Herzschlag der Nacht
ausgesehen haben, dachte sie. Dieses Gesicht war es, das seine Feinde gesehen hatte, als er sie niederschlug.
Albert kam wild kläffend auf sie zugelaufen.
»Nein!«, befahl Beatrix leise und energisch, wobei sie eine Hand nach ihm ausstreckte. »Runter.«
Aus dem Bellen wurde ein Knurren, und langsam begab sich der Hund auf alle viere, ohne den Blick von seinem Herrn abzuwenden.
Beatrix sah wieder zu Christopher. Er rang nach Luft, schluckte und hatte sichtlich Mühe, sich wieder zu fangen. »Christopher«, sagte Beatrix vorsichtig, doch er schien sie nicht zu hören. Es war nicht zu übersehen, dass in seinem gegenwärtigen Zustand keine Worte zu ihm durchdrangen.
Sie schlang die Arme um ihn, einen um seine Schultern, den anderen um seine Mitte. Er war ein großer Mann mit einem starken, athletischen Körper, der nun jedoch von Kopf bis Fuß zitterte. Von Zärtlichkeit überwältigt, strich ihm Beatrix sanft über den steifen Nacken.
Albert, der sie beobachtete, winselte leise.
Ein Stück hinter Christopher bemerkte Beatrix das Hausmädchen, das unsicher in der Tür stand und einige Gabeln in der Hand hielt.
Anstand oder Etikette kümmerten Beatrix kein bisschen; ihr war viel zu wichtig, Christopher in einem verwundbaren Moment zu schützen. Er würde nicht wollen, dass irgendjemand sah, wie wenig er Herr seiner selbst war.
»Lassen Sie uns allein«, sagte sie ruhig zu dem Mädchen.
»Ja, Miss.« Dankbar floh das Mädchen und schloss die Tür hinter sich.
Beatrix wandte sich wieder Christopher zu, der anscheinend nichts von alledem mitbekommen hatte. Behutsam zog sie seinen Kopf zu sich und legte ihre Wange an sein bernsteinfarbenes Haar. So wartete sie und ließ ihn den regelmäßigen Rhythmus ihres Atems spüren.
Sein Duft war rein, sommerlich, wie heißer Sonnenschein und Safran. Sie schloss die Augen, während sich sein Körper an ihren schmiegte, sodass seine Knie ihre weiten Röcke zur Seite bauschten.
Eine Minute verging. Dann noch eine. Nie im Leben würde sie vergessen, wie sie allein mit ihm im hellen Sonnenschein lag, der durch das Fenster hineinfiel: sein Gewicht auf ihrem Körper und die Hitze seines Atems an ihrem Hals spürend. So hätte sie ewig bleiben wollen, wäre es möglich. Ich liebe dich , dachte sie. Ich bin wahnsinnig, verzweifelt, auf immer in dich verliebt.
Er hob den Kopf und blickte verwirrt zu ihr herab. »Beatrix.« Bei seinem heiseren Flüstern durchfuhr sie ein Kribbeln. Seine Hände umfingen ihren Kopf, wobei er die langen Finger sanft in ihre dunklen Locken tauchte. »Habe ich Sie verletzt?«
Beatrix’ Bauch krampfte sich zusammen. Sie verneinte stumm, weil sie keinen Ton herausbrachte. Wie er sie ansah, sie wirklich ansah … dies war der Christopher ihrer Träume. Dies war der Mann, der ihr geschrieben hatte, der so fürsorglich, real und atemberaubend war, dass sie weinen wollte.
»Ich dachte …«, begann er, sprach aber nicht weiter, sondern strich ihr mit dem Daumen über die erhitzte Wange.
»Ich weiß«, flüsterte sie, während sie unter seiner Berührung zu entflammen drohte.
»Ich wollte das nicht.«
»Ich weiß.«
Sein Blick fiel auf ihre Lippen und verharrte dort, bis es sich wie ein Streicheln anfühlte. Beatrix’ Herz hatte seine liebe Not, ihre kraftlosen Gliedmaßen weiterhin zu versorgen. Bei jedem Atemzug bog sich ihr Brustkorb Christopher entgegen, was eine konstante Reibung von Haut an reinem, warmem Leinen bewirkte.
Wie gebannt beobachtete Beatrix die zarten Veränderungen in seinem Gesicht, die zunehmende Farbe, das silberne Leuchten seiner Augen. Die Stille zwischen ihnen war durchdrungen von Möglichkeiten, ähnlich Sonnenstrahlen, die durch einen Blätterbaldachin blitzten.
Sie fragte sich, ob er sie küssen würde.
Und ein einziges Wort hallte durch ihren Kopf.
Bitte!
Kapitel 11
C hristopher versuchte, das Zittern seiner Muskeln zu bändigen. Sein Pulsschlag war ein rhythmisches Rauschen in seinen Ohren, und er hatte Mühe zu begreifen, wie es passieren konnte, dass er vollständig die Beherrschung verlor. Lärm hatte ihn erschreckt, und er reagierte, ohne nachzudenken. Danach war alles wie weggewischt bis zu dem Moment, in dem er sich, auf Beatrix liegend, wiederfand. Er wollte sie, nein, sie beide schützen. Und kaum hatte sich sein rasendes Herz ein wenig beruhigt, lähmte ihn die Erkenntnis, was er getan hatte.
Er hatte eine wehrlose Frau zu Boden geworfen. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, hatte er sich auch
Weitere Kostenlose Bücher