Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
dann folgte, ließ Heinz und Walter den Atem stocken und sich tiefer in ihre Sitze drücken. Zwei Männer, beide in Jeans und dunklen Jacken, sprangen aus dem Wagen. Ohne miteinander zu sprechen, montierten sie mit schnellen, geübten Handgriffen die Autokennzeichen ab und warfen sie in den Kofferraum. Genauso schnell brachten sie zwei neue Schilder an.
Heinz und Walter verriegelten mit unauffälliger Bewegung ihre Türen. »Das glaube ich nicht.« Walter versuchte, beim Sprechen seine Lippen nicht zu bewegen. »Das sind Autoschieber. Und wir sind Zeugen. Guck da nicht so hin.«
Sie guckten trotzdem, genau in dem Moment, in dem der größere der beiden Männer sich vorbeugte. Seine Jacke rutschte hoch und ein Pistolenhalfter mit einer Waffe darin kam zum Vorschein. Heinz machte ein gurgelndes Geräusch. Dann presste er die Zähne aufeinander und zischte: »Wenn wir jetzt irgendeinen Fehler machen, dann knallen die uns ab.«
Sehr langsam zog er sein Handy aus der Tasche. »Ich rufe jetzt Christine an und gebe ihr das Kennzeichen durch. Falls was passiert.«
»Bist du wahnsinnig?«, flüsterte Walter. »Wieso deine Tochter? Die denken, wir rufen die Polizei, hör auf.«
Aber Heinz schaltete das Handy bereits ein. »Wir lassen uns nicht einfach so über den Haufen schießen.« Er bewegte kaum die Lippen. »PIN eingeben, 1601, so, was machen die gerade?«
Walter drehte seinen Kopf nur millimeterweise und sah vorsichtig zur Seite. »Sie sind wieder im Auto. Und sie … sie gucken rüber. Sie sehen uns an.«
»Christine? Oh, gut, hier ist Papa … Ja, ich weiß, dass du das siehst, aber wir haben ein Problem …«
»Zu spät.« Walters Hand krallte sich in Heinz’ Oberschenkel. »Einer steigt aus. Er kommt auf uns zu.«
Der Kleinere der beiden stand schon vor dem Auto und klopfte an die Scheibe.
Entsetzt starrten Heinz und Walter ihn an. Heinz hatte immer noch das Handy am Ohr. »Frag jetzt nicht, aber schreib dir mal folgendes Autokennzeichen auf: HH-NF … ich ruf gleich noch mal an.«
Der Mann hielt einen Polizeiausweis an die Scheibe. Sehr langsam ließ Walter die Autoscheibe zwei Zentimeter hinunter. Noch langsamer hob er das Kinn.
»Ja?«
»Entschuldigen Sie, aber wir haben gesehen, dass Sie uns beobachtet haben. Wir müssen da wohl etwas aufklären.«
»Was denn?« Heinz hielt sein Telefon demonstrativ in beiden Händen. »Ich weiß gar nicht, was Sie meinen.«
»Zivile Fahndung. Wir wechseln die Kennzeichen aus ermittlungstechnischen Gründen. Nicht, dass Sie jetzt die Kollegen anrufen. Es ist wirklich alles in Ordnung.«
Walter hatte sich inzwischen den Ausweis geben lassen und ganz genau angesehen. »Wissen Sie …«, er räusperte sich, »wir haben überhaupt nicht auf Sie geachtet, wir haben ganz andere Probleme, wir haben einen Platten und ich … ich kann keinen Reifen wechseln.« Er wischte sich eine Schweißperle von der Schläfe.
Sein Schwager mischte sich ein. »Ich kann das auch nicht. Ich kenne mich mit Mercedes nicht aus. Wir haben übrigens gar nichts gesehen, keine Sorge. Ist die Waffe da echt?«
Er wich einem Ellenbogenstoß aus und ignorierte auch Walters bösen Blick.
»Aber können Sie nicht als Polizei, als Freund und Helfer sozusagen, diesen Reifen wechseln? Wir müssen ja auch weiter. Wir haben nämlich noch ein Treffen mit Geschäftsfreunden.« Walters Stimme klang flehend, während er die Tür öffnete und ausstieg. Die Beamten sahen einander kurz an, dann sagte einer von ihnen: »Rufen Sie doch einen Pannendienst.«
»Pannendienst.« Heinz stöhnte. »Das dauert ewig. Ich habe …«
»Er hat es am Herzen.« Walter griff nach dem Lederjackenärmel. »Ich weiß nicht, was passiert, wenn wir hier noch Stunden in Wind und Kälte stehen müssen. Ich habe seiner Frau versprochen, ihn heil wieder nach Hause zubringen, aber so …« Er zerrte leicht, aber verzweifelt am Arm des Beamten. »Meine Herren, Sie sind doch Freund und Helfer. Schwört man da nicht sogar einen Eid?«
»Das nun nicht gerade.« Der Polizist zog seinen Arm vorsichtig aus Walters Umklammerung, bevor er sich an Heinz wandte. »Geht es Ihnen schlecht? Sollen wir einen Arzt rufen?«
»Nein.« Mit vor Schreck geweiteten Augen sah Heinz hoch. »Nein, ich … lieber einen Reifenwechsler.«
Nach einem weiteren Blickwechsel traten die Beamten zwei Schritte zur Seite. Während einer der beiden sein Handy zückte, ging der andere langsam zu dem silbernen BMW zurück. Heinz starrte konzentriert nach vorn und
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