Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
Verrücktwerden.
»Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
Johanna zuckte zusammen. »Patrick Dengler. Müssen Sie sich immer so anschleichen? Da kriegt man ja fast einen Herzinfarkt.«
»Dafür sind Sie zu jung.« Ohne zu fragen, setzte er sich neben sie. »Was halten Sie von diesem Projekt? Herr Tacke hat das ja sehr gut verkauft.«
»Was soll ich davon halten?« Johanna setzte ihr gleichgültigesGesicht auf. »Ehrlich gesagt habe ich das System nicht richtig verstanden. Aber es gibt ja nachher noch diese Einzeltermine, bei denen man alles genau erklärt bekommt.«
»Gehen Sie da hin?« Patrick Dengler saß zu dicht neben ihr. Leider gab es keinen Platz zum Ausweichen, noch ein kleines Stück, und sie würde vom Baumstumpf fallen.
»Ich weiß noch …« Bevor sie den Satz beenden konnte, stand Heinz vor ihr.
»Störe ich?« Seine Stimme war zuckersüß, sein Blick scharf auf Dengler gerichtet. »Ich habe Sie gesucht.«
»Mich?« Patrick Dengler sah überrascht hoch. »Warum?«
»Sie doch nicht«, antwortete Heinz. »Ich wollte etwas von Frau Schulze. Aber Ihre Mutter sitzt ganz allein am Tisch.«
»Meine …?« Patrick Dengler hatte sich erhoben und klopfte seine Hose ab. »Ach so, ja, ich wollte sowieso wieder rein. Bis später.«
Johanna und Heinz sahen ihm nach, dann drehte sich Johanna zu Heinz um. »Danke«, sagte sie. »Ich habe keine Ahnung, was der von mir will, aber langsam wird er lästig.«
Jetzt setzte sich Heinz auf den freien Platz. »Vielleicht hat er sich in Sie verguckt. Ich glaube, er sucht eine Frau.«
Johanna sah ihn lange an. »Irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Na ja, egal. Warum haben Sie mich denn gesucht?«
»Das war gelogen.« Heinz lächelte sie an. »Ihre Tante und ich haben gesehen, dass Dengler Ihnen gefolgt ist, und da wollte ich sichergehen, dass nichts passiert. Sie waren vorhin so durcheinander und das kann ja schnell mal ausgenutzt werden. Da habe ich dann lieber ein Auge drauf.«
»Aha.« Johanna lachte. »Deshalb. Hätten Sie ihn auch niedergeschlagen?«
»Das wäre situativ zu entscheiden gewesen. Warum nicht?«, antwortete Heinz und stand auf. »Jetzt muss ich wieder zum Tisch. Mein Schwager war gerade etwas gereizt. Nicht, dass es zwischen ihm und Herrn Tacke doch noch zum Streit kommt.«
Er drehte sich schon zum Eingang, als Johanna noch etwas einfiel.
»Ach, Heinz?«
»Ja, Johanna?«
»Haben Sie eigentlich ein Telefon im Zimmer?«
Er nickte. »Das kostet aber siebzig Cent die Einheit. Warum?«
»Dürfte ich gleich mal telefonieren?«
»Natürlich. Zimmer 16, der Apparat steht auf Walters Nachttisch, das sehen Sie schon. Ach, mein Schlüssel ist in der Sakkotasche und das Sakko hängt überm Stuhl. Soll ich ihn holen?«
»Das wäre nett. Es muss ja keiner die Schlüsselübergabe sehen, sonst kommt noch jemand auf falsche Gedanken.«
Heinz sah sie überrascht an, dann kicherte er. »Sie haben aber auch eine Phantasie. Ich hole den Schlüssel.« Leise lachend ging er zum Eingang.
Johanna blickte ihm gerührt hinterher. Es war ein schönes Gefühl, dass er sie vor Dengler beschützen wollte. Schade, dass sie ihn nicht schon früher kennengelernt hatte.
Als Johanna nach einiger Zeit wieder zum Tisch zurückkehrte, saß Walter mit vor der Brust verschränkten Armen und süffisantem Lächeln auf seinem Platz.
»Leute, Leute, ich kaufe doch nicht mit Hunderten von fremden Menschen zusammen eine Wohnung. Die machen alles dreckig und ich ärgere mich anschließend.«
»Sie kaufen nicht die Wohnung, sondern die Nutzungsrechte«, erklärte ihm Eva Pieper mit Engelsgeduld. »Das hat Herr Kruse doch gerade sehr schön erläutert. Sie haben dann das Anrecht, während bestimmter Wochen im Jahr die Wohnung zu nutzen.«
»Ja, nachdem wildfremde Menschen vorher schon alles auf den Kopf gestellt haben.« Walter war nicht zu überzeugen. »Ich sehe es vor mir: Haare in der Dusche, Käserinden im Kühlschrank, Krümel im Bett. Vielen Dank auch.«
»Es gibt doch Reinigungspersonal«, mischte sich Uli Pieper ein. »Das ist genauso wie in einer Hotelanlage. Also, ich finde die Idee nicht schlecht. Man kann Urlaub machen, wann man will, und muss sich um nichts kümmern. Ich sehe doch, wie das auf Sylt ist mit unserer Wohnung. Dauernd ist etwas kaputt. Dann müssen wir uns ums Rasenmähen kümmern und im Winter ums Schneeschippen. Erholung ist anders.«
»Rasenmähen macht meine Frau«, entgegnete Walter. »Immer schon, das hat sie gern. Und wenn ich Urlaub habe, gehe ich ins
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