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Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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guttut, statt ihm zusätzliche Qualen zu bereiten. Also überlasse ich ihn dir, Beatrix, und vertraue auf deine Weisheit.«

Kapitel 24
    E inen Monat später, an einem sonnigen Oktobertag, fand die Trauung in der Gemeindekirche am Dorfplatz statt. Zur allgemeinen Freude der Bewohner von Stony Cross hielt man sich an althergebrachte Dorfsitten: Die Hochzeitsgesellschaft stieg einige Straßen vor der Kirche aus den Kutschen und ging den Rest des Weges, der mit Blumen und Fruchtbarkeitskräutern ausgestreut war. Unterwegs stießen mehr und mehr Leute zu ihnen, bis es weniger eine Hochzeitsprozession als ein fröhlicher Umzug war.
    Hector, das kleine Maultier von Beatrix, trug zwei Körbe voller Blumen auf dem Rücken und trottete der Gesellschaft voran. Damen, die neben ihm gingen, griffen immer wieder in die Körbe und warfen weitere Blütenblätter auf den Weg. Auf Hectors Kopf wippte ein blumenbesteckter Strohhut, aus dessen seitlichen Löchern seine schiefen Ohren aufragten.
    »Bei Gott, Albert«, sagte Christopher zu dem Hund neben sich, »verglichen mit dem Muli hast du es zweifellos gut.« Albert war frisch gewaschen und getrimmt worden und hatte zur Feier des Tages ein Halsband mit weißen Rosen umgebunden bekommen. Der Hund wirkte dennoch unglücklich. Ihm behagte die dichte Menge um sie herum ebenso wenig wie Christopher.
    Die Frauen gingen auf einer Straßenhälfte und die Männer auf der anderen, deshalb erheischte Christopher nur hie und da einen Blick auf Beatrix. Sie war umringt von Dorfmädchen, allesamt in Weiß gekleidet, um böse Geister abzulenken, die der Braut schaden wollten. Christopher selbst wurde von einer Ehrengarde eskortiert, die sich aus Freunden aus der Rifle Brigade und einigen Männer seines ersten Kavallerieregiments zusammensetzte.
    Als sie endlich die Kirche erreichten, war diese schon zum Bersten voll. Geigenmusik erfüllte die Luft.
    Während Christopher nach vorn zum Altar schritt, wo er auf Beatrix warten sollte, blieb Beatrix mit Leo hinten an der Tür.
    »Beatrix, was hast du mit Hector gemacht?«, fragte Leo.
    »Er ist ein Blumenmaultier«, antwortete sie ernst.
    »Tja, dann nimmst du es hoffentlich nicht allzu schwer, dass er gerade seinen Hut auffrisst.«
    Beatrix kicherte leise.
    Dann neigte Leo den Kopf zu ihr und murmelte: »Wenn ich dich am Altar übergebe, Bea, musst du eines wissen. In Wahrheit gebe ich dich nicht weg, sondern erlaube ihm lediglich, dich so sehr zu lieben wie wir alle.«
    Beatrix stiegen Tränen in die Augen. Sie lehnte sich an ihren Bruder und flüsterte: »Das tut er.«
    »Ja, das glaube ich auch. Anderenfalls würde ich nicht gestatten, dass du ihn heiratest.«
    Der Rest des Vormittags und der Nachmittag waren ein einziger Freudenrausch. Nachdem sie ihre Treueschwüre gesprochen hatten, verließen sie die Kirche und gingen unter dem Schwerterbaldachin der Ehrengarde hindurch. Die Pforte vorn am Kirchhof war geschlossen – noch eine Stony-Cross-Tradition – und würde erst geöffnet, wenn der Bräutigam seinen Zoll entrichtet hatte. Christopher griff in einen Samtbeutel, holte eine Handvoll Goldmünzen heraus und warf sie in die Menge. Der Geldregen löste begeisterten Jubel aus. Drei weitere Male ließ Christopher Münzen durch die Luft fliegen, die meist schon gefangen wurden, ehe sie die Erde berührten.
    Sobald auch die letzte Münze einen neuen Besitzer gefunden hatte, schwärmte die Menge auf die Dorfwiese aus, auf der lange Tische mit Bergen von Kuchen standen. Jeder hatte etwas mitgebracht. Beatrix und Christopher fütterten sich gegenseitig mit Kuchenstücken, während die Dorfbewohner sie mit Krumen bewarfen, die dem Paar Fruchtbarkeit bescheren sollten.
    Auf der Dorfwiese wurde die Feier fortgesetzt, als die Hochzeitsgesellschaft gen Ramsay House aufbrach. Dort folgte ein opulenter Empfang. Das Essen wurde von zahlreichen Trinksprüchen unterbrochen, und es herrschte eine vergnügte Stimmung.
    Dennoch war Beatrix froh, dass es schließlich vorbei war und sie nach oben gehen durfte, um ihr Brautkleid auszuziehen. Während Amelia und ein Hausmädchen ihr aus dem voluminösen Kleid halfen, lachten alle drei über die gewaltigen Mengen Krümel, die aus den Stoffschichten purzelten.
    »Dieser Hochzeitsbrauch ist nicht unbedingt mein liebster«, stellte Beatrix fest, die sich einige verbliebene Krümel von den Armen strich. »Andererseits dürfte er wohl einige Vögel glücklich gemacht haben.«
    »Da wir von Vögeln sprechen, meine Liebe

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