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Herzraub

Herzraub

Titel: Herzraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Buttler
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Saalbach? Mordkommission. Bitte machen Sie auf.“
    Sekundenlanges Schweigen. Hatte es dem Angesprochenen einen Schock versetzt, oder musste er sich eine Strategie zurechtlegen? Endlich wurde statt einer Antwort der Drücker betätigt, und die Kommissare eilten die Treppe hinauf.
    In einem gelbseidenen Kimono, die schwarz getönten Haare wie in Eile festgeklatscht, stand Saalbach in der halb geöffneten Tür. Er blickte flüchtig auf die Dienstausweise und bat sie wortlos hinein.
    „Bitte.“ Die Kommissare nahmen auf einem Sofa Platz, über das eine bunte orientalische Decke geworfen war, während sich Saalbach in den einzigen dunkel-ledernen Hochlehner zurückzog. Er nahm sich sein Wodkaglas vom Glastisch.
    „Darf ich Ihnen einen Wodka anbieten?“
    Die Kommissare schüttelten den Kopf.
    „Nun legen Sie schon los“ – Saalbachs Zunge stolperte ein wenig – „ist schon wieder jemand gestorben?“
    „Eine Leiche ist ja wohl genug“, sagte Danzik. Der Mann ihm gegenüber sah ja völlig lädiert aus. „Wie Sie wissen, ist Ihre Frau – “
    „Ex-Frau!“
    „Gut. Also, Ex-Frau. Celia Osswald, Ihre ehemalige Frau, ist ermordet worden. Wir sind gekommen, um Ihnen einige Fragen zu stellen.“
    „In-te-ressiert mich nicht. In-te-re-ssiert mich nicht die Bohne.“ Claus Saalbach kippte in einem Zug den Wodka hinunter. Er stellte das Glas ab und ließ seinen Kopf in die aufgestützte Hand fallen. „Mein Sohn – vielleicht ist er jetzt schon tot.“
    Torsten Tügel zupfte an seinem Ohrring und wechselte einen Blick mit seinem Chef.
    „Wir haben davon gehört, es tut uns Leid“, sagte Danzik.
    „Ja, es tut Ihnen Leid. Wunderbar. Mein Sohn liegt da in der Klinik im Sterben, und Sie fragen mich nach dieser – Frau.“ Saalbach beugte sich vor, in seinen Augen war nur noch Schmerz. „Sie haben gesagt, sie würden mich um ein Organ meines Sohnes bitten. Stellen Sie sich das vor! Er liegt da, kämpft und kämpft, und dann sprechen sie von Organen.“
    „Das ist eine schwere Situation für Sie. Aber vielleicht wird ja noch alles gut. Herr Saalbach“ – Danzik versuchte, seinen Blick zu gewinnen – „Herr Saalbach, wir müssen Sie dennoch fragen: Wo waren Sie am 14. und 15. Oktober?“
    „Aha. Das Alibi.“ Saalbach hatte sich gefasst und grinste schmierig. „Lassen Sie mich überlegen. Ah, ja, da war ich im Studio. An beiden Tagen.“
    „Und am Abend?“, fragte Tügel.
    „Moment.“ Saalbach ging zu seinem Schreibtisch hinüber und sah in einen Kalender. „An beiden Abenden war ich zu Hause.“
    „Allein?“, fragte Tügel.
    „Seh ich so aus?“ Saalbach strich sich durch die pechschwarzen Haare. „Also, am 14. hab ich ferngesehen, leider ohne weibliche Begleitung. Aber am 15. war ich Gott sei Dank versorgt. Frauenmäßig, meine ich.“
    „Das haben wir schon verstanden. Wer war denn die Schöne? Name und Adresse, bitte.“ Tügel zog einen Block heraus.
    „Linda Gundlach, Krohnskamp 22.“
    „Bleibt aber das offene Alibi für den anderen Abend“, sagte Danzik.
    „Okay, dann werde ich sofort meinen Anwalt anrufen.“ Saalbach griff zum Telefon.
    „Ja, wenn es so schlimm um Sie steht … “
    Saalbach sah Danzik irritiert an und ließ den Hörer wieder sinken.
    „Hatte Ihre Frau – Ihre Ex-Frau – Feinde? Können Sie sich jemanden vorstellen, der ein Motiv hatte?“
    „Sagen wir mal so: Sie hatte zu viel Erfolg. Hielt sich für die Allergrößte. Und das rief jede Menge Neider auf den Plan. Aber Neider sind ja nicht unbedingt Mörder.“ Saalbach fuhr abfällig mit der Hand durch die Luft, als wolle er etwas verscheuchen. „Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Die Frau war für mich abgehakt.“
    „Sie sollen sie gehasst haben. Kokainverdacht, keine Rollenangebote mehr – das alles soll ja auf ihr Konto gegangen sein.“
    „Stimmt. Aber, wie Sie sehen, hab ich mich aus dem Sumpf wieder rausgezogen, arbeite wieder.“
    „Als Synchronsprecher“, warf Tügel ein.
    „Und? Ist das eine Schande? Immerhin bin ich die Stimme von Charles Bronson …“
    „Sie sollen geplant haben, Ihren Sohn ins Ausland zu entführen“, fuhr Danzik fort.
    „So ein Blödsinn, woher haben Sie das denn?“ Saalbach griff nach der Wodkaflasche und schenkte sich erneut ein.
    „Frau Osswalds Unterlagen sind uns zugänglich.“
    „Aha. Und da steht ›Entführung‹ drin. Und das glauben Sie natürlich.“ Der Schauspieler schraubte vehement die Flasche zu. „Jetzt sage ich Ihnen mal, wie es wirklich war: Sascha

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