Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Titel: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
Vom Netzwerk:
um. Unter dem Fenster stand ein schmaler Stuhl, auf den sich Walter jetzt vorsichtig setzte. Er strich mit einer Hand über die Wand. »Die gleiche Tapete, die wir damals in der Küche in Dortmund hatten. Da war Pia noch gar nicht geboren.«
    Heinz betrachtete den Teppichboden. »Guck mal, das Muster. So was hat man heute auch nicht mehr. Das ist noch ordentliche Auslegware.«
    »Die liegt bestimmt seit dreißig Jahren.« Walter stand ächzend auf und schüttelte den Kopf. »Wir müssen ja nicht barfuß laufen.«
    »Nein.« Heinz atmete tief aus, lehnte sich an die Tür und blickte seinen Schwager an, der sich langsam auf ein Bett gesetzt hatte und auf und ab wippte.
    »Ist die Matratze so weich? Dann habe ich morgen den ganzen Tag Rückenschmerzen. Das kann ja was werden. Und warm ist das hier. Mach doch mal ein Fenster auf.«
    Walter kippte das Fenster an und zuckte zusammen. Es hörte sich an, als würden die Autos durchs Zimmer rasen. Er knallte es sofort wieder zu. »Großer Gott. Da könnten wir auch auf der Autobahn schlafen. Das ist ja grauenhaft. Dabei kriegt man doch kein Auge zu.«
    »Fünfundvierzig Euro.« Heinz schüttelte den Kopf. »Für so ein Loch. Hast du eigentlich eine Toilette gesehen?«
    »Fünfzig«, korrigierte Walter. »Das war doch ein Trick mit dem Wechselgeld. Der war gar nicht so betrunken. Betrügen konnte er noch. Das Klo ist auf dem Gang, nächste Tür, sind wir dran vorbeigelaufen.«
    »Ich geh mal.«
    Während Heinz auf der Toilette war, hängte Walter vorsichtig seine beiden besten Anzüge auf. Er wollte morgen Abend nicht im zerknitterten Jackett beim Begrüßungsessen sitzen, schließlich war der erste Eindruck wichtig. Nach kurzem Überlegen öffnete er noch den Koffer seines Schwagers und nahm auch dessen Anzüge heraus. Schließlich reisten sie ja zusammen.
    Kurze Zeit später stiegen sie die Treppe zum Restaurant hinunter. Beide hatten sich frische Hemden angezogen, Walter hatte sogar eine Krawatte umgebunden, was Heinz übertrieben fand. »Du glaubst doch nicht etwa, dass es sich um ein vornehmes Restaurant handelt? Bei solchen Zimmern und in dieser Lage? Ich hebe meinen Schlips für morgen auf.«
    Er wollte Rüdiger noch mitteilen, dass es kein Toilettenpapiermehr gab, aber die Rezeption war nicht besetzt, nur der Fernseher lief immer noch in voller Lautstärke.
    »Ich sage es ihm nach dem Essen«, dachte Heinz. »Falls er dann noch nicht umgefallen ist.«
    Heinz und Walter stießen die Flügel der Tür gleichzeitig auf und blieben irritiert stehen. Der Saal war sehr groß. Am anderen Ende war ein langer Tresen, an dem eng gedrängt zehn oder fünfzehn Männer saßen, die meisten mit breiten Schultern, einige mit langen Haaren und Lederjacken, die sich sehr laut unterhielten. Alle kehrten ihnen den Rücken zu. Hinter dem Tresen stand eine ältere, pummelige Frau im weißen Kittel, die Gläser polierte. Sie war die einzige Frau im Raum und nickte ihnen knapp zu. Aus der Musikanlage dröhnte ohrenbetäubende Countrymusik, ein Spielautomat neben dem Eingang gab Klingeltöne von sich und über allem lag der Geruch von Bier und gebratenem Fleisch.
    Heinz sah Walter an, der sich schnell den Schlips abband. »Ob die hier alle schwer hören? Aber es riecht gut, komm.«
    Sie setzten sich an den ersten Tisch neben der Tür, und Sekunden später stand die Frau im Kittel vor ihnen und legte die Speisekarten neben die Teller. »Wollen Sie essen?«
    »Ja, natürlich.« Walter nahm eine Karte. »Wir wohnen nämlich hier, wissen Sie, für eine Nacht.«
    »Aha.« Sie war nicht richtig beeindruckt. Stattdessen rief sie in Richtung Tresen: »Jungs, könnt ihr nicht mal leiser schreien? Man versteht ja sein eigenes Wort nicht.« Sofort wurde es ruhiger, auch an der Musikanlage hatte anscheinend jemand einen Regler gefunden. Erleichtert seufzte Heinz und schlug die Karte auf. »Haben Sie auch etwas Kleines?«
    In der plötzlichen Ruhe war seine Stimme sehr laut, vomTresen kam leises Kichern, dann eine Antwort: »Nee, ihr Sohn ist auch schon über zwanzig.«
    Die Frau ignorierte den Clown am Tresen und sagte: »Sie können eine Hühnersuppe haben. Und das Stammessen ist Kasseler mit Sauerkraut.«
    »Das nehmen wir zweimal.« Walter klappte die Karte mit Schwung zu. »Und zwei Pils.« Er sah der Bedienung nach und sagte: »Hühnersuppe. Ich bitte dich, du bist doch nicht erkältet. Das ist bestimmt die Köchin, die freut sich, wenn man ihre Vorschläge annimmt.«
    Er sah sich im Restaurant um und

Weitere Kostenlose Bücher