Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
fünfundsechzig. Guck richtig hin. Und fuchtel nicht so rum.«
Christine bog von der Bundesstraße auf eine schmale Nebenstraße. Rechts erstreckten sich Felder, an deren Ende man die Schlei sah. Auf der linken Seite lagen vereinzelt Bauernhöfe. Die Häuser waren auch hier reetgedeckt, die Gärten bunt. Christine fuhr an Kühen und Schafen vorbei und sah ihren Vater von der Seite an. »Viel los ist hier ja nicht.«
»Das ist die pure Idylle, Christine«, antwortete er sofort. »Ein Stück vom Paradies, hier ist die Welt noch in Ordnung. Sagt Herr Kruse auch.«
»Aha. Und was wolltest du mir nun zeigen?«
Sein Arm fuhr wieder nach vorn. »Da rechtsrum. Richtung Schlei. Ist nicht mehr weit.«
»Hoffentlich.« Christine warf einen Blick auf die Uhr. »Es ist übrigens blöd, dass wir Walter nicht gefunden haben. Ich wollte ihm, oder eigentlich euch, noch etwas sagen. Ich dachte, wir könnten zusammen mittagessen. Bevor ihr auf die Bustour geht.«
»Kind, ich habe um halb zwei einen Beratungstermin.«
»Das war doch nicht dein Ernst, Papa. Ich habe sowieso nicht verstanden, was das ganze Gerede über Investitionen und dein Erbe sollte. Ich dachte, das wäre ein Witz.«
Heinz sah mit mildem Lächeln nach vorn. »Ein Witz? Nein, da irrst du, Kind. Ich sage nur so viel: Hier gehen Dinge vor, die Walter und mir nicht gefallen. Und wir können wirklich nicht mehr so tun, als ginge uns das nichts an. Ich muss dir das nachher mal alles in Ruhe erklären, später, wenn Walter dabei ist. Der hat sich sogar Notizen gemacht. Dann vergessen wir nichts. Was wolltest du uns denn erzählen?«
Christine wartete einen Moment. Dann holte sie tief Luft und sagte: »Eigentlich wollte ich warten, bis Walter dabei ist, aber es ist auch egal. Also, ihr habt doch in Bremen …«
»An dem großen Baum wieder links«, unterbrach sie ihr Vater. »Ich hatte aber auch keine Lust, Walter zu suchen. Der kann doch auch mal Bescheid sagen, wenn er spazieren gehen will. Immer macht er, was er will. Der wird im Alter wirklich noch anstrengender. Meine arme Schwester.«
Christine setzte den Blinker und bog langsam ab. »Apropos Inge. Sie hat mich nämlich angerufen und Folgendes …«
»Halt an!« Heinz krallte sich plötzlich in Christines Arm. »Stopp, stopp. Da liegt was.«
Christine machte eine Vollbremsung, obwohl sie selbst nichts gesehen hatte.
»Was ist denn?«
Heinz hatte die Autotür schon geöffnet. »Da liegt ein Moped im Graben. Ich glaube, das kenne ich. Wie kommt das denn hierher?«
Er sprang aus dem Auto, Christine folgte ihm langsam.
Das Moped lag im Gras. Es war mit Sand und Matsch bespritzt, der Ständer war abgebrochen und es wirkte, als hätte der Fahrer es einfach an dieser Stelle fallen lassen.
Christine sah sich um, vom Fahrer gab es keine Spur. Achselzuckend wandte sie sich zu ihrem Vater. »Und nun?«
»Das Moped gehört dem Bauern. Der hat Ärger mit Dennis Tacke. Ich glaube, da steckt noch mehr dahinter.« Heinz drehte sich ratlos um die eigene Achse. »Aber ich sehe ihn nicht. Er trinkt ja auch. Vielleicht hat er gemerkt, dass er zu betrunken ist, um zu fahren, und hat das Moped hiergelassen.«
»Vielleicht.« Christine dachte an ihre Mission und an die fortgeschrittene Zeit. »Können wir weiterfahren?«
»Ja.« Gedankenverloren starrte Heinz auf das Moped. Dann riss er sich zusammen und wandte sich wieder zu Christine. »Wir müssen nicht mehr fahren, wir sind schon da. Hier, hinter der Kurve, ist dieses Grundstück, auf dem die Wohnungen gebaut werden. Das sollst du dir angucken.«
Er lief los, und Christine versuchte, mit ihm Schritt zu halten. Vor ihnen lag eine große Weide, von Bäumen begrenzt und mit Blick aufs Wasser. Christine ging langsamer, dann blieb sie abrupt stehen.
»Papa, da liegt jemand. Ist das dein Bauer?«
Sie wechselten einen kurzen Blick und liefen los.
»Vor der Geschäftsabwicklung muss eine sogenannte Validitätsurkunde ausgestellt werden, eine reine Formsache.« Michael Kruse lächelte Finchen gewinnend an. »Das klingt komplizierter, als es ist.«
Johanna ließ den Stift sinken, als Dennis Tacke an denTisch kam. Er warf einen misstrauischen Blick auf ihren Block. »Was schreiben Sie denn da mit? Sie bekommen doch alle Unterlagen.«
Johanna hob nur kurz die Augenbrauen. »Ach, das ist nur für den Fall, dass meine Tante die Verträge nachher nicht versteht. Und ich habe ein so schlechtes Gedächtnis.«
»Darf ich mal sehen?« Dennis Tacke griff über den Tisch nach den
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