Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
steckt?« Finchen legte ihre Hand auf seine. »Sie wollte in einer Stunde wieder hier sein, die ist doch schon lange vorbei.«
»Ich mache mich gleich auf die Suche.« Heinz musterte Max wie ein Forscher eine Stubenfliege. »Und Sie sind auch beim Funk?«
»Ja.« Max quälte sich zu einem Lächeln. »Beim Radio.«
»Aha. Meine Tochter ist Journalistin. Beim ›Nord-Kurier‹.«
»Ich weiß. Sie hat es mir erzählt.« Max fixierte die Tür, aber Johanna erschien einfach nicht. Heinz folgte seinem Blick. »Warten Sie auf jemanden?«
»Ja, natürlich.« Max sah ihn irritiert an. »Das können Sie sich doch denken.«
Finchen stieß Heinz zaghaft an. »Jetzt sehen Sie doch bitte mal nach meiner Nichte. Langsam mache ich mir Sorgen.«
»Ich gehe.« Max trank sein Bier aus und wollte aufstehen. »Irgendwo muss sie ja sein.«
Zwei Hände legten sich rechts und links auf seine Schultern. Finchen und Heinz hielten ihn auf dem Sitz. »Lass mal, Max«, sagte Finchen. »Sie weiß ja nicht, dass du kommst. Ich halte es für besser, wenn Heinz sie sucht. Leiste mir doch noch ein bisschen Gesellschaft. Trinkst du noch was?«
Max schwieg. Heinz stand langsam auf und zog den Reißverschluss seiner Jacke zu. Bevor er ging, beugte er sich zu Max. »Sie haben sehr freundliche Augen«, sagte er. »Aber Sie sind ein bisschen zu still. Frauen mögen Männer, die reden. Sie müssen darauf achten.«
Er nickte ihm aufmunternd zu und verließ die Bar.
Walter hatte die ganze Zeit stumm danebengesessen. Sobald die Tür hinter seinem Schwager zugeklappt war, räusperte er sich und sagte: »Wollen Sie sich auch diese Wohnungen ansehen?«
Johanna hatte ihre Hände in den Taschen vergraben und ging langsam zum Gasthof zurück. Aus der Entfernung konnte sie Heinz erkennen, der in die entgegengesetzte Richtung lief. Vermutlich wollte auch er sich die Beine vertreten.
Viertausend Euro. Das war eine Menge Geld für die Schwestern. Johanna nahm sich vor, morgen früh auf jeden Fall mit Finchen an einem Beratungsgespräch teilzunehmen. Da musste ihre Tante durch, aber Johanna brauchte jetzt erst einmal mehr Informationen. Dabei fiel ihr wieder das Aufnahmegerät in der Mülltonne ein. Vielleicht war jetzt eine gute Gelegenheit, sie zu durchsuchen. Dengler konnte ja nicht dauernd auf dem Hof stehen.
Kurz bevor sie die Einfahrt erreicht hatte, hörte sie ein Husten. Es kam von den Mülltonnen, vermutlich war es jemand vom Personal, der noch mehr Müll auf das verschüttete Aufnahmegerät warf. Johanna seufzte leise und blieb hinter der Mauer stehen. Sie schrieb Daniels Gerät schon fast ab und hoffte nur, dass es sich nicht um das teuerste Modell gehandelt hatte, das sie nun ersetzen müsste.
Vorsichtig lugte sie um die Ecke, um zu sehen, ob sie freie Bahn für die Mülldurchsuchung hätte, und wich entsetzt zurück. Es konnte nicht sein, sie sah Gespenster.
Nach einer Schrecksekunde beugte sie sich wieder nach vorn, das Gespenst blieb. Sofort stieg eine Welle aus Wut in ihr hoch. Johanna schloss kurz die Augen, zählte bis fünf, holte tief Luft und bog mit schnellen Schritten in dieEinfahrt. Die Person, die auf der Mülltonne stand und versuchte, durch das Fenster zu sehen, fuhr zusammen und drehte sich ertappt um.
Johanna fixierte sie mit zusammengekniffenen Augen und ging, ohne ein Wort zu sagen, an ihr vorbei. Erst als sie an der Tür war, sagte sie honigsüß über ihre Schulter: »Ich sage drinnen Bescheid, dass hier jemand im Müll wühlt. Passen Sie auf, dass Sie nicht darunter begraben werden. Falls der Deckel bricht.«
Mareike Wolf starrte ihr stumm hinterher.
H einz war zunächst in Richtung Schleiufer gegangen. Er wollte zu der Bank, auf der Johanna am Tag zuvor mit Patrick Dengler zusammen gesessen hatte.
Wenn er gestern schon gewusst hätte, dass Johanna in einer Ehekrise steckte, wäre er dazwischengegangen. Auch weil Patrick Dengler im Vergleich zu Max Schulze schlecht abschnitt, das musste man einfach feststellen. Er war doch viel zu alt und viel zu glatt für Johanna.
Heinz nickte bekräftigend und nahm sich vor, ihr genau das zu sagen. Natürlich nicht so direkt, eher sensibel und verständnisvoll. Seine eigene Tochter hörte ja nur selten auf ihn, aber das war in den meisten Familien so. Da musste immer erst jemand von außen kommen. Und in diesem Fall war er das.
Und er glaubte auch, dass Johanna auf ihn hören würde. Er war ihr sympathisch, das hatte er gemerkt.
Ein Gedanke schoss Heinz plötzlich durch den
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