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Herzraub

Herzraub

Titel: Herzraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Buttler
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verstehen, Julia, Frau Osswald lernt eine Rolle nach der andern, und sie bekommt so viele Briefe, da kann sie doch nicht auf jeden – “
    „In der Tat, ich bekomme sehr viel Post.“ Celia Oss-walds Senkrechtfalten hatten sich geglättet, sie lächelte stolz. „Aber leider“ – sie seufzte auf – „kann ich diese Mengen an Briefen überhaupt nicht bewältigen. Und meinen Mann möchte ich damit nicht auch noch – “ Sie brach ab, als habe sie schon zu viel preisgegeben. „Ja, ich sage es nicht gern, aber die Fanpost wächst mir tatsächlich über den Kopf.“
    „Das können Sie wirklich nicht allein schaffen.“ Brigitte Lasbeck legte Mitgefühl in ihre Stimme.
    „Ich überlege, ob ich jemanden dafür engagiere“, sinnierte die Osswald.
    „Vielleicht kann i c h Ihnen helfen. Ich würde diese Aufgabe gern übernehmen.“
    „ Sie ?“
    Brigitte Lasbeck hielt ihr so schnell die Hand entgegen, dass die Schauspielerin sie nehmen musste. „Mein Name ist Brigitte Lasbeck. Hier – meine Visitenkarte.“
    Werner und Brigitte Lasbeck, Immobilien, Elb-chaussee, registrierte die Osswald und sah die hanseatisch elegant gekleidete Dame interessiert an. „Danke. Und Sie meinen das wirklich ernst?“
    „Natürlich. Wissen Sie, ich bin seit kurzer Zeit verwitwet, Kinder habe ich keine“ – bei diesen Worten musste Brigitte Lasbeck ihre erneut aufbrechende Wut im Zaum halten – „und da käme mir eine solche Beschäftigung sehr entgegen. Übrigens nicht nur meine Nichte verehrt Sie, auch ich habe jeden Ihrer Filme gesehen.“
    Celia Osswald lächelte geschmeichelt. „Wie schön. Aber man müsste dann auch über die Bezahlung sprechen.“
    „Geld ist mir nicht so wichtig. Ich suche einfach eine Aufgabe.“
    Die Osswald musterte das teure Seiden-Kostüm ihrer neuen Bekanntschaft. „Sie hören von uns.“
    „Danke. Und viel Erfolg noch bei ihrer Aktion.“ Brigitte Lasbeck eilte davon. Aufatmend ließ sie sich im nächsten Café nieder.
    Tatsächlich hatte die Osswald ihren ausgeworfenen Köder aufgeschnappt. Kurz darauf hatte Marco Steinmann angerufen, und man hatte sie in die Villa am Nonnenstieg gebeten. Sie erinnerte sich, wie er sie von oben bis unten mit Blicken betatscht hatte. Ein widerlicher Kerl. Sex dampfte ihm aus jeder Pore, im Hirn schienen nur Zahlen zu kreisen. Mit Ewa, diesem immer zu knapp bekleideten Hausmädchen, verband ihn eine begehrliche Komplizenschaft, die nicht zu übersehen war. Das musste doch auch der Osswald auffallen. Fast tat sie ihr Leid, aber dann dachte sie daran, weshalb sie sich hier eingeschlichen hatte. Holger. Die Osswald hatte ihm das Wichtigste geraubt: sein Herz.
    Zweimal in der Woche kam Brigitte Lasbeck und saß in einem Zimmerchen, um die Fanpost zu beantworten. Der mit seiner Rolex und seinen Muskeln protzende Steinmann war die meiste Zeit nicht da, das machte die Sache leichter, aber ein Ärgernis war diese Polin. Um jeden Kaffee musste sie mehrfach bitten, und dann kam diese Ewa herein, und knallte ihr das Tablett auf den Tisch.
    Aber sie hielt durch. Inzwischen kannte sie jede, noch so kleine Gewohnheit der Osswald. Wann sie aufstand, wann sie aß, wann sie lernte und wann sie shoppen ging. Aber vor allem: an welchen Tagen Ewa frei hatte, und wann Marco Steinmann zu seinen Tennisturnieren ging.
    Viele solcher günstigen Gelegenheiten waren schon vorbei gegangen. Immer wieder hatte Brigitte Lasbeck sie als Test-Tage genommen, sie wollte absolut sicher gehen, kein Fehler durfte ihr passieren. Dann war die Entscheidung gefallen: Sie hatte den 14. Oktober ins Auge gefasst. An diesem Tag würde sie mit Celia Oss-wald allein sein …
     
    Marco Steinmann nahm ein paar hastige Schlucke von seinem Whisky. Er saß in Celias Villa, seinem nun legitimen Zuhause, und hatte die Füße auf den Hocker des ledernen Fernsehsessels gelegt. Seine Blicke wanderten durch den Salon, als sähen sie das Interieur zum ersten Mal: die cremeweißen Sofas, die Eileen-Gray-Tischchen, den kostbaren Bidjar unter dem massiven gläsernen Couchtisch, die großformatige Wasserlandschaft des jungen Malers Norman Miller, den Celia großzügig unterstützt hatte und der ihr seitdem in anhaltender Bewunderung hinterhergelaufen war. Erkaufte Zuneigung, dachte er spöttisch, wie bei ihm. Ob sie sich nach der Operation verändert habe, hatte ihn die Polizei gefragt, und er hatte bedenkenlos gelogen. In Wirklichkeit war sie noch biestiger, kommandierender und launenhafter geworden, als sie vorher schon

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