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Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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vorn an der Brust streiften, löste es eine beängstigende Reaktion in Christopher aus, die mit einer wohligen Schwere in seinen Lenden einherging.
    »Ja, Tante.« Der Junge ging hinaus und schaffte es erstaunlicherweise, sowohl die Ziegen als auch sein Holzschwert zu halten.
    Christopher stand Beatrix gegenüber und bemühte sich, nicht zu gaffen. Was ihm kläglich misslang. Ebenso gut hätte sie in ihrer Unterwäsche vor ihm stehen können. Tatsächlich wäre ihm das lieber gewesen, denn ihre Unterkleider waren gewiss nicht annähernd so erotisch wie ihr gegenwärtiger Aufzug. In der Männerkleidung wurden ihre weiblich runden Hüften und die Oberschenkel nachgerade schamlos betont. Und genau das war es: Sie empfand offenbar gar keine Scham deshalb. Was für eine Frau war sie eigentlich?
    Er kämpfte mit seiner Reaktion auf sie – einer Mischung aus Verärgerung, Faszination und Erregung. Wieder einmal drohten ihre Locken, den Haarnadeln zu entfliehen, und mit ihren vor Anstrengung geröteten Wangen und der wirren Frisur war sie der Inbegriff femininer Verführung.
    »Warum sind Sie hier?«, fragte sie.
    »Ich kam, mich zu entschuldigen«, sagte er. »Ich war gestern … unhöflich.«
    »Nein, Sie waren unverschämt.«
    »Sie haben recht. Es tut mir ehrlich leid.« Da sie nicht antwortete, suchte Christopher nach Worten – er, der ehedem so mühelos mit Damen plaudern konnte. »Ich war zu lange in rauer Gesellschaft. Seit ich die Krim verließ, ertappe ich mich häufiger dabei, grundlos gereizt zu reagieren. Ich … Worte sind mir zu wichtig, als dass ich sie so achtlos handhaben möchte.«
    War es seine Einbildung, oder wurden ihre Gesichtszüge ein klein wenig weicher?
    »Ihnen muss nicht leidtun, dass Sie mich nicht mögen«, sagte sie. »Nur dass Sie unhöflich waren.«
    »Unverschämt«, korrigierte Christopher. »Und das tue ich nicht.«
    »Was tun Sie nicht?«, fragte sie verwirrt.
    »Sie nicht mögen. Das heißt, ich kenne Sie viel zu wenig, als dass ich Sie mögen oder nicht mögen könnte.«
    »Ich bin mir beinahe sicher, Captain, dass Sie, je mehr Sie über mich entdecken, mich desto weniger mögen werden. Daher schlage ich vor, dass wir die Dinge abkürzen und gleich zu der Feststellung kommen, dass wir einander nicht mögen. Auf diese Weise bleibt uns der Verdruss des Zwischenstadiums erspart.«
    So entschieden freimütig und direkt, wie sie die Angelegenheit behandelte, konnte Christopher nicht anders, als amüsiert zu sein. »Ich fürchte, dem kann ich nicht zustimmen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich, als Sie es eben aussprachen, feststellte, dass ich anfange, Sie zu mögen.«
    »Das vergeht wieder«, sagte sie.
    Ihr Tonfall machte es ihm schwer, nicht zu grinsen. »Genau genommen wird es schlimmer. Nun bin ich nämlich absolut überzeugt, dass ich Sie mag.«
    Beatrix sah ihn skeptisch an. »Was ist mit meiner Igelin? Mögen Sie die auch?«
    Christopher überlegte. »Oh, mit der Zuneigung zu Nagetieren sollte man nicht eilfertig sein.«
    »Medusa ist kein Nagetier. Sie zählt zu den Erinaceidae.«
    »Weshalb brachten Sie sie zu dem Picknick mit?«, konnte Christopher nicht widerstehen zu fragen.
    »Weil ich annahm, dass mir ihre Gesellschaft lieber wäre als die der Menschen, die ich dort treffe.« Ein mattes Lächeln umspielte ihre Lippen. »Und ich hatte recht.« Sie schwieg kurz. »Wir wollen gleich Tee trinken. Möchten Sie sich zu uns setzen?«
    Christopher schüttelte schon den Kopf, ehe sie ausgeredet hatte. Sie würden Fragen stellen, und er müsste die Antworten sorgfältig wählen, was gleichermaßen ermüdend wie furchterregend war. »Danke, aber nein, ich …«
    »Es ist die Bedingung dafür, dass ich Ihnen vergebe«, unterbrach Beatrix ihn. Ihre Augen funkelten provokant und blickten geradewegs in seine.
    Überrascht und zerstreut fragte Christopher sich, wie es eine weltfremde junge Frau von Anfang zwanzig wagen konnte, ihm Befehle zu erteilen.
    Der Nachmittag verlief bisher allerdings verblüffend unterhaltsam. Warum also nicht bleiben? Er wurde ja nirgends erwartet. Und egal wie es noch würde, war es allemal besser, als in die verdunkelten Zimmer zu Hause zurückzukehren. »In dem Fall …« Er stockte erschrocken, als Beatrix sich zu ihm vorbeugte.
    »Ach, du meine Güte.« Sie inspizierte die Aufschläge seines Tweed-Gehrocks. »Sie sind voller Ziegenhaare.« Eifrig machte sie sich daran, sein Revers abzureiben.
    Christopher brauchte geschlagene fünf Sekunden, ehe er sich daran

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