Herzstoss
wäre, Sie zu sehen?«, fragte Colleen.
»Nein.«
»Warum nicht, Mrs. Taggart?«
»Weil es Probleme gab …«
»Was für Probleme?«
»Es ist kompliziert. Unsere Beziehung war …«
»Kompliziert«, wiederholte Johnny.
»Ja. Devon hat eine schwierige Zeit durchgemacht. Sie hat mich für viele ihrer Probleme verantwortlich gemacht …«
»Zum Beispiel?«
»Darauf würde ich jetzt lieber nicht eingehen.«
»Wenn Sie wollen, dass wir Ihnen helfen, wäre es das Beste, wenn wir alle Fakten kennen.«
»Ich habe Sie nicht um Hilfe gebeten«, sagte Marcy.
»Warum nicht?«
»Was?«
»Sie sagten, Sie hätten Fotos von Ihrer Tochter? Kann ich sie bitte sehen?«, machte Christopher Murphy seine Chefposition geltend.
Mary zog die Fotos von Devon aus ihrer Handtasche und legte sie in seine ausgestreckte Hand. Sofort drängten die beiden anderen Beamten sich an seine Seite und reichten die Fotos in Bauchhöhe hin und her.
»Hübsches Mädchen«, stellte Johnny fest.
»Kann nicht sagen, dass sie mir bekannt vorkommt«, bemerkte Colleen.
»Nein. Kenne ich nicht«, stimmte Murphy ihr zu. »Sagen Sie, warum sind Sie nicht gleich zu uns gekommen, nachdem Sie sie gesehen haben?«
Marcy starrte ihn leeren Blickes an. Eine weitere Frage, auf die sie keine befriedigende Antwort hatte.
»Ich meine, ich glaube, ich verstehe, warum Sie Shannon nicht direkt ansprechen wollten«, fuhr er sanft fort, »aber wir hätten Ihnen vielleicht helfen können, Audrey zu finden.«
»Wie hätten Sie mir helfen können?«
»Nun, das ist unser Job , Mrs. Taggart. Wir helfen Menschen. Oder wir versuchen es zumindest. Wir hätten ihr Foto verteilen, in offizieller Funktion mit Shannon reden, Nachforschungen über Audrey anstellen und herausfinden können, ob sie wirklich Ihre Tochter ist.«
»Was wollen Sie damit sagen? Glauben Sie mir etwa nicht?«
»Das will ich keineswegs sagen. Aber Sie haben sie lediglich für eine halbe Sekunde durch das Fenster von Grogan’s House gesehen«, erinnerte der leitende Beamte Marcy. »Wenn ich mich nicht irre, sind die Fenster des Pubs mit Reklame gepflastert.«
»Ich weiß, was ich gesehen habe.«
»Ich bin mir sicher, dass Sie glauben , es gesehen zu haben.«
»Jetzt fangen Sie schon an wie mein Mann«, sagte Marcy höhnisch und bedauerte im selben Moment, den Gedanken laut ausgesprochen zu haben.
»Ihr Mann ist der Ansicht, dass Sie sich irren könnten?«
»Die Ansichten meines Mannes sind nicht mehr meine Sorge.«
»Haben Sie mit ihm darüber gesprochen?«
»Ja, das habe ich in der Tat.«
»Und?«
Marcy schluckte ihre wachsende Frustration herunter. »Er zieht es vor zu glauben, dass unsere Tochter tot ist.«
»Warum sollte ein Vater glauben wollen, dass seine Tochter tot ist?«
»Weil es so manchmal leichter ist. Und Peter hat stets den Weg des geringsten Widerstands bevorzugt.«
»Immer?«, fragte Christopher Murphy und runzelte die Brauen. »Wollen Sie damit sagen, dass das schon öfter passiert ist?«
»Nein, das will ich damit nicht sagen.«
»Ist es schon einmal passiert?«
»Ist was schon einmal passiert?«, wollte Marcy wissen und sagte dann, bevor er antworten konnte: »Hören Sie. Mir reicht’s. Es ist wirklich sehr freundlich von Ihnen, dass Sie mir helfen wollen, aber das ist nicht nötig. Wenn Sie mir also bitte einfach meinen Pass zurückgeben, dann sind Sie mich los.« Marcy vergrub ihre Finger in der Masse ihrer dunklen Locken. Sie musste aussehen wie eine Verrückte. Kein Wunder, dass man sie für geistesgestört hielt.
»Dies war nicht das erste Mal, dass Sie dachten, Sie hätten Ihre Tochter gesehen, nicht wahr, Mrs. Taggart?«, bohrte Officer Murphy weiter.
»Ich verstehe nicht, inwiefern das von irgendeiner Bedeutung ist.« Wie oft hatte sie das schon gesagt? Vielleicht war sie es selbst, die bedeutungslos war.
»Ist es schon einmal passiert?«, wiederholte er ein viertes Mal.
Wenn er mich noch mal fragt, verpasse ich ihm eins aufs Maul, dachte Marcy. Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Ja, es ist schon einmal passiert.« Sie öffnete die Augen gerade rechtzeitig, um den wissenden Blick zu bemerken, den die drei Beamten wechselten. Was meint ihr zu wissen, fragte Marcy sie stumm. Glaubt mir, ihr wisst gar nichts.
»Das heißt, es ist möglich, dass Sie sich auch dieses Mal irren, oder nicht?«
»Nein, das ist nicht mög … Ja, ich nehme an, es ist denkbar«, sagte sie im nächsten Atemzug, weil sie entschieden hatte, dass sie ihnen ebenso
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