Herzstoss
ist Audrey?«, fragte Christopher Murphy, als ob Marcy gar nichts gesagt hätte.
»Was?«
»Miss Farrell hat gesagt, Sie hätten sich auffällig für eine Freundin von ihr namens Audrey interessiert.«
Marcy zuckte die Schultern, warf die Hände in die Luft und ließ sie wieder in den Schoß sinken. »Shannon hat sie erwähnt. Ich habe bloß versucht, mich nett mit ihr zu unterhalten.«
»Sie hat gesagt, Sie hätten eine Menge Fragen über Audrey und einen jungen Mann namens Jackson gestellt.« Wieder konsultierte er seine Notizen. »Jax«, konstatierte er mit einer Betonung auf dem X.
»Sie klingen so, als ob Sie ihn kennen«, sagte Marcy hoffnungsvoll und um einen neutralen Tonfall bemüht. Hatte Shannon ihr nicht erklärt, dass dieser Jax einen ziemlich üblen Ruf hatte? War es möglich, dass er schon mit dem Gesetz in Konflikt geraten war und die Beamten ihn kannten?
»Ich kann nicht behaupten, dass mir der Name bekannt vorkommt«, beantwortete Christopher Murphy ihre stumme Frage. »Was ist mit dir, Johnny? Kennst du jemanden namens Jax?«
Der jüngere Polizist schüttelte den Kopf.
»Meine Cousine hat ihr Baby gerade Jax getauft«, sagte Colleen Donnelly.
»Wie schon gesagt«, erklärte Marcy ihnen. »Ich habe bloß versucht, mich mit dem Mädchen zu unterhalten. Aus reiner Höflichkeit.«
Murphy wies mit der Hand auf ihr geschwollenes Gesicht. »So sieht es aus, wenn Sie versuchen, höflich zu sein?«
»Hören Sie. Nichts von alldem ist meine Schuld. Ich bin hier das Opfer. Ich bin diejenige, die angegriffen wurde.«
»Wenn Sie möchten, können wir gern Ihre Anzeige aufnehmen.«
»Ich will keine Anzeige erstatten. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Ich will bloß hier raus.«
»Dann erzählen Sie uns, was wirklich los ist, Mrs. Taggart«, sagte Colleen Donnelly. »Vielleicht können wir Ihnen helfen.«
Marcy sah die Gardai nacheinander an, alle drei Beamten starrten unterschiedlich mitfühlend oder neugierig zurück. Konnten sie ihr helfen? Konnte sie ihnen die Wahrheit anvertrauen?
»Audrey ist meine Tochter«, sagte sie nach einer längeren Pause, nachdem sie entschieden hatte, dass sie gar keine andere Wahl hatte, als ihnen zu vertrauen.
»Ihre Tochter«, wiederholten alle drei fast im Chor.
»Sie ist vor knapp zwei Jahren verschwunden.«
Die Polizisten warteten, dass sie fortfuhr. Christopher Murphy zog eine seiner schmalen Augenbrauen hoch und presste die Lippen aufeinander, als wollte er pfeifen.
Wie viel konnte sie ihnen erzählen? »Wir dachten, sie wäre tot …«
»Warum haben Sie das gedacht?«, unterbrach John Sweeny sie.
»Weil sie wollte, dass wir das denken. Weil sie verwirrt und depressiv war«, beantwortete Marcy die nächste Frage, bevor sie sie stellen konnten. Sie erzählte ihnen, dass Devon in das Ferienhaus gefahren war und man später ihr gekentertes Kanu in der Bucht gefunden hatte. Sie erzählte ihnen, dass ihre Ehe zerbrochen war und ihr Mann sie verlassen hatte. Sie erzählte ihnen, wie sie nach Irland gekommen war und Devon gesehen hatte, als jene an Grogan’s House vorbeigegangen war, dass Liam und Kelly ihre Tochter auf dem Foto als ein Mädchen, das sie unter dem Namen Audrey kannten, identifiziert und ihr berichtet hatten, dass sie mit einer jungen Frau namens Shannon befreundet war, die als Kindermädchen für eine wohlhabende Familie aus Cork arbeitete.
»Nur, damit wir das richtig verstehen«, sagte Christopher Murphy, als sie fertig war. »Sie sagen, Sie hätten das Haus der O’Connors ausspioniert und wären Shannon in den Park gefolgt …«
»Ich bin ihr nicht in den Park gefolgt. Ich war schon da …«
»Aber vor Ihrer Begegnung in dem Park sind Sie ihr gefolgt?«
»Ich habe gehofft, dass sie mich zu meiner Tochter führen würde.«
»Warum haben Sie Shannon nicht einfach gefragt, wo Sie sie finden können?«, lautete die nächste logische Frage.
Wie oft hatte sie sich schon das Gleiche gefragt? »Ich hatte Angst, dass Devon, wenn sie erfährt, dass ich hier bin und sie gesehen habe, wieder verschwinden würde. Und dieses Risiko durfte ich nicht eingehen.«
»Wer ist Devon?«, fragte Johnny und runzelte verwirrt die Stirn.
»Meine Tochter.«
»Verzeihen Sie, aber ich dachte, Sie hätten gesagt, Ihre Tochter heißt Audrey.«
»Audrey ist der Name, den sie benutzt.«
»Warum sollte sie einen falschen Namen benutzen.«
»Weil sie offensichtlich nicht gefunden werden will«, erwiderte Marcy gereizt.
»Sie glauben nicht, dass Sie froh
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