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Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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…« Amelia wartete, bis das Mädchen gegangen war, um ein Bad für Beatrix einzulassen. »Mir fällt eine Zeile aus Samuel Coleridges Frühlingsgedicht ein, ‚Im Bienenstock herrscht emsiges Gewimmel, die Amsel schlägt und richtet ihren Flaum …«
    Beatrix sah sie fragend an. »Warum erwähnst du das? Es ist Herbst, nicht Frühling.«
    »Ja, aber in diesem Gedicht geht es um die Notwendigkeit der Zweisamkeit, und ich dachte, dass du vielleicht Fragen dazu hast.«
    »Zu Amseln? Danke, aber über Vögel weiß ich nun wirklich mehr als du.«
    Amelia seufzte und gab es auf. »Vergiss die blöden Vögel. Deine Hochzeitsnacht steht bevor. Möchtest du mich etwas fragen?«
    »Ach so! Danke, aber Christopher hat mir schon, ähm … einiges erklärt.«
    Amelia staunte. »Hat er?«
    »Ja. Allerdings benutzte er einen anderen Euphemismus als Vögel und Bienen.«
    »Sieh an. Und welcher war das?«
    »Eichhörnchen«, antwortete Beatrix und wandte sich ab, damit ihre Schwester ihr Grinsen nicht sah.
    Zwar wollten sie am nächsten Morgen für zwei Wochen in die Cotswolds reisen, doch nahm Beatrix an, dass sie ihre Hochzeitsnacht in Phelan House verbringen würden. Deshalb hatte sie eine Truhe mit Kleidern, Toiletten-Sachen und einem Nachthemd zu Christophers Haus geschickt. Entsprechend war sie überrascht, als Christopher ihr eröffnete, dass er andere Pläne hatte.
    Sie verabschiedeten sich von der Familie und traten aus dem Haus. Christopher hatte seine Uniform mit den blinkenden Medaillen gegen schlichte Tweedkleidung und eine einfache weiße Krawatte eingetauscht. So gefiel er Beatrix am besten, denn der prächtige Militärputz war schon beinahe schwindelerregend. Die goldene Herbstsonne senkte sich gerade über die Baumwipfel.
    Anstelle der Kutsche, die Beatrix erwartet hatte, stand vor dem Haus nur ein einzelnes Pferd: Christophers großer brauner Wallach.
    Beatrix drehte sich verwundert zu Christopher um. »Bekomme ich kein Pferd? Einen Ponywagen? Oder soll ich hinter dir her laufen?«
    Seine Mundwinkel zuckten. »Wir reiten zusammen, falls es dir nichts ausmacht. Ich habe eine Überraschung für dich.«
    »Wie unkonventionell von dir.«
    »Ja, ich dachte mir, dass es dir zusagt.« Er half ihr aufs Pferd und schwang sich hinter ihr in den Sattel.
    Was auch immer die Überraschung sein mochte, dachte Beatrix, als sie von seinen Armen umfangen war, dieser Moment war pure Glückseligkeit. Sie genoss es, ihn zu fühlen, von seiner Stärke gehalten zu werden und zu spüren, wie sich sein Körper mühelos jeder Bewegung des Pferdes anpasste. Sie ritten in den Wald, und Christopher bat sie, ihre Augen zu schließen. Sie gehorchte und lehnte sich an seine Brust. Die Waldluft wurde süßlicher, als sie abkühlte, duftete nach Harz und dunkler Erde.
    »Wohin reiten wir?«, fragte sie.
    »Wir sind fast da. Nicht hinsehen.«
    Bald darauf zügelte Christopher sein Pferd, saß ab und half Beatrix herunter.
    Sie blickte sich um und lächelte verwundert. Vor ihnen war das geheime Haus auf Lord Westcliffs Grund, und Licht schien aus den offenen Fenstern oben. »Warum sind wir hier?«
    »Geh hinauf und sieh selbst«, sagte Christopher, der sein Pferd anband.
    Beatrix lüpfte die Röcke ihres blauen Kleids und stieg die Wendeltreppe hinauf. In den Wandhalterungen, die einst für Fackeln vorgesehen gewesen waren, hingen brennende Lampen. Oben angekommen, trat Beatrix über die Schwelle.
    Das Zimmer war vollkommen verwandelt.
    Ein kleines Feuer knisterte ihm ehedem dunklen Kamin, und goldener Lampenschein erhellte alles. Die Bodendielen waren blank geschrubbt und mit dicken, türkischen Teppichen belegt. Blumige Wandteppiche zierten die alten Steinmauern, und das alte Bettgestell war durch ein großes Bett aus Kastanienholz mit geschnitztem Rahmen und spiralförmigen hohen Pfosten ersetzt worden. Auf der hohen Matratze lagen feinste Decken und Laken sowie zahlreiche weiße Daunenkissen. Der Tisch in der Ecke war mit malvenfarbenem Damast verhüllt, und obendrauf standen Silbertabletts und Körbe voller Essen. Kondenswassertropfen glänzten auf einem silbernen Kühler, in dem Champagner stand. Und ihre Truhe war hier; sie stand neben einem bunten Paravent.
    Staunend schritt Beatrix weiter ins Zimmer und versuchte, alles in sich aufzunehmen.
    Christopher kam herein. Als Beatrix sich zu ihm umwandte, musterte er sie unsicher. »Wenn du möchtest, können wir unsere erste Nacht gemeinsam hier verbringen. Aber falls es dir nicht recht ist,

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