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Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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noch wie ein Umnachteter auf sie gestürzt. Gütiger Himmel! Er fühlte sich desorientiert und furchtbar verwirrt. Allzu leicht hätte er Beatrix Hathaway ernsthaft verletzen können.
    Er musste ihr aufhelfen und sich entschuldigen. Stattdessen sah er einfach zu, wie seine Finger zu ihrem Hals wanderten und die Stelle streichelten, an der ihr Puls flatterte. Teufel auch, was tat er denn?
    Es war lange her, seit ihn eine Frau in den Armen gehalten hatte. Und es fühlte sich so gut an, dass er sich nicht dazu bewegen konnte, sie loszulassen. Ihr Leib verströmte eine feminine Kraft, die ihn fesselte, und ihre kleinen, zarten Finger strichen immer weiter über seinen Nacken. Noch nie hatte er solch blaue Augen gesehen, klar und dunkel wie blaues Bristolglas.
    Christopher versuchte, sich an den Grund zu erinnern, weshalb er sie nicht begehren sollte. Er strengte sich sogar an, Gedanken an Prudence heraufzubeschwören, was ihm jedoch nicht gelingen wollte. Er schloss die Augen und fühlte, wie ihr Atem über sein Kinn strich. Überall spürte er sie, mit seinem ganzen Körper. Ihr Duft war in seiner Nase und seiner Kehle, ihre Wärme floss gleichsam in ihn hinein.
    Es schien, als wäre dieser Moment die Summe von monatelangem, jahrelangem Sehnen, als bündelte es sich in der zarten Gestalt unter ihm. Vor allem aber hatte er Angst vor dem, was er ihr hätte antun können. Er wusste, dass er sich wegrollen sollte, Abstand zwischen ihnen schaffen, nur konnte er es nicht. Das Einzige, was er konnte, war offenbar, sie wahrzunehmen, das betörende Auf und Ab ihrer Brüste, das Gefühl ihrer Beine unter den Lagen ihrer Röcke. Ihre Finger in seinem Nacken lösten Wonneschauer und zugleich eine erregte Hitze in ihm aus.
    In seiner Not ergriff er ihre Hände und drückte sie über ihrem Kopf auf den Teppich.
    Besser.
    Und schlechter.
    Ihr Blick provozierte ihn, lockte ihn näher. Er fühlte die Willenskraft in ihr wie eine sengende Hitze, auf die jede Faser seines Seins reagierte. Fasziniert sah er, wie Röte ihren Hals und ihr Gesicht hinaufstieg, und wäre ihr zu gern mit seinem Fingern und seinen Lippen gefolgt.
    Stattdessen schüttelte er den Kopf. »Verzeihen Sie«, sagte er und rang nach Atem. »Verzeihung«, wiederholte er. Ein spöttisches Lachen kratzte in seinem Hals. »Immerfort entschuldige ich mich bei Ihnen.«
    Ihre Handgelenke lockerten sich unter seinem Klammergriff. »Es war nicht Ihre Schuld.«
    Christopher fragte sich, wie zur Hölle sie so gefasst sein konnte. Abgesehen von ihren geröteten Wangen zeigte sie keinerlei Anzeichen von Unbehagen. Prompt befiel ihn das unerquickliche Gefühl, sie glaubte sich ihm überlegen. »Ich warf Sie zu Boden.«
    »Nicht absichtlich.«
    Ihre Bemühungen, ihn zu beruhigen, hatten leider die gegenteilige Wirkung. »Absichten sind wohl kaum von Bedeutung, wenn Sie von jemandem umgeworfen werden, der doppelt so groß ist wie Sie.«
    »Absichten sind immer von Bedeutung«, entgegnete Beatrix. »Und ich bin es gewöhnt, umgeworfen zu werden.«
    Er ließ ihre Hände los. »Dann geschieht es Ihnen häufiger?«, fragte er zynisch.
    »O ja. Hunde, Kinder, jeder springt auf mich drauf.«
    Christopher konnte es gut verstehen. Auf sie zu springen war das Angenehmste, was er seit Jahren getan hatte. »Da ich weder ein Hund noch ein Kind bin, gibt es für mein Betragen keine Entschuldigung.«
    »Das Hausmädchen ließ ein Tablett fallen. Ihre Reaktion war durchaus verständlich.«
    »War sie es?«, fragte Christopher misstrauisch und rollte sich von ihr. »Ich kann sie nämlich gar nicht verständlich finden.«
    »Dennoch war sie es«, beharrte Beatrix, während er ihr vom Boden aufhalf. »Sie wurden durch Umstände geprägt, in denen es für Sie überlebenswichtig war, jederzeit in Deckung zu gehen, wenn eine Haubitze oder ein Mörser explodierte oder eine Kugel abgefeuert wurde. Nur weil Sie wieder zu Hause sind, können Sie nicht von heute auf morgen diese Reflexe ablegen.«
    Christopher konnte nicht umhin, sich zu fragen: Würde Prudence ihm so rasch vergeben oder so gefasst reagieren?
    Sogleich verfinsterte sich seine Stimmung, denn ihm kam ein anderer Gedanke. Hatte er ein Recht, zu Prudence zu gehen, solange sein Verhalten so unberechenbar war? Er durfte sie keiner Gefahr aussetzen. Vorher musste er sicher sein, sich in jeder denkbaren Situation beherrschen zu können. Aber wie? Seine Reflexe waren zu stark, zu schnell.
    Auf Christophers Schweigen hin hatte Beatrix sich entfernt, war

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