Herzstoss
den O’Connors angefangen habe.«
»Stammt sie aus der Gegend?«
»Nein, ich glaube, sie kommt ursprünglich aus London?« Shannon fing unvermittelt an zu lachen.
»Was ist so komisch?«
»Sie sollten mal ihre Imitation von Mrs. O’Connor hören. Zum Totlachen. Sie hat den Akzent voll drauf.«
Marcy räusperte sich, um nicht laut loszuschreien. »Kann Sie auch andere Akzente?«
»O ja. Deutsch, Italienisch, Amerikanisch. Sie ist wirklich erstaunlich. Meinen Sie, ich könnte noch einen Keks haben?«
»Bedienen Sie sich.«
Shannon nahm einen weiteren Keks von dem Teller, brach ihn in zwei gleich große Hälften und stopfte sich eine in den Mund. »Das ist wahrscheinlich ganz nützlich, wenn Sie nach Kalifornien geht.«
»Sie geht nach Kalifornien?«
Shannon leckte nickend ein paar Krümel von den Lippen. »Sagt sie jedenfalls.«
»Hat sie gesagt, wann?«
»Ziemlich bald schon, glaube ich.« Sie legte die andere Hälfte des Kekses wieder auf den Teller und sah Marcy nervös an. »Warum interessieren Sie sich so für Audrey?«
Marcy zuckte die Achseln. »Ach, nur so. Diese Kekse sind wirklich köstlich. Hier, nehmen Sie den letzten.«
»Nein, ich sollte mich auf den Heimweg machen.« Shannon schob ihren Stuhl zurück und wollte aufstehen.
»Meinen Sie, es ist eine gute Idee, das Baby jetzt zu stören?«, fragte Marcy rasch.
Shannon betrachtete das schlafende Baby auf Marcys Arm und seufzte tief. »Sie haben wirklich ein Händchen mit ihr.«
»Tut mir leid, wenn ich so viele Fragen stelle«, entschuldigte Marcy sich. »Auf die Dauer ist es nur ein bisschen einsam«, fügte sie noch hinzu, »wenn man allein reist.«
»Oh, ich weiß, wie Sie sich fühlen«, sagte Shannon sofort wieder besänftigt und griff nach der anderen Hälfte ihres Kekses. »Als ich nach Dublin gezogen bin, hab ich mich am Anfang schrecklich einsam gefühlt. Ich kannte niemanden. Auch nachdem ich nach Cork gekommen bin, war es zunächst schwer. Ich hatte niemanden, mit dem ich reden konnte. Weiß der Himmel, wie oft ich mich abends in den Schlaf geweint habe.«
Und dann hast du Audrey getroffen, wollte Marcy sagen, fragte jedoch stattdessen: »Und dann haben Sie den Job bei den O’Connors gefunden.«
»Ja. Und dann habe ich Audrey kennengelernt«, sagte Shannon von sich aus.
»Und Jax.«
»Und Jax«, bestätigte Shannon. »Aber ihn sehe ich nicht so oft. Mrs. O’Connor hält mich ziemlich beschäftigt.«
»Das glaube ich gern.«
»Verstehen Sie mich nicht falsch. Sie ist eine reizende Frau. Sehr fair und großzügig.«
»Sicherlich.«
»Ich hoffe, ich habe Ihnen keinen falschen Eindruck vermittelt.«
»Das haben Sie ganz bestimmt nicht.«
»Ich hatte großes Glück, diesen Job zu bekommen.« Shannon blickte zur Tür des Pubs. »Möchten Sie noch ein bisschen Tee?« Sie winkte in Richtung des Fensters.
Die Tür öffnete sich. Schritte nahten.
»Könnten wir bitte noch eine Kanne Tee bekommen?«, fragte Shannon höflich.
In der Erwartung, Liam zu sehen, blickte Marcy lächelnd auf. Stattdessen stand Kelly an ihrem Tisch.
»Na, hallo«, sagte die Kellnerin, die Marcy sofort wiedererkannte. »Wie ich sehe, haben Sie Shannon gefunden.«
Die Röte in Shannons Gesicht verblasste schlagartig. »Was?«
»Ihr Tee kommt sofort«, sagte Kelly, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand wieder in dem Pub.
Shannon war schon halb aufgestanden, das Rot ihrer Wangen bis zum Hals mit neuer Kraft erblüht. »Was meinte Sie mit ›Wie ich sehe, haben Sie Shannon gefunden‹? Haben Sie nach mir gefragt?«
»Nein, natürlich nicht. Sie muss mich mit irgendwem verwechseln.«
»Und Sie müssen mich für eine Idiotin halten. Glauben Sie, ich wäre blöd?«
»Bitte setzen Sie sich. Ich kann das erklären.«
»Sie stellen mir all diese Fragen über mich und meine Freunde! Hat Mrs. O’Connor Sie dazu angestiftet?«, wollte Shannon mit Tränen in den Augen wissen.
»Was?«
»Sie hat Sie geschickt, oder? Um mich zu überprüfen und herauszufinden, wer meine Freunde sind, mit wem ich mich treffe und was ich so mache. Sie werden ihr all die hässlichen Dinge berichten, die ich gesagt habe …«
»Sie haben gar nichts gesagt …«
»Ich werde meinen Job verlieren …«
»Ich habe nicht die Absicht, Mrs. O’Connor irgendwas zu sagen.«
»Was wollen Sie dann? Wer sind Sie?«
Marcy bemerkte, dass Shannons Empörung allmählich die Aufmerksamkeit einiger anderer Gäste erregte, und senkte ihre Stimme in der Hoffnung, dass Shannon das
Weitere Kostenlose Bücher