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Herzstoss

Herzstoss

Titel: Herzstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
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immer noch kreiselnden Jungen und strich über seinen blonden Schopf, als sie aus dem Lift trat.
    »Mummy«, rief der Junge, als die Fahrstuhltür sich hinter ihr schloss, »sie hat mich angefasst.«
    Mommy , hörte sie Devon im Geiste rufen und fuhr herum, obwohl sie schon wusste, dass dort niemand sein würde.
    Ihr Zimmer war nur wenige Schritte vom Fahrstuhl entfernt. Marcy öffnete die Tür und sah eine Wand mit Bleiglasfenstern mit Blick auf einen kleinen Garten. In dem in elegantem Marmor gehaltenen Bad gab es eine große Wanne und zusätzlich eine Duschkabine. Das Doppelbett war mit frischen weißen Laken bezogen, die Wände waren apricotfarben gestrichen. Im Kleiderschrank hing ein flauschiger weißer Bademantel. »Ich glaube, hier bleibe ich für immer«, seufzte sie, ließ sich aufs Bett sinken und betrachtete das Porträt zweier junger Frauen, das über ihrem Kopf an der Wand hing. Sie schloss die Augen, stellte sich vor, dass Vic neben ihr lag und sie fest in den Armen hielt. Sekunden später war sie eingeschlafen.
    Sie träumte, dass sie mit nackten Füßen in der Schuhabteilung eines großen Kaufhauses stand, Haufen von beiseitegelegten Schuhen um sie herum auf dem Boden verteilt. »Ich brauche ein Paar, das zu meinem Kleid passt«, erklärte sie dem unglücklichen Verkäufer und zerrte an der smaragdgrünen Schürze, die ihr blaues geblümtes Kleid bedeckte.
    »Hier gibt es nichts«, erklärte der Verkäufer ihr. »Sie sollten nach Hause fahren.«
    »Ich fahre erst, wenn ich meine Schuhe gefunden habe.«
    »Ihr Benehmen ist lächerlich«, erklärte der Verkäufer ihr mit John Sweenys Stimme.
    Ein Mann kam auf sie zu, in der Hand ein Paar schwarze Stöckelschuhe mit abgebrochenen Absätzen. »Wie wär’s mit denen?«
    Es war Vic Sorvino.
    »Vic!«, rief Marcy und streckte die Arme aus.
    »Fass ihn nicht an«, mahnte Liam, der wie aus dem Nichts auftauchte und Vic die Schuhe aus der Hand riss. »Ich vertraue ihm nicht.« Liam warf die Schuhe auf den Boden, wo sie von den Holzdielen abprallten und gegen die Wand titschten.
    Marcy schreckte hoch, den Widerhall der klackernden Schuhe noch immer Ohr.
    »Housekeeping«, hörte sie jemand vor ihrer Zimmertür sagen, begleitet von einem leisen Klopfen. Keine Schuhe, begriff sie, richtete sich auf und sah auf die Uhr. Es war schon nach fünf. Sie hatte gut zwei Stunden geschlafen.
    Die Tür ging auf, und ein Zimmermädchen in Uniform kam herein. Beiden Frauen stockte der Atem. »Oh, entschuldigen Sie«, sagte das Zimmermädchen und wich zur Tür zurück. »Ich wusste nicht, dass jemand da ist. Ich habe geklopft und geklopft. Ich komme später wieder.«
    »Nein. Ist schon in Ordnung.« Marcy sprang vom Bett auf und trat an die großen Fenster. »Ich muss eingeschlafen sein. Bitte, machen Sie nur. Machen Sie … was auch immer.«
    »Es dauert nur eine Minute.«
    Marcy beobachtete, wie die junge Frau, deren langes schwarzes Haar am Hinterkopf zu einem Zopf geflochten war, den ockerfarbenen Bettüberwurf abzog, faltete und ins obere Regal des Kleiderschranks legte. Falls sie überrascht war, keine Kleidung auf den Bügeln zu sehen, ließ sie es sich nicht anmerken.
    »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«, fragte sie.
    Marcy schüttelte den Kopf. »Oder warten Sie!« Sie griff nach ihrer Handtasche, zog hastig den Umschlag mit den Fotos ihrer Tochter heraus und suchte das neueste aus. »Kennen Sie zufällig dieses Mädchen?«
    Die junge Frau nahm Marcy das Foto aus den zitternden Händen und hielt es sich so dicht vors Gesicht, dass sie es fast mit ihrer kleinen Himmelfahrtsnase berührte. »Nein, kann ich nicht behaupten«, sagte sie.
    »Sind Sie sicher?«, bedrängte Marcy sie. »Sie klingen ein wenig unsicher.«
    »Es ist bloß, dass ich ohne Brille nicht so gut gucken kann.«
    »Das heißt, vielleicht kennen Sie sie doch?«
    »Nein, ich glaube nicht«, sagte das Mädchen.
    »Aber ohne Ihre Brille …«
    »Ich hab geblinzelt. Das funktioniert fast genauso gut.« Mit einem Lächeln gab sie Marcy das Foto zurück.
    »Verdammt«, murmelte Marcy, als das Zimmermädchen gegangen war. Hatte sie wirklich erwartet, dass das Mädchen Devon auf dem Foto erkannte, fragte sie sich kopfschüttelnd. Sie wusste überhaupt nicht mehr, was sie machen sollte. Mit der Einsicht, dass sie keinen Schritt weiter war als bei ihrer Ankunft in Cork, ließ sie sich wieder aufs Bett fallen. Wenn überhaupt, war sie jetzt schlimmer dran. Sie hatte keine Spur, keine Kleidung, nicht

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