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Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Titel: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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nach Bremen zu bringen, beobachtete Johanna das Mienenspiel ihres Freundes, das von Belustigung über Skepsis bis zu Ratlosigkeit wechselte.
    »Du lieber Himmel.« Er faltete den Brief wieder zusammen. »Das ist doch Nepp, oder? Die bitten Rentner zur Kasse und verkaufen denen irgendetwas. Zumindest hört sich das so an.«
    »Eben.« Johanna nickte und wartete.
    »Das sieht deine Tante aber ganz anders. Sie hat mir völlig begeistert erzählt, dass sie noch nie etwas gewonnen hat, und dann plötzlich so etwas Schönes. Ich habe gar nicht nachgefragt.«
    »Aber ich habe mal ein bisschen recherchiert.«
    Sehr viel hatte ihre Recherche nicht ergeben, und das wenige, was sie über Theo von Alsterstätten und seine Firma herausgefunden hatte, war aus dem Internet. »Ostseeglück« veranstaltete unterschiedliche Kurzreisen, von denen begeisterte, vermutlich von der Firma selbst eingestellte Kommentare der Reiseteilnehmer zeugten. Es gab nirgendwo einen Hinweis auf Kosten, keine konkreten Touren, es wurde nur von den traumhaften Gegenden geschwärmt. Und es gab eine Fotogalerie, in der nicht nur schöne Landschaft, sondern auch jede Menge glückliche Senioren und sehr smarte Reiseleiter zu sehen waren. Je mehr Johanna gelesen hatte, desto mehr war sie davon überzeugt, dass es sich hier um eine dieser Verkaufsfahrten handelte.
    Daniel hatte Johanna mit gerunzelter Stirn zugehört. »Bist du sicher? Finchen tat so, als ginge es um ein ganz schickes und teures Luxuswochenende.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Sie sieht das auch so.«Johanna schüttelte den Kopf. »Allein schon dieser Brief: ›Unsere Klientel besteht ausschließlich aus wohlhabenden Senioren, die auch gern unter sich bleiben wollen.‹ Sie wollen über Kapitalanlagen reden und darüber, was aus dem Ersparten der Senioren wird. Vermutlich sollen sie es ausgeben. Das klingt doch schon nach Abzocke. Und darauf fällt Josefine Jäger natürlich rein.«
    »Lass sie doch.« Daniel nahm ein neues Bier aus dem Kühlschrank. »Ich glaube nicht, dass sie sich eine windige Kapitalanlage aufschwatzen lässt. Dazu ist sie zu clever.«
    »Das macht sie auch nicht.« Johanna schüttelte den Kopf. »Sie wird nur total enttäuscht sein, wenn sie merkt, was es mit ihrer exklusiven Reise tatsächlich auf sich hat. Stell dir doch nur mal die anderen Rentner vor, die an solchen Fahrten teilnehmen. Finchen wird wahnsinnig, wenn sie die sieht.«
    »Aber du fährst ja mit.« Daniel musste lachen. »Du hast ein großes Herz, Johanna. Ich sehe dich gerade in einem Bus mit lauter Rentnern die schönsten deutschen Wanderlieder singen. Du willst da gar nicht mehr weg. Da kann man doch was draus machen.«
    »Genau.« Johanna nickte. »Das habe ich auch vor. Deshalb brauche ich dein Aufnahmegerät. Zum einen kann ich Finchen trösten, zum anderen werde ich eine Reportage machen.«
    Irritiert ließ Daniel sein Glas sinken. »Worüber?«
    »Über solche Verkaufsfahrten«, antwortete Johanna. »Wenn mein Gefühl mich nicht täuscht, dann sollen die gutsituierten Senioren ordentlich über den Tisch gezogen werden. Die Veranstalter wollen ihre Kohle, egal, wofür. Ich habe auf der Redaktionssitzung mit Max darüber gesprochen und es ihm vorgeschlagen. Er fand die Idee gut.Vielleicht kriege ich den einen oder anderen Senior oder sogar jemanden vom Hotelpersonal vors Mikro.«
    Daniel guckte skeptisch. »Wenn das die Reiseleitung mitbekommt, schmeißen sie dich raus.«
    »Hör mal, ich bin doch keine Anfängerin. Das kann richtig spannend werden. Wenn alles klappt, verleiht man mir dafür vielleicht den Radiopreis. Es gibt im Internet jede Menge Berichte von Geschädigten, ich sage dir, das ist ein ganz brisantes Thema. Finchen hat natürlich keine Ahnung, also erzähl ihr nichts. Auch nicht aus Versehen. Sonst weiß es gleich der ganze Bus.«
    Ihre Augen glänzten. Daniel hatte plötzlich wieder die alte Johanna vor sich. Trotzdem blieb er skeptisch. »Du musst aber bitte vorsichtig sein. Diese Veranstalter sind ziemlich skrupellos. Wenn die das mitbekommen, hast du sofort eine Klage am Hals. Ich will nicht darüber nachdenken, was die sonst noch für Mittel und Wege finden könnten, um kritische Berichterstattungen zu vermeiden.«
    »Daniel.« Johanna musste über den besorgten Gesichtsausdruck ihres Freundes lachen. »Wir sind doch nicht in Palermo. Ich kann mich ja jeden Tag bei dir melden und dich auf dem Laufenden halten. Und falls der Kontakt abbricht, organisierst du sofort einen

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