Herzschlag der Nacht
dich unabsichtlich im Schlaf erwürgen.«
»Oh, das würde mir etwas ausmachen.« Beatrix runzelte die Stirn vor Konzentration, als sie langsam weitergingen. »Darf ich im Gegenzug eine Bitte äußern?«
»Ja. Welche?«
»Könntest du aufhören, hochprozentige Getränke zu dir zu nehmen und fortan bei Wein bleiben? Ich weiß, dass du Brandy als Medizin für deine Probleme nimmst, aber es wäre möglich, dass er sie schlimmer macht, und …«
»Dazu musst du mich nicht überreden, Liebste. Ich habe es bereits beschlossen.«
»Oh.« Sie lächelte erfreut.
»Es gibt nur noch eines, worum ich dich bitten würde. Verzichte künftig auf gefährliche Unternehmungen wie das Erklimmen von Bäumen, das Ausbilden von halbwilden Pferden oder das Befreien von Raubtieren aus Fallen. Falls in dieser Aufzählung etwas fehlt, betrachte es als mitgenannt.«
Beatrix sah ihn trotzig an, denn die Aussicht darauf, dass ihre Freiheit beschnitten wurde, gefiel ihr überhaupt nicht.
Christopher verstand es. »Ich will nicht unvernünftig sein«, sagte er ruhig. »Aber ich möchte mich ungern immerzu sorgen, dass du verletzt werden könntest.«
»Fortwährend werden Menschen verletzt. Die Röcke von Frauen fangen Feuer, Leute werden auf der Straße von zu schnellen Kutschen überrollt, sie stolpern oder fallen.«
»Das meinte ich ja. Das Leben ist schon gefährlich genug, ohne dass du das Schicksal herausforderst.«
Beatrix erkannte, dass ihre Familie ihr weit weniger Beschränkungen auferlegt hatte, als es ein Ehemann würde. Und sie musste sich daran erinnern, dass die Ehe auch gewisse Entschädigungen für Entgangenes bereithielt.
»Ich werde bald nach Riverton reisen müssen«, sagte Christopher. »Es gibt vieles darüber zu lernen, wie man ein Anwesen führt, ganz zu schweigen von dem Holzmarkt. Dem Verwalter zufolge ist der Holzertrag von Riverton schwankend. Und ein neuer Eisenbahnhof soll in der Gegend gebaut werden, was zu unserem Vorteil wäre, sofern gute Straßen angelegt werden. Ich muss an der Planung mitwirken, sonst darf ich mich später nicht beklagen.« Er blieb stehen und drehte sich zu Beatrix. »Ich weiß, wie sehr du deiner Familie verbunden bist. Könntest du es ertragen, ihnen eine Weile lang fern zu sein? Wir würden Phelan House behalten, aber unser Hauptwohnsitz wäre Riverton.«
Der Gedanke, fern von ihrer Familie zu leben, traf Beatrix wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Ihre Geschwister waren ihre Welt, vor allem Amelia, die stets an ihrer Seite gewesen war. Und zugleich weckte die Vorstellung neben Angst auch Erregung in Beatrix. Ein neues Heim, neue Menschen, neue Orte, die erkundet werden wollten … und Christopher. Ganz besonders Christopher.
»Ich glaube, das könnte ich«, erwiderte sie. »Ich würde sie vermissen, aber auch hier bin ich zumeist für mich. Meine Geschwister haben ihre Familien, ihr Leben, und das ist gut. Solange ich sie besuchen kann, wann ich will, denke ich, dass ich glücklich sein werde.«
Christopher strich ihr mit dem Handrücken über die Wange und hinunter zu ihrem Hals. Aus seinen Augen sprach Verständnis, Mitgefühl und noch etwas, was sie erröten ließ.
»Was immer es für dein Glück braucht, du sollst es haben«, versprach er, zog sie an sich und küsste zuerst ihre Stirn und von dort aus eine Linie bis hinab zu ihrer Nasenspitze. »Beatrix, jetzt will ich dich etwas fragen.« Seine Lippen fanden ihren lächelnden Mund. »Meine Liebste, ich würde die wenigen Stunden, die ich mit dir verbrachte, gegen ein Leben mit jeder anderen Frau tauschen. Du hättest den letzten Brief nie schreiben müssen, in dem du mich batst, dich zu suchen. Ich habe mein ganzes Leben nach dir gesucht. Und ich bin überzeugt, dass kein Mann existiert, der all das sein kann, was du als Ehemann verdienst, aber ich bitte dich, es mich versuchen zu lassen. Willst du mich heiraten?«
Beatrix zog seinen Kopf zu sich herunter, bis ihre Lippen an seinem Ohr waren. »Ja, ja, ja«, flüsterte sie, und vollkommen grundlos, einfach weil sie es wollte, fing sie seine Ohrmuschel sacht mit den Zähnen ein.
Verwundert ob ihres zärtlichen Bisses, sah Christopher sie an. Beatrix stockte der Atem, denn sein Blick verhieß wonnige Vergeltung, ehe er sie fest auf den Mund küsste.
»Was für eine Hochzeit wünschst du dir?«, fragte er und stahl sich noch einen Kuss, bevor sie antworten konnte.
»Eine, die dich zu meinem Mann macht.« Sie berührte die feste Linie seines Mundes mit den Fingern. »Und
Weitere Kostenlose Bücher