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Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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nahm ihm den Revolver vorsichtig ab und tätschelte Alberts Kopf.
    Die Arme auf seine Knie gestützt, vergrub Bennett sein Gesicht in den Händen. Diese gebrochene Haltung kannte Beatrix nur zu gut. Der Mann stieß einige unzusammenhängende Wörter aus.
    Christopher kniete sich neben ihn und legte einen Arm über Bennetts Rücken. »Hör mir zu. Du bist nicht allein. Hier hast du Freunde. Verdammt, Bennett, komm mit uns ins Haus. Erzähl mir, was du durchlitten hast, und dann finden wir einen Weg, wie du damit leben kannst. Ich konnte dir auf der Krim nicht helfen, doch ich würde es gern jetzt versuchen.«
    Sie brachten Bennett ins Haus, wo er vor Erschöpfung, Hunger und nervöser Überlastung zusammenbrach. Ehe Christopher Mrs. Clocker erklären konnte, was zu tun war, hatte die Haushälterin die Lage schon selbst eingeschätzt und die Bediensteten entsprechend instruiert. In diesem Haushalt kannte man sich mit Kranken und deren Pflege aus. Ein Bad wurde eingelassen, ein Schlafzimmer bereit gemacht und ein Tablett mit leichtem, aber nahrhaftem Essen nach oben gebracht. Nachdem Bennett versorgt war, gab Mrs. Clocker ihm Wasser und Laudanum.
    Christopher stand an Bennetts Bett und betrachtete den alten Freund, der fast nicht wiederzuerkennen war. Das Leiden hatte ihn verändert, innerlich wie äußerlich. Aber er würde sich erholen. Dafür würde Christopher sorgen.
    Seine Entschlossenheit und Zuversicht weckten ein neues, fragiles Gefühl von Absolution in Christopher. Bennett war nicht tot. Von allen Sünden, die auf seiner Seele lasteten, war ihm wenigstens diese eine genommen worden.
    Bennett blickte schläfrig zu ihm auf. Seine einst so leuchtenden dunklen Augen waren stumpf und ausdruckslos.
    »Du bleibst bei uns, bis es dir wieder besser geht«, erklärte Christopher. »Versuch nicht wegzulaufen, ja?«
    »Wo soll ich denn hin?«, murmelte Bennett und schlief ein.
    Christopher ging hinaus, schloss die Tür leise hinter sich und begab sich gemächlich in den anderen Flügel des Hauses.
    Medusa wanderte gelassen durch den Korridor. Als Christopher sich ihr näherte, blieb sie stehen. Unwillkürlich musste er lächeln. Er bückte sich und hob sie so hoch, wie Beatrix es ihm vorgemacht hatte, beide Hände unter ihren Bauch tauchend. Die Stacheln legten sich, sowie Christopher sie zu sich drehte, dass sie ihn sehen konnte. Entspannt und neugierig beäugte sie ihn mit ihrem natürlichen Igelgrinsen.
    »Medusa«, sagte er leise, »ich würde dir raten, abends in deiner Kiste zu bleiben. Eines der Hausmädchen könnte dich finden, und was dann? Ehe du dichs versiehst, landest du als Topfbürste in der Küche.« Er nahm sie mit nach oben in den Privatsalon und setzte sie in ihre Kiste.
    Von dort ging er zu Beatrix’ Zimmer. Er dachte daran, dass Bennett für seine Frau eine weitere verwundete Kreatur war. Sie hatte nicht gezögert, ihn in ihrem Heim aufzunehmen. Aber etwas anderes war von Beatrix auch nicht zu erwarten.
    Leise betrat er ihr Zimmer. Seine Frau saß am Frisiertisch und feilte sorgfältig die Krallen an Luckys verbliebener Vorderpfote. Die Katze schaute gelangweilt zu ihm und zuckte einmal träge mit ihrem Schwanz. »Halte dich von den Sofapolstern fern«, ermahnte Beatrix sie, »sonst reißt Mrs. Clocker uns beiden den Kopf ab.«
    Christophers Blick wanderte über die langen, eleganten Linien ihrer Gestalt, deren Silhouette im Lampenschein durch das Musselinnachthemd schimmerte.
    Als sie Christopher bemerkte, richtete Beatrix sich auf und kam mit der ihr eigenen Anmut auf ihn zu. »Schmerzt dein Kopf?«, fragte sie besorgt und streckte eine Hand nach dem kleinen Verband an seiner Schläfe aus. In dem allgemeinen Trubel, Bennett unterzubringen und zu versorgen, hatten sie noch keine Gelegenheit zu einem Gespräch unter vier Augen gehabt.
    Er beugte sich vor und streifte ihre Lippen mit einem sanften Kuss. »Nein. An meinem Dickschädel prallen Kugeln einfach ab.«
    Ihre Hand verharrte an seiner Wange. »Wie verlief deine Unterredung mit Fenwick? Hat er auch versucht, dich zu erschießen?«
    Christopher schüttelte den Kopf. »Nein, derlei Regungen überkommen nur meine Freunde.«
    Beatrix lächelte, wurde aber gleich wieder ernst. »Leutnant Bennett ist übrigens nicht wahnsinnig. Mit hinreichend Zeit und Ruhe wird es ihm wieder gut gehen.«
    »Ich hoffe es.«
    Sie sah ihn prüfend an. »Du gibst dir die Schuld, nicht wahr?«
    Er bejahte stumm. »In der Situation habe ich die beste Entscheidung

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