Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
durchkämmen, bis ich das Aufnahmegerät gefunden hatte. Ein kleines ›Danke schön, Herr Müller‹ wäre vielleicht mal angebracht.«
Er streckte Johanna das Päckchen entgegen.
»Danke schön, Herr Müller«, wiederholte Johanna, während sie ihm seine schmutzige Trophäe abnahm und vorsichtig aus der klebrigen Zeitung wickelte. »Das haben die also tatsächlich in den Müll geschmissen. Ich glaube es nicht. Hat Sie denn jemand gesehen? Nicht, dass es noch mehr Ärger gibt.«
»Gesehen?« Walter warf sich in die Brust. »Ich bin doch kein Stümper. Natürlich habe ich genau aufgepasst, dass niemand etwas mitbekommt. Was macht denn das auch für einen Eindruck? Ich kopfüber in der Biotonne.«
»Kann mir jemand erklären, warum das Aufnahmegerät in der Mülltonne war? Und wer soll es angeblich reingeschmissen haben?«, fragte Max dazwischen.
Weder Johanna noch Walter antworteten ihm. Stattdessen wischte sich Walter die Hände mit einem Stofftaschentuch ab und faltete es anschließend umständlich zusammen. »Sie sollten ausprobieren, ob das Gerät noch intakt ist. Ich hätte gern Ihre Aufzeichnungen für meinen Bericht. Und jetzt gehe ich mal meinen Schwager suchen. Den habe ich ganz vergessen. Der ist noch auf der Suche nach Ihnen. Und …«
Sein Blick ging fragend an Johannas Kopf vorbei und heftete sich auf einen Punkt hinter ihr. »Können wir Ihnen helfen?«
Die Frau, die plötzlich wankend vor ihnen stand, wirkte verwirrt und abgehetzt.
»Max. Da bist du ja. Endlich. Ich habe dich überall gesucht. Wer war die andere Frau?« Mareike Wolf brach in Tränen aus.
Johanna sog hörbar den Atem ein und wandte sich zu Max. »Das glaube ich jetzt nicht«, zischte sie. Max blieb wie erstarrt stehen, sein Gesichtsausdruck war unergründlich. Walters Blick ging von der weinenden Mareike zu der wütenden Johanna, dann seufzte er tief, tippte sich mit dem Finger an die Stirn und murmelte: »Haltet mich da bloß raus.« Keine Sekunde später war er verschwunden.
»Ich bin dir hinterhergelaufen. Ich habe dich im Hotel gesehen. Wo ist die Schlampe? Du bist mit ihr hierhergegangen.«
Mareike Wolf stand mittlerweile vor Max und hatte ihre Hände gegen seine Brust gestemmt. Sie kreischte und heulte, stampfte mit den Füßen auf und raufte sich die Haare.
Johanna trat ein paar Schritte zurück. Diese Frau war offensichtlich verrückt, so etwas gab es doch sonst nur im Film. Und Max stand da wie ein Baum im Gewittersturm. Johanna verstand überhaupt nichts mehr.
Und dann kam Tante Finchen. Sie eilte nach einem kurzen Blick entschlossen zu Mareike, sah Max entschuldigend an, holte aus und ließ ihre flache Hand klatschend auf Mareikes Wange landen.
Sofort herrschte Ruhe.
Mareike Wolf legte sich die Hand ans Gesicht und starrte Finchen mit weit aufgerissenen Augen an. »Sie …«
Ihr Mund klappte auf und zu, dann holte sie Luft und schrie los. »Sie haben mich geschlagen. Das ist Körperverletzung. Ich gehe zur Polizei, Sie spinnen ja.«
Johanna konnte sich kaum bewegen. Auch Max verharrte auf der Stelle, blickte entgeistert Finchen an und rang offensichtlich nach Worten.
»Was ist denn hier los?« Plötzlich stand Heinz neben Johanna. »Ich habe Sie überall gesucht. Wer schreit denn hier so rum?«
Mareikes Atem ging flach, sie presste die Lippen zusammen, stieß Max vor die Brust nahm ihre Handtasche, drehte sich auf dem Absatz um und lief los. »Ich zeige Sie an. Jetzt sofort. Das ist ja wohl das Letzte.«
Mit offenem Mund sah Heinz ihr hinterher. »Na, das ist ja ein Temperament. Wer ist das überhaupt?«
Finchen stand aschfahl neben Max und knetete nervös ihre Hand. Sie sah winzig aus neben ihm. Ihr Blick ging unsicher hin und her, dann traf er Johanna, die endlich aus ihrer Starre erwachte.
»Hinterher«, sagte sie. »Die kann Finchen doch nicht anzeigen.«
»Was?« Entsetzt hielt Heinz sie am Arm fest. »Ihre Tante anzeigen? Weshalb?«
»Finchen hat ihr eine geknallt.« Johanna trabte los. »Max, los, du kommst mit. Das kann sie nicht machen.«
»Ist das diejenige …« Heinz folgte Johanna.
»Ja.«
»Dann hat sie es verdient. Diese Ehebrecherin.« Heinz beschleunigte seine Schritte. Im Laufen drehte er sich noch mal um und rief zurück: »Josefine, wir hauen Sie da raus.« Dann beeilte er sich, Max und Johanna zu folgen.
Johanna hörte Max’ Atem, drehte sich aber nicht nach ihm um. Er schloss zu ihr auf und lief neben ihr.
»Du kannst doch nicht ernsthaft glauben, dass ich diese Frau toll
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