Herzschlag der Nacht
nicht erforderlich, um Intelligenz zu beweisen. Lord Ramsay ist ein mustergültiges Beispiel dafür, dass beides nicht notwendig in einem Zusammenhang steht.«
»Phelan«, sagte Leo, »ich möchte Sie keineswegs beleidigen …«
»Aber das liegt nun mal in seiner Natur«, fiel Catherine ihm zuckersüß ins Wort.
Leo bedachte seine Frau mit einem strengen Blick, ehe er sich wieder zu Christopher wandte. »Sie und Beatrix kennen einander noch nicht lange genug, um eine Heirat in Betracht zu ziehen. Sie sind erst seit wenigen Wochen miteinander bekannt, soweit ich weiß. Und was ist mit Prudence Mercer? Sind Sie nicht so gut wie verlobt?«
»Ihre Einwände sind durchaus berechtigt«, antwortete Christopher. »Und ich werde gleich auf sie zu sprechen kommen. Zunächst sollten Sie wissen, dass ich gegen diese Heirat bin.«
Leo stutzte. »Sie meinen, Sie sind gegen eine Heirat mit Miss Mercer?«
»Nun … ja. Aber auch gegen eine mit Beatrix.«
Betretene Stille senkte sich über den Raum.
»Verfolgen Sie eine ungewöhnliche Taktik?«, wollte Leo schließlich wissen.
»Bedauerlicherweise nicht«, sagte Christopher.
Wieder verfielen alle in Schweigen.
»Captain Phelan«, begann Cam nach einer Weile und wählte seine Worte mit Bedacht. »Sind Sie hier, um unser Einverständnis für eine Vermählung mit Beatrix zu erbitten?«
Christopher schüttelte den Kopf. »Falls ich Beatrix heirate, werde ich es mit oder ohne Ihr Einverständnis tun.«
Leo sah zu Cam. »Guter Gott«, sagte er angewidert. »Der Mann ist schlimmer als Harry.«
Cam hatte sichtlich Mühe, nicht die Geduld zu verlieren. »Vielleicht sollten wir beide uns in der Bibliothek mit Captain Phelan unterhalten. Bei einem Brandy.«
»Ich brauche eine ganze Flasche«, seufzte Leo, der vorausging.
Abgesehen von einigen intimen Details, erzählte Christopher ihnen alles. Er schonte sich nicht, was seine Fehler betraf, war jedoch entschlossen, Beatrix vor jeder Kritik zu schützen, auch vonseiten der eigenen Familie.
»Es passt nicht zu ihr, Spiele zu spielen«, sagte Leo kopfschüttelnd, nachdem Christopher ihnen von den Briefen berichtet hatte. »Weiß Gott, was sie bewegte, so etwas zu tun.«
»Es war kein Spiel«, erklärte Christopher ruhig. »Und es entwickelte sich zu mehr, als wir beide erwartet hätten.«
Cam sah ihn nachdenklich an. »Angesichts all dieser aufregenden Enthüllungen, Phelan, kann man sich leicht hinreißen lassen. Sind Sie sich Ihrer Empfindungen für Beatrix wirklich gewiss? Denn sie ist …«
»Eigenwillig«, half Leo ihm aus.
»Das weiß ich.« Christopher fühlte, wie seine Mundwinkel zuckten. »Ich weiß auch, dass sie unabsichtlich Dinge stiehlt. Sie trägt Kniebundhosen, verehrt die griechischen Philosophen und hat entschieden zu viele Veterinärlehrbücher gelesen. Ich weiß, dass sie Kreaturen als Haustiere hält, die andere Menschen gegen Geld ausrotten lassen.« Bei dem Gedanken an Beatrix überkam ihn eine schmerzliche Sehnsucht. »Ich weiß, dass sie nie in London leben könnte und es ihr in freier Natur am besten geht. Ich weiß, dass sie mitfühlend, klug und mutig ist und ihre einzige Angst die ist, verlassen zu werden. Und ich würde sie niemals verlassen, denn zufällig liebe ich sie über alles. Trotzdem gibt es ein Problem.«
»Und das wäre?«, fragte Leo.
Christopher antwortete mit einer schlichten Silbe. »Ich.«
Minuten verrannen, während Christopher ihnen das Übrige darlegte … sein unerklärliches Verhalten seit dem Krieg, die Symptome, die auf Wahnsinn hinzudeuten schienen. Er sollte wohl nicht verwundert sein, dass sie diese Schilderungen so wenig alarmierten, dennoch wunderte er sich. Was für eine Familie waren sie eigentlich?
Als Christopher endete, schwiegen die drei Männer zunächst.
Dann blickte Leo zu Cam. »Nun?«
»Nun, was?«
»Nun wäre es Zeit, dass du eines der vermaledeiten Roma-Sprichwörter anbringst. Etwas über Hähne, die Eier legen, oder Schweine, die im Obstgarten tanzen. Das tust du jedes Mal, also heraus damit.«
Cam beäugte ihn spöttisch. »Mir fällt keines ein.«
»Bei Gott, ich musste mir schon Hunderte anhören, und Phelan muss nicht einmal eines ertragen?«
Cam ignorierte Leo und wandte sich zu Christopher. »Ich glaube, die Probleme, die Sie beschrieben haben, werden sich mit der Zeit legen. Unser Bruder Merripen würde es zweifellos bestätigen, wäre er hier.«
Und auf Christophers verwunderte Miene hin ergänzte er: »Merripen hat nie in einem Krieg
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