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Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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hatte eine Bajonettspitze in ihn gerammt. Eines seiner Ohren hing halb lose herunter. Dort ist bis heute diese Stelle, wo es hinterher wieder zusammengenäht wurde. Ich blieb mit meinem Gewehr neben Albert, und wir hielten die Stellung, bis die Rifle-Kompanien wieder vordrangen. Am Ende konnten wir die russischen Stellungen einnehmen, und es war vorbei.«
    »Leutnant Bennett wurde nie gefunden?«, fragte Beatrix matt.
    Christopher schüttelte den Kopf. »Beim Gefangenenaustausch war er nicht dabei. Er kann nach der Gefangennahme nicht mehr lange gelebt haben. Aber ich hätte ihn retten können. Tja, ich werde es nie erfahren. Mein Gott.« Er wischte sich die glänzenden Augen mit seinem Handrücken und sagte nichts mehr.
    Anscheinend wartete er auf etwas. Mitgefühl wollte er nicht, und Vorwürfe, die er nicht verdiente, wären ihm nur zu willkommen. Beatrix fragte sich, was jemand, der sehr viel weiser oder erfahrener als sie war, sagen könnte. Sie wusste es nicht. Alles, was sie anbieten konnte, war die Wahrheit. »Sie müssen mir zuhören«, sagte sie. »Sie wurden vor eine unmögliche Wahl gestellt. Und Leutnant Bennett … Mark … gibt Ihnen keine Schuld.«
    »Ich gebe mir die Schuld«, entgegnete er müde.
    Ja, wie überdrüssig musste er des Tötens und Sterbens sein , dachte Beatrix. Wie müde des Kummers und der Schuldzuweisungen. Was sie hingegen sagte, war: »Nun, das ist unvernünftig. Ich weiß, Sie quält der Gedanke, dass er allein gestorben ist, oder, schlimmer noch, durch Feindeshand. Aber es zählt nicht, wie er gestorben ist, sondern wie er gelebt hat. Solange Mark lebte, wusste er, dass er geliebt wurde. Er hatte seine Familie und seine Freunde. Mehr kann ein Mann nicht haben.«
    Christopher schüttelte den Kopf. Es war also nicht gut. Worte konnten ihm nicht helfen.
    Nun streckte Beatrix doch den Arm nach ihm aus, konnte nicht anders, und ließ ihre Hand sanft über seine Schulter gleiten. »Ich denke nicht, dass Sie sich Vorwürfe machen sollten. Aber was ich glaube, ist nicht von Belang. Sie müssen selbst zu diesem Schluss finden. Es war nicht Ihre Schuld, dass Sie vor eine unmögliche Wahl gestellt wurden. Sie müssen sich vor allem genug Zeit nehmen, von alledem zu genesen.«
    »Wie viel Zeit wird es brauchen?«, fragte er sie verbittert.
    »Weiß ich nicht«, gestand sie. »Doch Ihnen bleibt ja Ihr ganzes Leben.«
    Er lachte verächtlich. »Das ist viel zu lange.«
    »Ich verstehe durchaus, dass Sie sich für das verantwortlich fühlen, was Mark widerfahren ist. Aber Ihnen wurde längst alles vergeben, was Sie für Ihre Sünden halten.« Er schüttelte den Kopf, aber Beatrix fuhr fort: »Die Liebe verzeiht alles. Und so viele Menschen …« Sie hielt abrupt inne, als er heftig zusammenzuckte.
    »Was haben Sie gesagt?«, hörte sie ihn flüstern.
    Beatrix erkannte ihren Fehler, und ihr Arm sank von seiner Schulter.
    Ihr Pulsschlag wurde so schnell, dass sie ein Rauschen in ihren Ohren vernahm und das Gefühl hatte, gleich ohnmächtig zu werden. Ohne nachzudenken, rückte sie von ihm weg, sprang vom Bett und huschte in die Mitte des Zimmers.
    Ihr Atem ging sehr schnell, als sie sich zu ihm umdrehte und Christopher ansah.
    Er starrte sie mit einem seltsamen, bedrohlichen Funkeln in den Augen an. »Ich wusste es!«
    Sie war nicht sicher, ob er sie umbringen würde.
    Und sie wollte lieber nicht lange genug bleiben, um es herauszufinden.
    Ihre Furcht machte sie schnell wie einen verängstigten Hasen. Sie stürmte los, ehe er bei ihr war, riss die Tür auf und rannte stolpernd die breite Treppe hinunter. Ihre Stiefel polterten irrsinnig laut auf den Stufen.
    Christopher folgte ihr bis zur Türschwelle und brüllte ihren Namen.
    Beatrix blieb keine Sekunde stehen, wohlwissend, dass er ihr nachjagen würde, sowie er sich etwas übergezogen hatte.
    Mrs. Clocker stand in der Diele und blickte gleichermaßen verwundert wie besorgt drein. »Miss Hathaway? Was …«
    »Ich denke, er wird jetzt aus seinem Zimmer kommen«, rief Beatrix ihr zu und sprang die letzten Stufen hinunter. »Wird Zeit, dass ich gehe.«
    »Hat er … haben Sie …«
    »Falls er sein Pferd gesattelt haben will«, sagte Beatrix atemlos, »lassen Sie es bitte dauern .«
    »Ja, aber …«
    »Auf Wiedersehen!«
    Mit diesen Worten rannte Beatrix aus dem Haus, als wären ihr Dämonen auf den Fersen.



Kapitel 17
    B eatrix floh an den einen Ort, von dem sie wusste, dass er sie dort nicht aufspüren könnte.
    Es entbehrte nicht einer

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