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Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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zögernd an der Tür stehen und blinzelte, als er ein Blöken vernahm. Er fragte die Haushälterin: »Halten sie hier drinnen Nutzvieh?«
    »Nein, natürlich nicht«, erwiderte sie hastig und versuchte, ihn in den Salon zu bugsieren. »Das … ist das Baby, ja, ein Baby, das schreit.«
    »Es klingt nicht wie eines.«
    Christopher hörte Albert auf der Veranda bellen. Eine dreibeinige Katze kam durch die Diele gelaufen, gefolgt von einem Igel, der sehr viel schneller lief, als man es von einem Igel erwartet hätte. Die Haushälterin hastete ihnen nach.
    »Pandora, komm zurück!«, ertönte eine neue Stimme. Es war Beatrix Hathaways Stimme, und Christophers Sinne merkten unversehens auf. Das Durcheinander machte ihn unruhig, und seine Reflexe drängten ihn, etwas zu tun, obgleich er gar nicht sicher war, was in aller Welt hier vor sich ging.
    Eine große weiße Ziege erschien und vollführte wilde Bocksprünge in der Diele.
    Und dann kam Beatrix Hathaway um eine Ecke gelaufen und hielt schlitternd an. »Sie hätten sie ruhig aufhalten können«, rief sie. Als sie zu Christopher aufblickte, huschte ein dunkler Schatten über ihr Gesicht. »Oh, Sie sind es.«
    »Miss Hathaway …«, begann er.
    »Halten Sie das.«
    Ihm wurde etwas Warmes, Zappelndes in die Hände gedrückt, und Beatrix rannte hinter der Ziege her.
    Sprachlos blickte Christopher auf die Kreatur in seinen Händen. Es war ein Zicklein, cremeweiß mit einem braunen Kopf. Christopher hatte seine liebe Not, das Tier nicht fallen zu lassen, als er Beatrix nachblickte und erkannte, dass sie Kniebundhosen und Stiefel trug.
    Christopher hatte schon Damen in jedem denkbaren Stadium der Entkleidung gesehen, aber noch niemals eine, die wie ein Stallbursche gekleidet war.
    »Ich muss träumen«, murmelte er dem zappelnden Zicklein zu. »Ein sehr seltsamer Traum von Beatrix Hathaway und Ziegen …«
    »Ich habe sie!«, rief die Männerstimme. »Beatrix, ich habe dir doch gesagt, dass der Zaun höher sein muss.«
    »Sie ist nicht drübergesprungen«, hörte man Beatrix erwidern. »Sie hat sich hindurchgefressen.«
    »Wer hat sie ins Haus gelassen?«
    »Keiner. Sie hat eine der Seitentüren aufgestoßen.«
    Es folgte ein Gespräch, doch die einzelnen Worte waren nicht zu verstehen.
    Während Christopher wartete, kam ein dunkelhaariger Junge von vier oder fünf Jahren zur Vordertür hereingelaufen. Er hatte ein Holzschwert in der Hand und ein Taschentuch um den Kopf gebunden, was ihm das Aussehen eines Miniaturpiraten verlieh. »Haben sie die Ziege gekriegt?«, fragte er Christopher ohne zu grüßen.
    »Ich glaube ja.«
    »Oh, zum Donnerwetter! Ich habe den ganzen Spaß verpasst.« Der Junge seufzte und sah Christopher an. »Wer sind Sie?«
    »Captain Phelan.«
    Das Kind kniff die Augen ein wenig zusammen. »Und wo ist Ihre Uniform?«
    »Ich trage keine, seit der Krieg vorbei ist.«
    »Sind Sie hier, um meinen Vater zu besuchen?«
    »Nein, ich … wollte Miss Hathaway besuchen.«
    »Sind Sie ein Verehrer von ihr?«
    Christopher schüttelte energisch den Kopf.
    »Vielleicht sind Sie doch einer«, sagte der Junge weise, »und wissen’s bloß nicht.«
    Christopher musste lächeln – zum ersten Mal seit langer Zeit. »Hat Miss Hathaway viele Verehrer?«
    »O ja. Aber keiner von denen will sie heiraten.«
    »Und wie kommt das?«
    »Sie wollen nicht erschossen werden«, antwortete das Kind achselzuckend.
    »Wie bitte?«
    »Bevor man heiratet, wird man von einem Pfeil getroffen und verliebt sich«, erklärte der Junge. Er überlegte einen Moment. »Aber ich glaube, der Rest tut nicht mehr so weh wie der Anfang.«
    Christopher konnte nicht anders, als zu grinsen. In diesem Augenblick kehrte Beatrix in die Diele zurück, die Mutterziege an einem Tau mit sich ziehend.
    Beatrix beäugte Christopher misstrauisch.
    Sogleich erstarb sein Lächeln, und er ertappte sich dabei, wie er gebannt in ihre allzu blauen Augen sah. Sie waren erstaunlich direkt und leuchtend … die Augen eines Engels auf Abwegen. Man hatte das Gefühl, egal was sie auf der sündigen Erde sehen würde, es könnte ihr reines Wesen niemals trüben. Sie erinnerte Christopher daran, dass die Dinge, die er gesehen und getan hatte, sich nicht wie angelaufene Flecken auf Silber wegpolieren ließen.
    Dann senkte sie den Blick. »Rye«, sagte sie und reichte dem Jungen das Tau. »Bring Pandora bitte in die Scheune, ja? Und nimm das Zicklein mit.« Sie nahm Christopher das Zicklein aus den Armen. Als ihre Hände sein Hemd

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