Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
vorzugsweise aus dem Hochadel, ist allgemein bekannt. Ich hoffe, du sitzt nicht der irrigen Annahme auf, sie hätte sich während der Abwesenheit schmerzlich nach dir gesehnt.«
    »Nein, ich hatte zu keiner Zeit erwartet, dass sie sich in Sack und Asche hüllt, solange ich fort bin.«
    »Gut, denn das tat sie auch nicht. Vielmehr hatte es den Anschein, als hätte sie dich vollkommen vergessen.« Es verging ein Moment, ehe Audrey verbittert hinzufügte: »Nach Johns Tod indes, als du zum neuen Erben von Riverton wurdest, zeigte Prudence ein gänzlich neues Interesse an dir.«
    Christopher sagte nichts, denn diese alles andere als erfreuliche Neuigkeit gab ihm Rätsel auf. Was Audrey schilderte, klang überhaupt nicht nach der Frau, mit der er korrespondiert hatte. Prudence musste das Opfer bösartigen Klatsches sein, zweifellos aus purem Neid auf ihre Schönheit und ihren Charme geboren.
    Allerdings hatte er nicht vor, sich mit seiner Schwägerin zu streiten. In der Hoffnung, sie auf andere Gedanken zu bringen, sagte er: »Zufällig begegnete ich heute einer deiner Freundinnen. Sie machte einen Spaziergang in jenem Waldstück, in dem ich Albert suchte … und fand.«
    »Wer?«
    »Miss Hathaway.«
    »Beatrix?« Audrey beobachtete ihn aufmerksam. »Du warst hoffentlich freundlich zu ihr.«
    »Nicht besonders«, gestand er.
    »Was hast du zu ihr gesagt?«
    Er starrte mürrisch in seine Teetasse. »Ich beleidigte ihren Igel«, murmelte er.
    Audrey schien verärgert. »Ach, du lieber Gott.« Sie rührte mit solcher Verve in ihrem Tee, dass der Löffel das zarte Porzellan zu zerschlagen drohte. »Und das, wo du einst für deine Eloquenz berühmt warst. Welche abwegige Neigung treibt dich fortwährend dazu, eine der nettesten jungen Damen zu beleidigen, die ich kenne?«
    »Ich habe sie nicht fortwährend beleidigt, sondern nur heute.«
    Audrey verzog den Mund. »Wie angenehm lückenhaft dein Erinnerungsvermögen doch ist. Ganz Stony Cross weiß, dass du einmal gesagt hast, sie würde in einen Stall gehören.«
    »So etwas würde ich niemals zu einer Frau sagen, und wenn sie noch so exzentrisch sein mag … ist .«
    »Beatrix hörte, wie du es zu einem deiner Freunde sagtest. Es war beim Erntedanktanz in Stony Cross Manor.«
    »Und sie hat es allen erzählt?«
    »Nein, sie beging den Fehler, es Prudence anzuvertrauen, und die wiederum erzählte es überall herum. Prudence ist eine unverbesserliche Klatschbase.«
    »Offensichtlich kannst du Prudence nicht leiden«, begann er, »aber wenn du …«
    »Ich habe mich nach Kräften bemüht, sie zu mögen. Ich dachte, wenn man hinter das gekünstelte Oberflächliche an ihr blickt, würde man die wahre Prudence entdecken. Doch darunter ist gar nichts, und ich bezweifle, dass dort je etwas sein wird.«
    »Und deiner Ansicht nach ist Beatrix Hathaway ihr überlegen?«
    »In jeder Hinsicht, mit Ausnahme von Schönheit vielleicht.«
    »Du irrst dich«, widersprach Christopher. »Miss Hathaway ist durchaus eine Schönheit.«
    Audrey sah ihn verwundert an. »Meinst du?«, fragte sie und hob die Teetasse an ihre Lippen.
    »Es ist nicht von der Hand zu weisen. Ungeachtet dessen, was ich von ihrem Charakter halten mag, ist Miss Hathaway eine außergewöhnlich reizvolle Frau.«
    »Ach, ich weiß nicht …« Audrey widmete sich seltsam hingebungsvoll ihrem Tee, in den sie ein weiteres Zuckerstückchen einrührte. »Sie ist recht groß.«
    »Sie hat die ideale Größe und Statur.«
    »Und braunes Haar ist so gewöhnlich …«
    »Es ist kein gewöhnliches Braun, eher dunkel wie Zobel. Und die Augen …«
    »Blau«, sagte Audrey und winkte ab.
    »Das dunkelste, reinste Blau, das ich kenne. Kein Künstler könnte es einfangen.« Christopher brach abrupt ab. »Ach, egal. Ich kam vom Eigentlichen ab.«
    »Und das wäre?«, fragte Audrey lächelnd.
    »Dass es für mich von keinerlei Bedeutung ist, ob Miss Hathaway schön ist oder nicht. Sie ist eigentümlich, was übrigens für ihre ganze Familie gilt, und ich hege nicht das geringste Interesse an ihr – oder sonst jemanden von ihnen. Ebenso ist mir vollkommen gleich, ob Prudence Mercer schön ist, denn mich fasziniert ihr Verstand. Ihr liebreizender, origineller, gänzlich bezaubernder Verstand.«
    »Aha. Beatrix’ Verstand ist eigentümlich, Prudences hingegen originell und bezaubernd.«
    »Richtig.«
    Audrey schüttelte langsam den Kopf. »Es gibt etwas, was ich dir sagen möchte. Doch es dürfte mit der Zeit ohnedies offensichtlich werden, und

Weitere Kostenlose Bücher