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Herzstoss

Herzstoss

Titel: Herzstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
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fahren wir?«, fragte sie.
    »Das sehen Sie noch früh genug.«
    »Ist es weit?«
    »Weit genug.«
    »Dauert es noch lange?«
    »Lange genug.«
    Marcy seufzte frustriert. Das war lächerlich, dachte sie.
    »Lehnen Sie sich zurück, und genießen Sie die Fahrt«, sagte Jax, schaltete das Radio an und gleich wieder aus, weil das Rauschen lauter war als die irische Folk Music, die es untermalte.
    Gehorsam sank Marcy in ihren Sitz zurück, lehnte den Kopf an die Kopfstütze und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der schmalen Straße zu. Vor etwa zehn Minuten hatten sie die Autobahn verlassen und fuhren jetzt entlang der gezackten Küstenlinie nach Süden. Mit welchem Ziel? Wohin brachte er sie?
    Unter dem Vorwand, ihre immer noch schmerzende Wange zu reiben, blickte sie wiederholt verstohlen in seine Richtung. Der Junge war im Profil erstaunlicherweise attraktiver als von vorn, die Trägheit seiner Züge nicht so ausgeprägt, Nase und Kinn wirkten markanter. Sogar seine kleinen dunklen Augen schienen weniger leer, was allerdings auch daran liegen konnte, dass er sich so angestrengt auf die Straße konzentrierte. Draußen herrschte immer noch eine unwirtliche Mischung aus Regen und Nebel, sodass man kaum die Hand vor Augen sehen konnte.
    »Wie lange kennen Sie meine Tochter schon?«, wagte Marcy eine weitere Frage, als sie zehn Minuten später über einen angenehm trockenen Straßenabschnitt fuhren.
    »Etwa ein Jahr«, sagte er, als sie gerade jede Hoffnung aufgegeben hatte, dass er überhaupt antworten würde.
    »Wie haben Sie sich kennengelernt?«
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Überhaupt keine. Ich bin bloß neugierig.«
    Wieder langes Schweigen. Marcy bemerkte ein Hinweisschild nach Clonakilty und ein Stück weiter eines nach Galley Head.
    »Wir haben uns in einem Club namens Mulcahy’s kennengelernt«, sagte er schließlich.
    Marcy hielt kurz den Atem an und fragte sich, ob er das Mulcahy’s nur erwähnt hatte, um sie provozieren.
    »Ich hab gehört, Sie waren neulich abends dort«, beantwortete er ihre stumme Frage.
    »Ja«, sagte sie, unsicher, was er als Nächstes hören wollte, wenn überhaupt etwas.
    »Wie finden Sie den Laden.«
    »Interessant«, antwortete Marcy.
    Jax lachte. »Das ist er allerdings.« Er lachte noch einmal. »Aber nicht ganz Ihr Geschmack, würde ich vermuten.«
    »Demographisch nicht direkt meine Abteilung«, sagte sie und bereute es sofort, als sie sah, wie Jax wütend die Augen zusammenkniff.
    »Was soll das denn heißen, verdammt noch mal?«
    »Demographisch? Es bezieht sich auf Alter, Ehestand und Beruf eines Menschen … welcher gesellschaftlichen Schicht man zuzurechnen ist«, versuchte sie zu erklären, doch sein Blick sagte ihr, dass sie es damit nur noch schlimmer machte.
    »Sie halten sich wohl für verdammt schlau, was? Sie fühlen sich so überlegen.«
    »Nein, ich …«
    »Sie sind auch nicht besser als alle anderen.«
    »Das habe ich nie behauptet.«
    »Nein, aber Sie denken es.«
    »Nein, wirklich nicht.«
    »Ich bin nicht blöd, verstanden?«
    »Das habe ich auch nicht gesagt.«
    »Sie müssen es nicht sagen.«
    »Ich denke nicht, dass Sie blöd sind.«
    »Das heißt, Sie glauben, ich bin intelligent?«
    »Ich glaube nicht, dass meine Tochter sich für Sie interessieren würde, wenn Sie es nicht wären«, versuchte Marcy das Gespräch wieder auf Devon zu lenken.
    Jax grinste. »Ich schätze, sie findet mich ziemlich clever.«
    Eine weitere Pause, ein weiterer heftiger Schauer.
    »Darf ich Sie fragen, was für eine Beziehung Sie zu meiner Tochter haben?«, fragte Marcy bemüht beiläufig, als wollte sie nur die Zeit vertreiben.
    »Nein, dürfen Sie nicht.«
    Wieder schwiegen sie, und man hörte nur das Geräusch der Scheibenwischer, die hektisch über die Windschutzscheibe glitten.
    »Wollen Sie wissen, ob wir ein Paar sind?«, fragte Jax, als sie an einem Schild vorbeifuhren, das die Entfernung bis zur Stadt Skibbereen mit zwanzig Kilometern angab.
    »Und? Sind Sie?«, tat Marcy ihm mit einem flauen Gefühl im Magen den Gefallen.
    »Früher mal. Jetzt nicht mehr so.«
    »Warum? Hat sie einen anderen?«
    Jax zuckte die Achseln. »Da müssen Sie Audrey fragen.«
    »Ich frage aber Sie.«
    »Und ich sag es Ihnen nicht«, gab er zurück wie ein trotziger Sechsjähriger.
    Wieder schwiegen sie auf der Fahrt über die schmale einspurige Straße, die Flussläufen folgte und sich um Hügel, durch Täler und winzige Fischerdörfchen wand. Wohin zum Teufel brachte er sie?
    »An

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