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Herzstoss

Herzstoss

Titel: Herzstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
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zwanglose Gebrauch ihres Namens. Hatte Marcy je solche Leichtigkeit empfunden, wenn es um ihre Tochter ging?
    »Du glaubst, ich finde sie?« Marcy brauchte plötzlich ganz dringend seine Bestätigung.
    »Ich weiß es.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Weil ich dich kenne.«
    »Aber du kennst mich eigentlich nicht .«
    »Ich weiß, wie entschlossen du bist und dass du nicht aufgeben wirst, bis du sie gefunden hast.«
    »Ich werde sie finden«, sagte Marcy mit Nachdruck.
    »Auf jeden Fall. Keine Frage. Und wenn du es dir irgendwann unterwegs anders überlegst und doch willst, dass ich dich begleite, wenn du Hilfe brauchst oder bloß jemanden, der deine Hand hält und dir den Rücken kratzt …«
    Lächelnd spürte sie, wie seine Finger über ihren Arm bis in den Nacken krabbelten und sich in der Mähne ihrer widerspenstigen Locken verloren. »O Gott. Ich sehe bestimmt furchtbar aus. Meine Haare …«
    »Sind toll.«
    Sie schüttelte den Kopf, und ihre Locken tanzten träge über ihre Stirn.
    »Kann es wirklich sein, dass du nicht weißt, wie schön du bist?«, fragte Vic.
    »Meine Mutter hat immer gesagt, ich hätte viel zu viele Haare«, erzählte Marcy ihm.
    »Meine Mutter hat immer gesagt, ich wäre 1,80 Meter groß, wenn ich gerade stehen würde.«
    »Mit deiner Haltung ist alles in Ordnung.«
    »Mit deinen Haaren ist auch alles völlig in Ordnung.«
    Marcy lachte. »Mütter«, sagte sie.
    »Du hast gesagt, deine wäre gestorben, als sie sechsundvierzig war? Das muss sehr hart für dich gewesen sein.«
    »Eigentlich«, gab Marcy zu, »war es in gewisser Weise auch eine Erleichterung.«
    »Wie lange war sie schon krank?«
    »So lange ich denken kann.«
    Vic legte den Kopf zur Seite und sah sie fragend an.
    »Sie hat sich vom Dach eines zehnstöckigen Hauses gestürzt, als ich fünfzehn war«, sagte Marcy.
    »Mein Gott, das tut mir sehr leid.«
    »Kannst du mir einen Gefallen tun?«, fragte Marcy, kroch zurück ins Bett und zog sich die Decke bis ans Kinn.
    »Jeden.«
    »Kannst du mich einfach festhalten?«
    Sofort spürte sie seine Arme um sich, seinen Atem warm im Nacken. Sie schmiegte ihren Körper dicht an seinen, und so lagen sie da, bis sie irgendwann spürte, wie sein Griff sich lockerte und sein Atem in den langsameren Rhythmus des Schlafes überging. Eine Weile lauschte sie im Dunkeln seinem beruhigenden leisen Schnarchen, bevor sie sich sanft aus seiner Umarmung löste, leise aus dem Bett schlüpfte, sich anzog und auf Zehenspitzen aus dem Zimmer schlich.

KAPITEL SECHS
    Am nächsten Morgen checkte Marcy als Erstes aus ihrem Hotel aus.
    »Wie ich sehe, liegen noch einige nicht abgehörte Nachrichten für Sie vor«, sagte der Mann an der Rezeption, als sie die Rechnung bezahlte.
    »Die können Sie einfach löschen.«
    »Wie Sie wünschen. Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie weiterhelfen …«
    »Sie können mir ein Taxi bestellen, bitte.« Nach der Rückkehr in ihr Zimmer hatte Marcy sich in der vergangenen Nacht doch dagegen entschieden, einen Wagen zu mieten – Lynette hatte recht: Sie war nicht vertraut mit den Straßen; sie war es nicht gewöhnt, auf der linken Straßenseite zu fahren; und wenn sie erst einmal in Cork war, brauchte sie eigentlich kein Auto mehr. Hatte der Touristenführer nicht ausdrücklich erklärt, dass man die Stadt am besten zu Fuß erkundete?
    »Sie werden vor dem Hotel bestimmt eins finden. Brauchen Sie Hilfe mit Ihrem Koffer?«
    »Nein. Das schaffe ich schon. Vielen Dank.«
    Direkt vor dem Eingang wartete eine ganze Reihe von Taxis. Marcy musste mehrere Fahrer ansprechen, bis sich einer bereitfand, sie bis nach Cork zu fahren, und das auch nur, nachdem sie eingewilligt hatte, ihm auch die Rückfahrt und das Benzin zu bezahlen. »In Ordnung«, sagte Marcy, als sie auf die Rückbank stieg. »Bringen Sie mich nur einfach so schnell wie möglich dorthin.« Und heil und ganz, fügte sie stumm hinzu, als der Mann einen Gang einlegte und einen veritablen Kickstart hinlegte.
    Zum Glück war der Fahrer möglicherweise der einzige Mensch in Irland, der absolut kein Interesse an einer Unterhaltung zeigte. Er fühlte sich auch nicht genötigt, sein Wissen über irische Geschichte und Folklore zum Besten zu geben. Wahrscheinlich hatte er nie den Blarney Stone geküsst, dachte Marcy und versuchte, es sich auf der engen Rückbank bequem zu machen.
    Es dauerte lange, bis sie aus der Stadt heraus waren. Eine Weile steckte das Taxi hinter zwei riesigen Kipplastern fest – »das neue

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