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Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Titel: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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bislang schon über sechzig Euro für Getränke und andere Kinkerlitzchen ausgegeben hat. Und dass die Telefoneinheit siebzig Cent kostet. Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass er für irgendein Produkt, egal was es ist, freiwillig bezahlt? Im Leben nicht. Du musst dir keine Gedanken machen, Kind, es kann höchstens passieren, dass er sich mit dem Reiseveranstalter in die Wolle kriegt. Aber dein Vater ist doch dabei, der hasst Streit und wird schon rechtzeitig einlenken.«
    Daniel fuhr sich mit allen zehn Fingern durch die Haare und starrte wütend den Telefonhörer an. Er hatte stundenlang im Internet zum Thema »Timesharing« recherchiertund hätte Johanna genau jetzt die Ergebnisse mitteilen sollen. Und was war? Er bekam keine Verbindung. Wenn er die Telefonnummer wählte, die Johanna ihm gegeben hatte, kam ein dumpfer Dauerton, ließ er die beiden letzten Ziffern, die für die Zimmernummer standen, weg, hörte er ein Besetztzeichen. Und das seit einer Viertelstunde. In was für einer Absteige saß die denn bloß? Er versuchte es wieder und wieder, das Ergebnis blieb dasselbe.
    »Ich gehe jetzt.« Anne stand an seinem Schreibtisch und klopfte leise mit dem Finger aufs Holz. »Was machst du da eigentlich noch?«
    »Johanna hat mich gebeten, über Timesharing-Modelle für Wohnungen zu recherchieren. Das hat mit ihrer Reportage zu tun. Aber die Nummer, unter der ich sie jetzt anrufen sollte, die funktioniert eben nicht.«
    Wütend warf er den Hörer wieder auf die Gabel. »Wie auch immer, ich kann es ihr nicht mitteilen.«
    »Was bedeutet denn dieses Timesharing?«
    Daniel sah kurz auf seine Notizen. »Man erwirbt ein Wohnrecht, oder besser, Teilzeitwohnrecht. Du zahlst eine Summe dafür, dass du für eine bestimmte Zeit im Jahr in einer voll ausgestatteten Wohnung in einer Ferienanlage oder in einem Hotel wohnst. Was Johanna damit will, hat sie nicht gesagt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so etwas auch an der Schlei gibt. Na ja, ist jetzt auch egal. Ich fahre nach Hause und versuche, sie von dort zu erreichen. Ist Max eigentlich noch im Büro?«
    »Nein.« Anne hing einem Gedanken nach. »Der hat am Wochenende was vor. Sag mal, hast du die E-Mail gesehen, die vorhin kam? Wegen eines Mitschnitts? Da war doch auch was mit der Schlei. Guck mal eben in deinem Rechner, ich habe sie dir weitergeleitet.«
    Daniel überflog seinen Posteingang. »›Mitschnitt, Nachrichten‹, da ist es.«
    Er rief die Mail auf.

    Scholl, Daniel
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    Von: Christine Schmidt
    An: Radio Nord
    Betreff: Mitschnitt

    Werte Nachrichtenredaktion, ich habe eine Bitte. Der Mercedes meines Onkels ist in Bremen abgefackelt worden. Totalschaden. Ich muss die schlechte Nachricht überbringen, bin jetzt auf dem Weg an die Schlei, um meinen Onkel und meinen Vater dort von einer Seniorenreise abzuholen, und suche verzweifelt nach einem Trostpflaster für meinen Onkel. Habe gerade die Nachrichten Ihres Senders gehört, in denen der abgebrannte Wagen eine Meldung war. Deshalb hätte ich sehr gern einen Mitschnitt, vielleicht ist diese Radiomeldung ein kleiner Trost. Mein Onkel hört jeden Tag Radio Nord, und so kommt er bzw. sein Auto wenigstens vor.
    Mit Dank im Voraus und herzlichen Grüßen auf dem Weg nach Bullesby, Christine Schmidt

    Von meinem iPhone gesendet
    Daniel sah Anne grinsend an. »Das ist ja süß. Vielleicht sind die auf derselben Tour wie Johanna. Die ist doch in einem Kaff, das Bullesby heißt.«
    »Keine Ahnung.«
    »Das wäre ja lustig.« Daniel las die Mail ein zweites Mal.»Ich antworte ihr sofort. Dann kann sie Johanna wenigstens grüßen. Und den Mitschnitt kriegt sie sowieso.«
    Anne stieß sich vom Tisch ab. »Wie auch immer. Ich gehe. Schönen Abend noch.«
    Daniel tippte mit gesenktem Kopf schon die Antwort an Christine.

J ohanna hatte zehn Minuten auf Walters Seite vom Bett gesessen und auf Daniels Anruf gewartet. Er kam nicht. Sie hatte ihm extra die Durchwahl des Zimmers gegeben und eine feste Uhrzeit vereinbart. Schließlich wollte sie nicht, dass Walter bei der Abreise wegen einer astronomischen Telefonrechnung kollabierte. Aber Daniel rief nicht an. Kurz entschlossen hob sie den Hörer ab und hielt ihn ans Ohr. Sie hörte nichts, die Leitung war tot. Mausetot. Johanna drückte auf die Knöpfe, legte wieder auf, hob ab, versuchte es erneut, aber das Ergebnis blieb dasselbe. Der Apparat funktionierte nicht mehr. Dieses Hotel war tatsächlich die allerletzte Kaschemme.
    Wütend stand sie auf und verließ das

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