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Herzstoss

Herzstoss

Titel: Herzstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
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noch Morgen, aber nicht mehr zu früh für einen Anruf war, und wählte ohne nachzudenken, Peters Nummer.
    Es klingelte viermal, bevor sich die Mailbox einschaltete. »Hi«, meldete sich Sarahs aufreizend blasierte Stimme, »dies ist der Anschluss von Sarah Harris …«
    »… und Peter Taggart«, stimmte Peter mit einem für seine Person beinahe beunruhigenden Enthusiasmus mit ein.
    »Wir können Ihren Anruf zurzeit leider nicht persönlich entgegennehmen«, fuhr Sarah fort.
    »O Gott«, stöhnte Marcy, der plötzlich einfiel, dass dies das Wochenende war, an dem Peter wahrscheinlich ihren Sohn Darren im Ferienlager besuchte, wo er den Sommer über als Betreuer arbeitete. Und Sarah würde natürlich an seiner Seite sein, so zwitschernd fröhlich und widerlich hilfsbereit wie eh und je – die Mutter, die Marcy hätte sein sollen. Kein Wunder, dass Darren angedeutet hatte, im neuen Haus seines Vaters wohnen zu wollen, wenn er nach Hause kam.
    »Wenn Sie nach dem Piepton Ihren Namen, Ihre Nummer und eine kurze Nachricht hinterlassen«, sagte Peter, »dann rufen wir so bald wie möglich zurück.«
    »Auf Wiedersehen und einen wunderschönen Tag«, fügte Sarah noch hinzu, bevor es piepte.
    »Den hätte ich ja gern«, erklärte Marcy ihnen. »Aber offenbar hat irgendjemand meine Kreditkarten gesperrt, wenn also der Mann mit dem netten Lächeln und den geraden Zähnen so nett wäre, dieses Durcheinander so schnell wie möglich zu klären, werde ich so großzügig sein, nicht die ganze Scheidung platzen zu lassen, wenn ich zurückkomme. Mit deiner Tochter«, fügte sie noch hinzu und dann, weil sie immer noch nicht zufrieden war: »Auf Wiedersehen und leck mich am Arsch.« Sie knallte den Hörer auf die Gabel.
    Die beiden hatten recht, dachte sie und lachte laut. Es fühlte sich fantastisch an, nicht nachzudenken und einfach ganz locker aus der Hüfte zu schwingen. Verdammt großartig sogar.
    Ungefähr zehn Sekunden lang.
    Und dann fühlte sie sich nur noch beschissen.
    »Mein Gott, was habe ich getan?« Sie stöhnte. Peter würde an die Decke gehen, wenn er die Nachricht hörte. Er würde mehr denn je davon überzeugt sein, es mit einer Verrückten zu tun zu haben. Nie im Leben würde er ihre Kreditkarten wieder freischalten lassen. »Scheiße.« Was sollte sie jetzt bloß machen.
    Eilig tippte sie eine neue Nummer ein. »Bitte sei zu Hause. Bitte sei zu Hause.«
    Marcy stellte sich vor, dass ihre Schwester nach dem morgendlichen Training bei einer Tasse Kaffee an ihrem weißen steinernen Küchentisch die Sonntagsausgabe des Star durchblätterte. In den Jahren nach dem Tod ihrer Mutter hatte Judith es sich angewöhnt, mit geradezu religiösem Eifer die Todesanzeigen zu studieren, wobei ihr besonderes Augenmerk dem Alter der Verstorbenen galt. »Ich fühle mich einfach besser, wenn ich ein oder zwei entdecke, die jünger sind als ich«, hatte sie reichlich verlegen zugegeben. »Ich weiß, es klingt ein bisschen makaber, aber es gibt mir das Gefühl, etwas geschafft zu haben.«
    »Hallo«, meldete ihre Schwester sich nach dem ersten Klingeln.
    »Hallo, Judith.«
    »Marcy! Wo zum Teufel steckst du?«
    »Immer noch in Irland.«
    »Scheiße.«
    »Judith, hör mir zu, ich brauche deine Hilfe.«
    »Hilfe brauchst du auf jeden Fall.«
    »Judith …«
    »Schon gut. Was soll ich machen?«
    »Ich brauche Geld.«
    »Was?«
    »Ich habe kein Geld mehr. Peter hat meine Kreditkarten sperren lassen.«
    »Dann komm nach Hause.«
    »Du musst mir Geld anweisen lassen«, fuhr Marcy fort, als hätte Judith nichts gesagt. »Nicht viel. Dreitausend Dollar sollten reichen. Ich würde dich nicht darum bitten, aber ich habe meine Bankkarte nicht dabei, und mir geht das Bargeld aus …«
    »Dreitausend Dollar?«, wiederholte Judith ungläubig.
    »Ich zahl sie dir zurück.«
    »Wofür brauchst du dreitausend Dollar?«
    »Ich musste ein paar Sachen kaufen. Es ist eine lange Geschichte.«
    »Ich höre.«
    »Die willst du nicht hören, glaub mir.«
    »Steckst du irgendwie in der Klemme?«
    »Nein. Ehrlich nicht. Hör zu, wenn es bloß das Geld ist, um das du dir Sorgen machst, ich zahle es dir zurück, sobald ich nach Hause komme.«
    »Und wann ist das?«
    »Bald.«
    »Wie bald?«
    »Sobald ich Devon gefunden habe«, sagte Marcy und stellte sich vor, wie ihre Schwester verzweifelt den Kopf auf die Brust sinken ließ.
    »Du hast gesagt, du würdest deinen Frieden machen. Du hast mir erklärt …«
    »Sie war glücklich, oder nicht?«, unterbrach Marcy

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