Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzschlagzeilen

Herzschlagzeilen

Titel: Herzschlagzeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
Vom Netzwerk:
netter Plan, wenn man wüsste, wo und wann die stattfinden. Solarium, um mit all den Wir-liegen-den-ganzen-Tag-mit-einem-Cocktail-am-Pool-Ladys mithalten zu können – teuer. Um meine Fingernägel aufzuhübschen, habe ich viel zu wenig Zeit – die müssen erst einmal zu einer aufhübschbaren Länge wachsen. Bisher waren mir meine Fingernägel nämlich immer vollkommen gleichgültig. Mit einem Stöhnen sinke ich zurück in meine Kissen. Ninas Liste ist endlos und mit jedem weiteren Punkt verstärkt sich in mir das Gefühl von Sinnlosigkeit. Offenbar bin ich ein hoffnungsloser Fall. Außerdem lässt sich nur das wenigste von dieser Liste innerhalb von vierundzwanzig Stunden umsetzen, denn so ganz nebenbei habe ich ja auch noch meinen Job beim
Stadtanzeiger
.
    Das allein ist der Grund, warum ich mich trotzdem aus dem Bett quäle. Als mein Blick in den Spiegel fällt, würde ich am liebsten sofort wieder zurück ins Bett springen und mir die Decke über den Kopf ziehen. Was mir da entgegenstarrt, ist von »unwiderstehlich« ungefähr so weit entfernt wie dieser Planet von der Milchstraße. Ich sollte die ganze Aktion einfach abhaken und doch lieber weiter an meinen Auswanderplänen arbeiten. Sollen sie Marc doch entführen. Verdient hätte er es sowieso.
    Vorsichtig riskiere ich unter halb geschlossenen Lidern einen zweiten Blick. Auch wenn mir meine Wirkung auf das männliche Geschlecht bisher meist herzlich egal war, will ich es jetzt wissen: Bin ich wirklich so eine Katastrophe?
    Was ich sehe, ist eine verknitterte Gestalt in einem faltigen Garfield-Shirt, mit Haaren, die ihr strähnig ins Gesicht hängen. »Jetzt noch eine Zahnspange, dann ist der Look perfekt«, knurre ich der grauen Maus im Spiegel entgegen. In Gedanken verfluche ich Nina. Wer von uns beiden ist eigentlich auf die bescheuerte Idee gekommen, dass ich mich an Marc Behrendt ranschmeißen muss, um ihn vor seinen Entführern zu retten? Ich fühle mich wie ein Stück Vieh auf dem Schlachthof. Wenigstens ist meine Figur ganz passabel. Okay, was ich am Po zu viel habe, habe ich obenrum zu wenig – aber das kann ich jetzt sowieso nicht ändern.
    Trotzig streiche ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Seit ich meine Haare wachsen lasse, fallen sie mir dauernd vor die Augen. Ich muss dringend mal wieder zum Friseur gehen. Friseur? Bingo! Das ist es. Wieso bin ich nicht gleich darauf gekommen? Mit einem neuen Haarschnitt lässt sich bestimmt noch einiges rausreißen. Oder besser gesagt: aufreißen. Ich muss an Marcs Gesichtsausdruck denken, als
Xaverlein
sein Bäuerchen auf ihm abgeladen hat. Selbst ein Behrend Junior sieht nicht immer wie aus dem Ei gepellt aus, tröste ich mich. Mein Kampfgeist ist wieder erwacht. Tschakka! Ich werde es diesem eingebildeten Schnösel schon zeigen. Ich werde ihn um den kleinen Finger wickeln, und zwar mit links! Schließlich geht es hier nicht um Marc, sondern um meine Karriere, erkläre ich meinem Spiegelbild und strecke ihm die Zunge raus.
    Heute Vormittag muss ich zwar in die Redaktion, aber in der Mittagspause habe ich Zeit. Der nächste Termin mit
Wefi
ist erst am frühen Nachmittag. Die Sache ist nur: Ich kenne keinen wirklich guten Friseur. Und Geld – Geld ist natürlich auch ein Problem. Ich angele nach meinem Sparschwein und schütte dessen Inhalt aufs Bett. Das Geld war zwar eigentlich für ein Smartphone gedacht, aber besondere Umstände erfordern eben besondere Maßnahmen. Immerhin 75 Euro. Das müsste reichen. Vielleicht geben meine Eltern mir ja noch was dazu? Einen Moment später verwerfe ich den Gedanken wieder. Meine Eltern sind in letzter Zeit viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Über
Einmal-Spitzen-schneiden-bitte
geht ihre Bereitschaft bei Friseurkosten für Teenager nicht hinaus.
    Ich gehe tatsächlich nicht besonders oft zum Friseur. Früher, als ich die Haare noch kurz trug, musste ich zwar regelmäßig zum Nachschneiden, aber das ließ ich meistens bei diesem Billigfriseur im Einkaufszentrum erledigen. Dort brauchte man keinen Termin und für zehn Euro schnippelten sie schön brav ringsum alles wieder kurz. Doch seit ich mich entschlossen habe, die Haare wachsen zu lassen, habe ich keinen Friseursalon mehr betreten. Es wird also Zeit! Für das Projekt Marc soll es etwas Besonderes sein, nehme ich mir vor. Dem Kaufhausfriseur will ich meine Zukunft nicht unbedingt anvertrauen. Nur wo soll ich jetzt auf die Schnelle einen Friseurtermin in einem richtig guten Laden herkriegen? Nina brauche

Weitere Kostenlose Bücher