sich noch einmal zurück. »Ich will es, Max«, sagte sie. »Ich weiß jetzt erst, wie sehr.«
Sie war stehen geblieben, bis die Rücklichter seines Autos in der Nacht verschwunden waren.
D a vorn musst du links fahren.« Heinz fuhr den Arm aus und traf Christine am Kinn. Die zuckte zurück und verriss fast das Lenkrad. »Papa. Pass doch mal auf.«
»Was denn?« Heinz stützte sich an der Konsole ab. »Du musst aufpassen. Du fährst auch viel zu schnell. Hier ist siebzig.«
»Ich fahre
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