Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
erkannte sie eine der beiden Schwestern aus Papenburg. Sie wirkte mitgenommen, zögernd blieb Johanna vor ihr stehen.
»Hallo. Ist alles in Ordnung?«
»Ich …« Erschrocken guckte die Frau hoch, bevor sie ein Stück zur Seite rückte. »Ich bin nur … Möchten Sie sich setzen?«
Es klang mehr nach einer Bitte als nach einer Frage. Johanna suchte nach dem Namen der Schwester. Als er ihr plötzlich wieder einfiel, nahm sie Platz.
»Na, Frau Meier, ist es Ihnen hier nicht zu kalt?«
»Doch. Aber ich habe mich mit meiner Schwester gestritten und bin einfach losgegangen. Meine Jacke hängt noch über dem Stuhl.«
»Dann gehen Sie doch einfach wieder rein«, schlug Johanna vor. »Bevor ich mir einen Schnupfen hole, würde ich mich lieber wieder mit meiner Schwester vertragen.«
Luzia Meier schüttelte den Kopf. »Das sagt sich so leicht. Wissen Sie, Hermia und ich leben in Papenburg in einem Haus. Es ist unser Elternhaus, und es ist schön, direkt am Kanal, mit viel Garten und viel Platz. Aber es geht immer mehr kaputt. Wir bräuchten ein neues Dach, oben neueFenster, da kommt noch viel auf uns zu. Wir haben Geld gespart und angelegt. Nächsten Monat können wir darüber verfügen. Und jetzt macht Hermia so etwas. Das können wir uns doch gar nicht leisten.«
Hellhörig geworden rückte Johanna näher. »Was genau können Sie sich nicht leisten?«
»Diese Wohnungsanteile.« Luzia Meier verschränkte ihre Arme vor der Brust und schüttelte zornig den Kopf. »Als ob wir jedes Jahr Urlaub an der Schlei machen könnten. Das ist doch lachhaft. Hermia hat einen Vorvertrag unterschrieben, gerade eben, da drin, bei Herrn Tacke und Herrn Kruse. Viertausend Euro kostet das. Für drei Wochen in jedem Jahr. Hermia findet die Wohnungen so schön und wollte angeblich immer schon an die Ostsee. Habe ich aber bis jetzt noch nie von ihr gehört.«
Ungläubig schüttelte Johanna den Kopf. »Viertausend Euro? Und wann müssen Sie die bezahlen?«
»Tausend hat Hermia sofort bezahlt. Musste sie. Der Rest soll dann nächsten Monat überwiesen werden, wenn unser Sparvertrag fällig ist.«
Johanna glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. Sie war fassungslos. Und das alles lief ohne Notar, ohne Gutachten, nur mit einem Flyer und jeder Menge Vorträgen.
»Wer hat denn noch alles gekauft?«, fragte sie.
»Einige«, antwortete Luzia Meier. »Die Piepers waren die Ersten. Deshalb war Hermia auch gleich Feuer und Flamme. Sie findet den Herrn Pieper ja so sympathisch. Und die eine der beiden Hamburgerinnen. Die hat sogar einen größeren Anteil gekauft. Und das stille Ehepaar aus Bremerhaven.«
»Meine Güte.« Johanna war perplex. Sie hatte die ganze Aktion nicht ernst genommen. »Ich war noch nicht beim Beratungsgespräch.«
»Ich habe es auch nicht bis zum Schluss mitgemacht«, sagte Luzia Meier. »Hermia hat alles beschlossen und mich überhaupt nicht gefragt. Da bin ich gegangen. Aber falls Sie doch noch Interesse haben, dann können Sie morgen Mittag zur Baustelle fahren. Da kommt Herr Kruse auch noch mal dazu. Falls noch Fragen sind.«
Während Johanna sie noch ansah, stand Frau Meier auf und schüttelte sich leicht. »Mir ist es zu kalt, ich gehe wieder rein. Ich wollte Sie nicht volljammern, aber es ist immer dasselbe, Hermia hört nur das, was sie hören will.«
Johanna sah zu ihr hoch. »Und Ihre Schwester will hier jetzt jedes Jahr Urlaub machen? An der Schlei?«
»Im Leben nicht«, entgegnete Frau Meier. »Das können wir auch gar nicht, wir haben einen großen Garten und gar keine Zeit. Aber Hermia sagt, man könne diese Anteile wunderbar wieder verkaufen. Das hat ihr Herr Kruse erklärt. Mit bedeutend mehr Gewinn, als man bekommt, wenn man das Ersparte einfach auf einem Sparbuch bunkert. Das wäre ja gerade das Gute daran. Glauben Sie das?«
Johanna hob die Schultern und suchte nach einer Antwort. Frau Meier drehte sich um. »Wie auch immer«, sagte sie. »Jetzt hat Hermia das unterschrieben und ich kann nichts mehr dagegen tun. Nur hoffen, dass wir bis zum nächsten Winter trotzdem neue Fenster bekommen. Einen schönen Abend noch.«
Sie beeilte sich, in den Gasthof zu kommen, während Johanna nachdenklich vor sich hin sah.
Max setzte sein Glas ab und fragte sich, warum er Finchen nachgegeben hatte. Von Johanna war weit und breit nichts zu sehen, stattdessen saß er mit drei überengagierten Senioren in einer Bar, die diese Bezeichnung nicht verdient hatte.
»Heinz, können Sie denn nicht mal gucken, wo Johanna
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