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Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Tages wachte sie auf und schien akzeptiert zu haben, dass das Bein für immer fort war. Und sie wurde beinahe so beweglich wie zuvor.« Und bedeutungsvoll fügte sie hinzu: »Der Trick war der, zu vergessen, was sie verloren hatte, und zu lernen, mit dem weiterzumachen, was ihr noch geblieben war.«
    Annandale sah sie fasziniert an und lächelte. »Was für eine kluge junge Dame Sie sind.«
    Christopher und Audrey wechselten erstaunte Blicke, während Beatrix und Annandale eine angeregte Unterhaltung begannen.
    »Männer haben Beatrix schon immer bewundert«, sagte Audrey leise zu Christopher. Ihre Augen blitzten amüsiert. »Hattest du geglaubt, dein Großvater wäre gegen sie?«
    »Ja. Er mag nur wenige Menschen.«
    »Offensichtlich macht er Ausnahmen bei jungen Frauen, die seiner Eitelkeit schmeicheln und an seinen Lippen zu hängen scheinen.«
    Verstohlen sah Christopher zu der strahlenden Beatrix. Natürlich konnte der Earl ihr nicht widerstehen. Beatrix hatte eine Art, jemanden anzusehen und ihm ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken, die jedem das Gefühl gab, er wäre die interessanteste Person im ganzen Raum.
    »Ich werde nie verstehen, warum sie nicht längst verheiratet ist«, murmelte Christopher.
    Audrey antwortete leise: »Die meisten Adligen sehen auf die Hathaway-Familie herab. Und obwohl ein Großteil der jungen Herren entzückt von Beatrix ist, möchten sie keine unkonventionelle Dame heiraten, wie du sehr wohl weißt.«
    Bei der Spitze verzog Christopher das Gesicht. »Sobald ich sie kennenlernte, gab ich zu, dass ich mich getäuscht hatte.«
    »Was für dich spricht. Ich hätte nicht gedacht, dass du sie jemals vorurteilsfrei sehen könntest. In der Vergangenheit waren schon einige Herren ziemlich hingerissen von Beatrix, machten ihr aber nicht den Hof. Mr. Chickering zum Beispiel. Er hat seinen Vater nachgerade angefleht, um sie werben zu dürfen, doch sein Vater drohte, ihn zu enterben. Und so musste er sich damit bescheiden, sie aus der Ferne zu bewundern und bei jeder Gelegenheit wie verrückt mit ihr zu flirten, wissend, dass es sinnlos ist.«
    »Die Zeiten sind vorbei«, sagte Christopher. »Sollte er sich auch nur in ihre Nähe trauen …«
    »Vorsicht«, warnte Audrey ihn grinsend. »Eifersucht ist dieser Tage recht unmodisch. Man sollte die Größe besitzen, sich amüsiert ob der Aufmerksamkeit zu zeigen, die der eigenen Gemahlin zuteilwird.«
    »Ich werde mich glänzend amüsieren, wenn ich ihn durchs Fenster werfe.« Christopher machte eine Pause, solange Audrey lachte. Fraglos glaubte sie, dass er scherzte, also beschloss er, ein anderes Thema anzusprechen, und sagte: »Ich bin froh, dich wieder in Gesellschaft zu sehen.« Er meinte es ernst. Audrey hatte beinahe ihre gesamte Ehe lang John umsorgt, der schon kurz nach der Heirat zu kränkeln begann, bis schließlich Schwindsucht diagnostiziert wurde. Zusammen mit der Trauerzeit hatte sie mithin Jahre in Kummer und Einsamkeit zugebracht. Sie verdiente, ein wenig Freude am Leben zu finden, und vor allem sollte sie unter Menschen sein. »Gibt es Gentlemen, die dir gefallen?«
    Audrey verzog das Gesicht ein wenig. »Denkst du an jene, die meine Brüder erfolgreich in die Flucht jagen konnten? Nein, es gibt keinen, der mir auf diese Weise zusagt. Ich bin sicher, dass ich angesichts meines beträchtlichen Witwenerbes die freie Wahl unter praktisch allen Mitgiftjägern in London hätte. Es spricht hingegen nicht für mich, dass ich keine Kinder bekommen kann.«
    Christopher sah sie erschrocken an. »Nicht? Wie kannst du es wissen?«
    »Drei Jahre Ehe mit John und keine Kinder. Nicht einmal eine Fehlgeburt. Und es heißt stets, dass Kinderlosigkeit das Verschulden der Frauen ist.«
    »Eine Überzeugung, die ich zufällig nicht teile. Es liegt nicht immer an den Frauen, wenn Nachkommen ausbleiben – was übrigens bewiesen ist. Und John war die meiste Zeit eurer Ehe krank. Es besteht folglich aller Grund zu der Hoffnung, dass du mit einem anderen Mann Kinder haben könntest.«
    Audrey lächelte matt. »Warten wir ab, was das Schicksal für mich bereithält. So oder so habe ich nicht vor, wieder zu heiraten. Ich fühle mich sehr erschöpft, eher wie fünfundneunzig, nicht wie fünfundzwanzig.«
    »Du brauchst mehr Zeit«, sagte Christopher. »Eines Tages wirst du dich anders fühlen, Audrey.«
    »Mag sein«, erwiderte sie skeptisch.
    Ihre Aufmerksamkeit wurde auf die zunehmend lebhaftere Unterhaltung zwischen Beatrix und Annandale gelenkt. »…

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