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Herzstoss

Herzstoss

Titel: Herzstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
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an die Bleiglasfenster wie ein Sperrfeuer aus kleinen Steinen. »Mist«, sagte Marcy, weil sie vergessen hatte, dass sie noch immer den Hörer in der Hand hielt.
    »Ja, das bringt es ziemlich gut auf den Punkt«, sagte die Frau an der Rezeption. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Mrs. Taggart?«
    »Kaffee?«
    »Ich lasse Ihnen vom Zimmerservice eine Kanne bringen. Irgendetwas dazu? Saft? Eier? Toast?«
    »Saft. Und Eier. Und Toast. Orangensaft, Spiegelei, Roggentoast«, fügte sie noch hinzu und legte auf. Dann ließ sie sich zurück in die Kissen sinken, schloss die Augen und schlief wieder ein, bis der Zimmerservice eine halbe Stunde später ihr Frühstück brachte.
    Um zwei Uhr nachmittags wurde sie von Liams Anruf wieder geweckt.
    »Gott sei Dank«, sagte er, als sie beim dritten Klingeln abnahm. »Ich hab mir schon Sorgen gemacht.«
    Marcy blickte zum Fenster. Es regnete nach wie vor wie aus Eimern, und der Himmel war noch dunkler als am Vormittag. Sie sah auf die Uhr. »Bitte sag mir, dass es nicht schon zwei Uhr ist.«
    »Hab ich dich geweckt?«, fragte er ungläubig.
    Marcy richtete sich auf. »Irgendwie fallen mir ständig die Augen zu. Was für eine Tablette hast du mir gestern eigentlich gegeben?«
    »Bloß ein Valium. Davon solltest du nicht so benommen sein. Vielleicht hast du dir irgendwas eingefangen. Soll ich einen Arzt rufen?«
    »Nein, mir geht’s gut. Ich war wohl erschöpfter, als ich gedacht habe.«
    »Sag bloß«, meinte Liam. »Du hast in den letzten Tagen ständig unter Hochdruck gestanden. Ganz ehrlich wundert es mich, dass du überhaupt noch funktionierst.«
    »Ich hab einen kompletten Tag vergeudet«, seufzte sie.
    »Du hast gar nichts verpasst. Hast du nicht gesehen, was für ein Wetter ist? Glaub mir, die einzigen Leute, die heute vor die Tür gehen, sind Touristen, die es nicht besser wissen. Es ist ein Zeichen, Marcy«, erklärte er ihr.
    »Ein Zeichen?«
    »Ein Zeichen, sich einen Tag freizunehmen und auszuruhen.«
    »Sieht so aus, als hätte ich kaum eine andere Wahl«, sagte sie, und wieder zupfte der Schlaf an ihren Lidern, sodass sie den Kopf zurück aufs Kissen sinken ließ.
    »Ich schau auf dem Weg zur Arbeit mal vorbei.«
    »Nein, das musst du nicht.«
    »Ich mache nie irgendwas, was ich tun muss «, erklärte er ihr. »Aber jetzt muss ich wirklich los – meine Mum besuchen. Sie hat sich beschwert, dass sie mich in letzter Zeit kaum noch zu sehen kriegt.«
    »Hast du nicht gerade gesagt, dass du nie etwas machst, was du tun musst?«, fragte sie ihn.
    Er lachte. »Ich schätze, für Mütter gilt die Regel nicht«, meinte er zum Abschied.
    »Wohl nicht.« Als sie auflegte, dachte Marcy an ihre eigene Mutter, für die jedenfalls nie irgendwelche Regeln gegolten hatten.
    Sie ist ein ganz spezieller Fall , hatte Judith einmal gesagt, doch Marcy konnte sich nicht erinnern, ob sie von ihrer Mutter oder von Devon gesprochen hatte.
    Marcy stand auf, ließ ihren Flanellschlafanzug auf den Badezimmerboden fallen, stieg in die apricotfarben marmorierte, weiße Marmordusche, ließ das heiße Wasser über ihren Kopf strömen und fragte sich nicht zum ersten Mal, was sie hätte anders machen können, was sie hätte anders machen sollen , ob es ein konkretes Detail gab, das sie im Nachhinein geändert hätte, eine Kleinigkeit, die den Kurs ihrer aller Leben verändert und sie überallhin, nur nicht hierher geführt hätte.
    Du machst dir zu viele Gedanken , hatte Judith sie einmal ermahnt.
    Denken Sie beim Abschlag nicht zu viel nach, hatte auch Sarah Marcy bei einer ihrer ersten Golfstunden erklärt. Das ist das Problem mit den Golfern heutzutage , allesamt überqualifizierte Controlfreaks, die versuchen, ein Spiel zu spielen, das man nicht kontrollieren kann. Also denken Sie nicht nach. Schwingen Sie ganz locker aus der Hüfte .
    Marcy fragte sich, wann genau Sarah aufgehört hatte, zu denken und mit ihrem Mann ganz locker aus der Hüfte zu schwingen. »Nicht lange nachdenken«, sagte sie sich jetzt, trat aus der Dusche und wickelte sich in zwei dicke flauschige Badelaken. Dann zog sie die Khakihose und das beigefarbene T-Shirt sowie frische Unterwäsche aus der Tüte mit ihren Neuerwerbungen. Die Hose war ein wenig zu groß, das T-Shirt ein bisschen eng, aber nicht so, dass es auffiel. Sie kämmte ihr feuchtes Haar und spürte die Tropfen auf ihrer Schulter, als sie nach dem Telefon griff. Sie studierte die Anleitung für Auslandsgespräche, rechnete aus, dass es in Toronto zwar

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